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27.06.2025, 09:40 Uhr
Regelverstöße im Radverkehr: Freiburger Forscher machen Ursachen sichtbar
Regelverstöße im Radverkehr sind oft keine Frage von Rücksichtslosigkeit, sondern von Infrastruktur und Situation. Das Projekt RULES der Uni Freiburg will mit Hilfe einer digitalen Plattform Ursachen analysieren und so zur Verkehrssicherheit beitragen.
Das Projekt RULES erforscht Ursachen und Motive von Regelverstößen im Radverkehr.
(Quelle: Sandra Meyndt / Universität Freiburg)
Warum verstoßen Menschen im Straßenverkehr gegen Regeln – und wie lässt sich das ändern? Mit dieser Frage beschäftigt sich das interdisziplinäre Forschungsprojekt „RULES" ( „Regelverstöße im Radverkehr – Ursachenforschung und EntwickLung von Empfehlungen für eine Sichere Verkehrsinfrastruktur"), das die Universität Freiburg koordiniert. Ziel ist es, die Ursachen und Motive von Regelverstößen im Radverkehr besser zu verstehen und daraus konkrete Maßnahmen zur Konfliktvermeidung abzuleiten.
Regelverstöße nicht pauschal verurteilen
Ob das Fahren auf dem Gehweg, das Überfahren roter Ampeln oder gefährliche Überholmanöver: Regelverstöße im Radverkehr sind ein häufiges Thema – und oft Anlass für hitzige Debatten. Projektleiter Rul von Stülpnagel betont jedoch:
„Radfahrende werden häufig als aggressive oder rücksichtslose Verkehrsteilnehmende dargestellt. Wir möchten jedoch zeigen, dass viele Verstöße situativ zu betrachten sind und aus Unzumutbarkeit oder fehlender Klarheit im Straßenraum hervorgehen.“
Das Projekt RULES geht davon aus, dass viele Regelüberschreitungen nicht aus Rücksichtslosigkeit, sondern aus problematischen Rahmenbedingungen entstehen – etwa unklarer Verkehrsführung, fehlender Infrastruktur oder subjektiv empfundener Unsicherheit.
Beteiligung über digitale Plattform
Seit Juni 2025 ist die Plattform www.regelverstoesse.de online. Dort können alle Verkehrsteilnehmenden anonym Orte und Situationen melden, in denen sie Regelverstöße erlebt oder beobachtet haben – sei es als Radfahrerinnen, Autofahrer oder zu Fußgängerinnen. Die Einträge werden auf einer digitalen Karte visualisiert und dienen als Grundlage für die wissenschaftliche Analyse.
Daten für bessere Infrastruktur
Bis zum Projektende Ende 2026 sollen die gesammelten Daten mit weiteren Informationen wie Unfallstatistiken oder Verkehrsaufkommen verknüpft werden. Eine erste Auswertung ist für Spätsommer 2025 geplant. Ziel ist es, Muster zu erkennen, die auf strukturelle Probleme im Verkehrsraum hinweisen – etwa Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten oder wiederkehrende Konfliktzonen.
Relevanz für die Fahrradbranche
Für Hersteller und Händler bietet das Projekt wertvolle Erkenntnisse: Wenn klarer wird, welche Situationen zu Regelverstößen führen, können Produkte, Services und Kommunikation gezielter auf Sicherheit und Nutzerverhalten abgestimmt werden. Gleichzeitig liefert RULES eine fundierte Grundlage für die politische Diskussion um fahrradfreundliche Infrastruktur.