Arbeitsmarkt im Wandel 24.07.2025, 12:33 Uhr

Demografie und Reformstau belasten Fachkräftesituation im Handel

Der Einzelhandel ist mit über drei Millionen Beschäftigten eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Der HDE fordert nun tiefgreifende Reformen, um die Branche zukunftssicher zu machen.
Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer für Arbeit und Soziales, fordert politische Maßnahmen gegen den zunehmenden Fachkräftemangel im Einzelhandel.
(Quelle: HDE)
Trotz wirtschaftlich angespannter Lage sind im Einzelhandel weiterhin über 3,1 Millionen Beschäftigte tätig. Doch die Branche sieht sich mit einer wachsenden Fachkräftelücke konfrontiert. Laut Handelsverband Deutschland (HDE) ist der Mangel an qualifiziertem Personal immer deutlicher spürbar.
Nach einer aktuellen Erhebung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) blieben allein im Jahr 2024 rund 122.000 Stellen im Einzelhandel unbesetzt. Die Ursachen sind vielfältig, ein wesentlicher Treiber ist die demografische Entwicklung. „In den nächsten Jahren gehen viele Babyboomer in Rente – die Politik muss jetzt handeln“, betont Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer für Arbeit und Soziales.

Hier sieht der HDE Handlungsbedarf

Für den HDE sind politische Reformen zentral, um die Branche zukunftsfest zu machen. Eine bundesweit flächendeckende Kita-Betreuung bis 20 Uhr, auch samstags, ist aus Sicht des Verbands notwendig – besonders, weil im Einzelhandel überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten. Weitere Forderungen: zügige Anerkennung ausländischer Fachkräfte, gezielte Weiterbildung, eine Modernisierung des Steuerrechts sowie die Abschaffung der „Rente mit 63“.
Ein weiterer konkreter Reformvorschlag betrifft das Steuerrecht für Ehepaare: Der HDE fordert, die Kombination der Steuerklassen III und V in das gerechtere Faktorverfahren der Steuerklasse IV zu überführen. Dieses Verfahren ermöglicht eine ausgewogenere Besteuerung beider Partner und kann zusätzliche Anreize für die Erwerbstätigkeit schaffen – insbesondere bei Zweitverdienenden. 
Aus Sicht des Verbands ist dies ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel im Einzelhandel strukturell entgegenzuwirken.Zugleich wirbt der Verband für mehr gesellschaftliche Akzeptanz der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und spricht sich für ein an die steigende Lebenserwartung gekoppeltes Renteneintrittsalter aus.

Attraktive Verdienstmöglichkeiten und Karriereoptionen

Der Einzelhandel bietet nach Angaben des Statistischen Bundesamts vergleichsweise wettbewerbsfähige Löhne: Das durchschnittliche Monatsbruttogehalt einer Vollzeitkraft lag im Juni 2025 bei 3.628 Euro. Die sogenannten Effektiventgelte – also alle tatsächlich gezahlten Löhne, unabhängig von Tarifbindung – sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Zwischen 2022 und 2024 um rund 13,4 Prozent.
Auch die Stundenverdienste zeigen ein differenziertes Bild:
  • Expertenpositionen: durchschnittlich 37,02 Euro pro Stunde
  • Fachkräfte: durchschnittlich 19,09 Euro pro Stunde
  • Helfertätigkeiten: durchschnittlich 16,44 Euro pro Stunde
Insgesamt lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn für Vollzeitkräfte im Einzelhandel zuletzt bei 22,26 Euro.
Die Entwicklungen im Einzelhandel betreffen auch den Fahrradfachhandel unmittelbar – sei es im stationären Verkauf, im Service oder in der Logistik. Wettbewerbsfähige Löhne, flexible Arbeitszeitmodelle und eine langfristige Personalstrategie könnten entscheidend sein, um die eigene Marktposition in einem zunehmend angespannten Arbeitsmarkt zu sichern.



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