Erkenntnis der Bertelsmann-Stiftung
16.07.2025, 10:15 Uhr
Schulabgänger meiden Ausbildung – Fachkräftemangel verschärft sich
Knapp ein Viertel der Schulabgänger zieht Job-Erfahrung einer dualen Ausbildung vor. Mangelnde Bewerbungsfähigkeit und niedriges Azubigehalt stoppen viele. Die Branche muss mit passgenauer Förderung und aktivem Ausbildungsmarketing reagieren.
Fast 90 Prozent der Jugendlichen mit niedriger Schulbildung können sich grundsätzlich eine Ausbildung vorstellen, zweifeln aber häufig an ihren eigenen Chancen.
(Quelle: Bertelsmann, Achim Multhaupt
)
)
Die aktuelle Jugendstudie „Ausbildungsperspektiven 2025“ der Bertelsmanns-Stiftung zeigt: Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland plant nach dem Schulabschluss ausschließlich zu arbeiten – ohne formale Berufsausbildung. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei Schülerinnen und Schülern mit geringem Schulabschluss: Knapp ein Viertel dieser Gruppe will zuerst jobben, statt eine Ausbildung zu beginnen.
Ursache sind häufig praktische Bedenken: Viele fühlen sich beim Bewerbungsschreiben überfordert oder glauben, nicht die nötigen Qualifikationen für Ausbildungsplätze zu haben. Daneben nennen rund 48 Prozent der Befragten das niedrige Gehalt von Auszubildenden als Hemmnis. Besonders für Betriebe der Fahrradbranche bergen diese Entwicklungen Risiken. Ohne qualifizierten Nachwuchs droht der Fachkräftemangel zu einem Wachstumshemmnis zu werden.
Niedrig Gebildete wollen grundsätzlich in Ausbildung
Dabei bleibt die Berufsausbildung weiterhin beliebt: 43 Prozent streben eine Ausbildung an, 40 Prozent ein Studium. Fast 90 Prozent der Jugendlichen mit niedriger Schulbildung können sich grundsätzlich eine Ausbildung vorstellen, zweifeln aber häufig an ihren eigenen Chancen. In dieser Gruppe glaubt mehr als ein Drittel nicht oder ist sich unsicher, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Fachleute appellieren an Politik und Wirtschaft: Es braucht passgenaue Übergangsprogramme, gezielte Bewerbungstrainings und Beratung, insbesondere für bildungsbenachteiligte Zielgruppen. Auch Betriebe sollten ihren Rekrutierungsweg überdenken – digitale Kanäle wie Youtube und Tiktok erreichen junge Menschen effizienter als veraltete Plattformen.
Für Hersteller und Händler in der Fahrradbranche heißt das: Maßnahmen zur Nachwuchsförderung im eigenen Betrieb ausweiten, sichtbare Ausbildungsangebote kommunizieren – etwa über Social Media – und jungen Menschen Perspektiven aufzeigen. Nur so lässt sich der Kreislauf aus Fachkräftemangel und steigender Zahl unqualifizierter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchbrechen.