E-Bikes weiter auf Überholspur 15.03.2023, 11:00 Uhr

Marktzahlen belegen erneute Rekorde für Fahrradbranche in 2022

Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) hat die Markzahlen für das Jahr 2022 präsentiert. Erneut gab es Rekorde für die deutsche Fahrradbranche.
Der Fahrradmarkt wächst weiter.
(Quelle: Shutterstock / cgi_4_you)
Mit 2,6 Millionen produzierten Fahrrädern und E-Bikes war die Produktion auf einem Allzeithoch. Bei gleichbleibender Fahrradproduktion (900.000 Stück) stieg die E-Bike-Produktion um 20 Prozent auf 1,72 Millionen Fahrzeuge. Im Bereich der Zweiradteile und Komponenten stieg der Produktionswert seit 2020 um 55 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro. Durch hochwertige Produkte und den hohen E-Bike-Anteil hat sich der Umsatz der Branche mit Fahrrädern und E-Bikes in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht: von rund zwei Milliarden Euro in 2012 auf 7,36 Milliarden Euro in 2022. „Die Fahrradbranche wird vielfach in ihrer Leistungskraft unterschätzt“, sagt Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV (Zweirad-Industrie-Verband). „Dabei leistet sie in Deutschland und Europa einen signifikanten Anteil an der Wertschöpfung und steht für zukunftsfähige Produkte und Arbeitsplätze.“
Auch der Verkauf an die Endkundschaft war in 2022 insgesamt durch Wachstum geprägt. Die Gesamtstückzahl verkaufter Räder lag 2022 bei 4,6 Millionen. Das ist ein leichter Rückgang um 100.000 Stück im Vergleich zu 2021 und ein Plus von 300.000 Einheiten in Bezug auf das Vor-Corona-Jahr 2019. Gleichbleibend positiv ist die Entwicklung im E-Bike-Verkauf, er erreichte 2022 einen neuen Spitzenwert: 2,2 Millionen Stück (+ zehn Prozent zu 2021).
Somit sind E-Bikes in Deutschland mit einem Marktanteil von 48 Prozent klar auf der Überholspur. „Wir gehen davon aus, dass E-Bikes im Verlauf dieses Jahres bei den Stückzahlen erstmalig an unmotorisierten Fahrrädern vorbeiziehen werden“, so Stork. „In einigen Produktgruppen, wie bei Mountainbikes oder Lastenrädern haben wir in Deutschland inzwischen eine sehr klare Dominanz bei unterstützten Fahrzeugen.“ Fast eine Million Mountainbikes (931.600 Stück) wurden in 2022 verkauft, davon 836.000 als E-Mountainbikes (Anteil rund 90 Prozent).
Der durchschnittliche Verkaufspreis lag inklusive Mehrwertsteuer über alle Verkaufskanäle und Modellgruppen, also auch deutlich teurere Gruppen (unter anderem Lastenräder) hinweg, laut den Erhebungen des ZIV im Jahr 2022 bei 500 Euro für ein Fahrrad und 2.800 Euro für ein E-Bike. „Wenn man sich die Preisentwicklungen anschaut, dann ist es nicht einfach so, dass E-Bikes immer teurer würden. Ganz im Gegenteil, man bekommt heute viel mehr Rad fürs Geld“, betont Burkhard Stork. Gleichzeitig haben sich auch die Ansprüche verändert. Kunden wünschen sich heute höherwertige Komponenten, beispielsweise bei der Schaltung, den Bremsen, den Reifen oder der Beleuchtung. Ebenfalls auf der Wunschliste stehen ein starker Akku, Federung, App-Anbindung, ein gutes Design und eine lange Lebensdauer.
Mit der neuen Wertschätzung für Fahrräder und E-Bikes hat sich auch die Fahrradindustrie selbst enorm weiterentwickelt. Innovationen bei den Produkten und Komponenten, Engineering und Design sind zentrale Treiber für einen weiterwachsenden Markt.

ZIV erwartet wachsenden Markt

Die Lieferkettenprobleme aufgrund der Corona-Pandemie gehören der Vergangenheit an. Die Läger sind bei den Herstellern und Händlern sehr gut gefüllt. Die Zeit der ebenfalls pandemiebedingt hohen Kosten in der Vorproduktion (u.a. Rohstoffe, Teile, Transportkosten) ist vorbei und die Preisvorteile werden an die Kunden weitergegeben, so der ZIV.
Burkhard Stork fasst zusammen: „Wir sehen weiterhin ein großes Interesse am Fahrrad und E-Bike und rechnen für die kommenden Jahre mit einem stabilen Wachstum und einem Innovationsschub. Wenn zusätzlich die Politik ihre Hausaufgaben macht und Menschen im Alltag und in der Freizeit sicher und komfortabel Rad fahren können, steht dem Fahrradland Deutschland weder in Nutzung noch in der Produktion etwas im Weg!“

Bestand Fahrräder und E-Bikes in Deutschland

Der Bestand an Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland wächst kontinuierlich weiter auf 82,8 Millionen in 2022. Seit 2019 ist das eine Zunahme um 6,9 Millionen Stück. Seit 2012 zeigt die ZIV-Statistik einen Zuwachs von 11,8 Millionen (+ 16,6 Prozent). Statistisch verfügt fast jeder Mensch in Deutschland über ein Fahrrad oder E-Bike. Aber eine Marktsättigung ist längst nicht erreicht. Wachstumstreiber ist u.a. der deutliche Trend zum Zweitrad. 

Bestand E-Bikes in Deutschland

Der ZIV schätzt den Bestand an E-Bikes zum Ende des Jahres 2022 auf 9,8 Millionen Stück. Damit sind heute deutlich mehr als zehn Millionen E-Bikes auf der Straße unterwegs. Wichtig mit Blick auf gesundheitliche Vorteile, die Mobilitätswende oder Diskussionen um Unfallzahlen: E-Bikes werden erheblich öfter und über längere Wegstrecken verwendet, durchschnittlich 1.500 bis 2.000 Kilometer pro Jahr.

Produktion

Bei der Produktion von Fahrrädern erzielte die deutsche Fahrradindustrie 2022 ein Rekordergebnis. E-Bikes sind die zentralen Treiber der Produktion. Seit 2014 hat sich die Zahl der in Deutschland produzierten Elektroräder fast versechsfacht, von 310.000 auf 1,72 Millionen Stück. Die Fahrradfertigung findet vermehrt in Produktionsstätten in EU-Staaten statt. 

Verkauf Fahrräder und E-Bikes in Deutschland

Sondereffekte – also Peaks aus den Corona-Jahren 2020/2021 – herausgerechnet, gab es 2022 ein stabiles Wachstum vor allem bei Elektrorädern. Die Gesamtstückzahl der verkauften Fahrräder und E-Bikes lag bei 4,6 Millionen. Das ist ein leichter Rückgang um 100.000 Stück im Vergleich zu 2021 und ein Plus von 300.000 Einheiten in Bezug auf das Vor-Corona-Jahr 2019. Gleichbleibend positiv ist die Entwicklung im E-Bike-Verkauf. Der Elektrorad-Absatz erreichte 2022 einen neuen Spitzenwert: 2,2 Millionen Stück (+ 10 Prozent zu 2021). Seit 2018 hat sich der Absatz mehr als verdoppelt, seit 2015 vervierfacht. Entsprechend sinkt der Absatz der Fahrräder. 2,4 Millionen Stück waren es 2022 und damit 300.000 weniger als 2021.
E-Trekkingräder lagen lange Zeit auf Platz Eins der Käufergunst. 2021 legten E-MTB stark zu und übernahmen erstmals die Spitzenposition. 2022 gibt es eine weitere deutliche Verschiebung zu E-MTB. Die größten Zuwächse gibt es bei sportlichen E-Bikes (E-MTB & Rennrad/Gravel/Fitness), E-Cargobikes und S-Pedelecs. 

Cargobikes boomen

Lastenräder beziehungsweise Cargobikes gehören zu den wachstumsstärksten Modellgruppen. Das sprunghafte Wachstum ist vor allem verbunden mit der hohen Beliebtheit der E-Cargobikes. 

Fahrradanhänger erstmals dabei

In der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion sind Fahrradanhänger gegenüber Lastenrädern in den Hintergrund geraten. Dabei sind sie eine bewährte sichere und multifunktionale Lösung. Darum werden sie erstmalig in der ZIV-Datenerhebung ausgewiesen, und zwar mit 293.000 verkauften Exemplaren (Lastenräder 212.800 Stück).

Anteile der Vertriebswege

Die ZIV-Statistik weist für 2022 einen unverändert hohen Fachhandelsanteil von 76 Prozent aus. Davon entfallen 73 Prozent auf den stationären Fachhandel und 3 Prozent auf Online-Angebote des Fachhandels. Reine Internetversender haben einen Marktanteil von 21 Prozent (plus 1 Prozent). SB-Warenhäuser, Baumärkte und Discounter verlieren weiter: Minus 2 Prozent (von 4 Prozent in 2021 auf 2 Prozent in 2022)

Durchschnittliche Verkaufspreise

Der ZIV erhebt die Daten erstmals getrennt nach den Gattungen und über alle Verkaufskanäle (inkl. Internet und andere) und alle Modellgruppen. Der durchschnittliche Brutto-Verkaufspreis für Fahrräder stieg auf 500 Euro (2021: 466 Euro). Der durchschnittliche Brutto-Verkaufspreis für E-Bikes stieg auf 2.800 Euro (2021: 2.650 Euro).



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