Vorbilder für Verkehrswende 03.05.2022, 08:16 Uhr

ADFC stellt weltbeste Beispiele für Schnellumbau von Straßen vor

Der Fahrradclub ADFC hat die spannendsten internationalen Ideen zur Verkehrswende aufgearbeitet und erklärt, wie Deutschland diese umsetzen kann.
Fahrradstraße in Utrecht
(Quelle: ADFC / April Agentur)
Pop-up-Radwege, autofreie Schulstraßen, geschützte Kreuzungen, grüne Welle fürs Rad, Tempo 30 – weltweit wenden Städte und Regionen neue Konzepte an, um den Verkehr schnell klimafreundlich und das Radfahren für alle attraktiv zu machen. Der Fahrradclub ADFC hat mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes die spannendsten internationalen Ideen im Projekt Innoradquick analysiert und veröffentlicht. Gemeinsamkeit von Utrecht, Sevilla, New York, Memphis, Houston und Berlin Friedrichshain-Kreuzberg? Es braucht einen starken politischen Willen zur Umgestaltung der Straßen.
Die ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Um lebenswerte Städte und klimafreundlichen Verkehr zu schaffen ist der politische Wille entscheidend, das Radfahren und Zufußgehen klar zu priorisieren. Man darf sich von erwartbaren Widerständen nicht entmutigen lassen – und bei den ersten Schritten keinen übertriebenen Perfektionismus an den Tag legen. Wichtig sind auch konkrete quantitative Ziele für die Förderung des Radverkehrs – und gute Daten, um die Fortschritte zu belegen. Unsere Innoradquick-Broschüre ist ein Leitfaden für deutsche Kommunen, wie der Ausbau der Radwegenetze schnell gelingen kann. Der Bund ist jedoch gefragt, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die es mutigen Kommunen in Deutschland schwermachen, moderne Fahrradpolitik umzusetzen. Das Straßenverkehrsgesetz muss modernisiert werden, wir brauchen eine Regelfinanzierung des Bundes und mehr Radverkehrsplaner und -planerinnen auf allen Ebenen. Nur so können Kommunen attraktive Fahrradstädte wie die internationalen Vorbilder werden.“

Utrecht, Sevilla, Memphis, Berlin - politischer Wille entscheidet

Am Beispiel Utrecht zeigt der ADFC, wie eine Stadt mit einem politisch hoch aufgehängten Fahrrad-Aktionsplan und kräftigen Investitionen in breite Radwege, Fahrradbrücken, -parkhäuser und fahrradfreundliche Ampelschaltungen in zehn Jahren zur Fahrradstadt der Superlative mit über 60 Prozent Radverkehrsanteil werden konnte. Das spanische Sevilla hat es innerhalb von vier Jahren geschafft, von annähernd null Fahrradinfrastruktur zu einem lückenlosen Basis-Radverkehrsnetz zu kommen und den Fahrradanteil am Gesamtverkehr um das Elffache zu erhöhen. Anhand von drei nordamerikanischen Beispielen – New York, Memphis und Houston – zeigt der ADFC das pragmatische Prinzip der „quick-build projects“, also bauliche Maßnahmen wie Pop-up-Radwege, mit denen Radverkehrsanlagen in kürzester Zeit auf die Straße gebracht werden können. Auch wirksame Methoden der Beteiligung von Bürgern und Bürgerinnen und des Projektmanagements stellt der ADFC vorbildhaft vor. Am Beispiel von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg zeigt der Fahrradclub, wie es auch in Deutschland gelingt, mit einer klaren Agenda, Mut zu neuem Denken, einer Fehlerkultur und kraftvollem politischem Handeln den Ausbau der Radinfrastruktur schnell voranzutreiben.
Schneider: „Was wir auch brauchen, sind Geschichten, die den Verantwortlichen in den Kommunen Mut machen und zeigen, dass und wie der Schnellumbau der Straßen geht. Der ADFC zeigt mit dem Innoradquick-Projekt, wie es mit starker politischer Führung, guter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie einer ordentlichen Portion Kreativität gelingen kann, Straßen schnell fahrradfreundlich umzugestalten. Natürlich werfen wir einen Blick in die Niederlande, aber es wird einige überraschen, auch mehrere US-amerikanische Vorbildstädte in unserer Broschüre zu finden. Wenn jetzt der Bund die notwendigen rechtlichen, finanziellen und personellen Voraussetzungen schafft, kann Deutschland ein Fahrradland werden.“
Das Projekt Innoradquick wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.



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