Destatis: deutlich mehr Pedelec-Unfälle 27.10.2020, 10:32 Uhr

ADFC: Radfahren darf kein Risikosport sein

Das Statistische Bundesamt meldet einen starken Anstieg von Pedelec-Unfällen im ersten Halbjahr 2020. Das liegt zwar auch an der stark steigenden Verbreitung. Der ADFC aber weist darauf hin, dass viele Unfälle mit sicheren Radwegen gar nicht erst passieren würden.
Feuerwehrmann vor Polizeiauto (Symbolbild)
(Quelle: Pixabay)
Der Fahrradclub ADFC warnt seit Langem vor wachsenden Unfallrisiken durch überkommene Fahrradinfrastruktur. Er appelliert an die Kommunen, die Radwegenetze schnell dem gestiegenen Bedarf entsprechend auszubauen. 
Der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Die seit der Corona-Krise neu entfachte Begeisterung für das Rad- und Pedelec-Fahren darf nicht in Rekord-Unfallzahlen münden. Radfahren darf kein Risikosport sein – es muss komfortabel und sicher für Menschen aller Altersgruppen und Fitnesslevel werden. Der Ausbau der Radinfrastruktur geht quälend langsam voran, weil die Politik meist insgeheim weiter am Ideal der auto-optimierten Stadt festhält. Radfahren ist gesund und soll es auch bleiben! Die Fahrradnation-in-spe kann nicht zehn Jahre auf zeitgemäße Radwegenetze warten – wir brauchen den schnellen Infrastrukturausbau jetzt!“
48 Prozent mehr Pedelec-Unfälle
Laut Destatis ist die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern ohne elektrische Unterstützung im ersten Halbjahr geringfügig von 34.858 auf 33.343 gesunken, die Zahl der Pedelec-Unfälle aber hat sich drastisch erhöht: von 4.252 im ersten Halbjahr 2019 auf 6.227 in 2020, das macht eine Zunahme von 48 Prozent. Während bei allen anderen Verkehrsarten die Anzahl der Getöteten sank, kamen 2020 fast sieben Prozent mehr Pedelec-Fahrer ums Leben als zuvor. Bei den Schwerverletzten nahm die Zahl sogar um 50 Prozent zu.
Viele Neuaufsteiger auf dem Pedelec
Nach Einschätzung des ADFC ist die Zunahme der Pedelec-Unfälle auch im Zusammenhang mit den stark angestiegenen Verkaufszahlen seit der Corona-Krise zu sehen. Laut Zweirad-Industrieverband ist der Verkauf sogenannter E-Bikes im ersten Halbjahr um 16 Prozent gestiegen. Stork: „Es reicht aber nicht, Pedelec-Fahrtrainings anzubieten – der wichtigste Hebel ist die Infrastruktur. Für die verkehrsüberlasteten Städte ist es ein Segen, wenn viele Menschen das Rad- und Pedelecfahren für sich neu entdecken. Alles, was sie jetzt brauchen, ist gute Infrastruktur.“
Hauptunfallgegner: Auto
Etwa zwei Drittel aller Fahrrad- und Pedelec-Unfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrer. Bei knapp 20 Prozent der polizeilich erfassten Unfälle ist kein Unfallgegner im Spiel. Bei diesen sogenannten Alleinunfällen kommen Radfahrer beispielsweise durch mangelhafte Infrastruktur zu Fall – also durch Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg.
Erfreulich dagegen ist, dass die Zahl der getöteten und verletzten Radfahrer gesunken ist. Die Meldung des Statistischen Bundesamtes steht hier.



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