Aktuelle Studie 16.04.2021, 08:35 Uhr

Münchner Forscher typisieren Nicht-Radfahrer

Was hindert Bürger am Radfahren? Wissenschaftler der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität haben untersucht, warum etwa die Hälfte der Deutschen nicht gern mit dem Fahrrad fährt.
Eines der Ergebnisse: Radfahrer werden von ihrem sozialen Umfeld in ihrem Handeln bestärkt.
(Quelle: LMU München)
Gelingt die Verkehrswende? Zumindest ein Ziel des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) wurde wohl nicht erreicht: Im Nationalen Radverkehrsplan 2020 hielt das BMVI es für möglich, den Radverkehrsanteil an allen Wegen bundesweit von 11 Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen. Dieser Anteil ist in einigen größeren Städten wie München zwar überschritten worden, jedoch nicht im bundesweiten Durchschnitt, so die Wissenschaftler. Weitere Maßnahmen sind deshalb nötig, um mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen.
Die Rad-Aktiv-Studie der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) untersucht seit Januar 2018 die Gruppe der Nicht-Radfahrer. Das sind diejenigen, die höchstens einmal im Monat oder auch gar nicht Radfahren. In Deutschland betrifft das gut die Hälfte der Bevölkerung, so die Forscher. Diese große Gruppe mit beträchtlichem Aktivierungspotenzial hat im Rahmen der bundesweiten Radverkehrsförderung bisher wenig Beachtung erfahren, erklärt Prof. Dr. Rau, Mobilitätsforscherin an der LMU und Leiterin des BMVI-finanzierten Projektes.
Wer sind diese Nicht-Radfahrer und was unterscheidet sie von den Radfahrern? Was hindert Bürger am Radfahren? Diese Fragen wurden durch eine bundesweite, repräsentative Online-Befragung beantwortet. 
Die Geschlechterlücke
Einige Ergebnisse: Die Radfahrer bestehen zu 54 Prozent aus Männern. Die Gruppe der Nicht-Radfahrer besteht zu 55 Prozent aus Frauen. Dies kann man als Zeichen dafür werten, dass die Fahrradinfrastruktur noch zu unsicher ist, denn gemeinhin gilt der Grundsatz, dass der Frauenanteil mit steigender Sicherheit wächst.
Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Radfahrer kontinuierlich. Besonders stark wirkt sich der Einfluss des sozialen Umfelds aus: sowohl Familienmitglieder als auch Freunde und Kollegen von Fahrradverweigerern nutzen das Fahrrad wenig bis gar nicht. Dies gilt insbesondere für sogenannte Zweckfahrten wie das Pendeln oder Besorgungsfahrten. Allenfalls für Freizeitfahrten wird das Fahrrad von den Nichtradfahrern als geeignet gehalten. 
Zusätzlich kann sich das Radfahrverhalten im Laufe des Lebens stark verändern, u.a. aufgrund von einschneidenden Lebensereignissen. Das wichtigste Lebensereignis, dass zum Radfahren führt oder dieses beendet, ist ein Umzug. Die Rad-Aktiv-Studie wird im Juni 2021 abgeschlossen. Weitere Veröffentlichungen sind geplant, unter anderem ein Handlungsleitfaden für Entscheider und Fahrradaktivisten. Zusätzliche Informationen zu der Studie unter www.researchgate.net/project/RadAktiv



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