Konsumverhalten 2025 10.07.2025, 09:00 Uhr

Konsum in Deutschland bleibt verhalten – mit klaren Zielgruppentrends

Die Konsumstudie 2025 zeigt: Deutsche Verbraucher bleiben zurückhaltend – doch Reparatur, Second-Hand und digitale Beratung gewinnen an Bedeutung. Für die Fahrradbranche ergeben sich daraus neue Chancen in Produktentwicklung und Vertrieb.
Knapp Dreiviertel der Deutschen können sich vorstellen, künftig anders zu konsumieren – etwa durch Miete, Sharing oder Second-Hand-Angebote.
(Quelle: Shutterstock)
Die aktuelle Konsumstudie von Consors Finanz zeigt: Die Konsumzurückhaltung in Deutschland bleibt auch 2025 hoch. Trotz einer leichten wirtschaftlichen Erholung spüren 86 Prozent der Verbraucher weiterhin die Auswirkungen der Inflation. Die Kaufkraft wird von 40 Prozent als gesunken wahrgenommen, und nur 35 Prozent planen, in den kommenden zwölf Monaten mehr Geld auszugeben. Gleichzeitig steigt das Interesse an nachhaltigen, langlebigen und gebrauchten Produkten – ein Trend, der für Fahrradhersteller und -händler neue Potenziale eröffnet.

Vier Konsumtypen – vier Zielgruppenstrategien

Die Studie unterscheidet vier Konsumstile, die für die Fahrradbranche wichtige Anhaltspunkte für Produktentwicklung, Preisgestaltung und Kommunikation liefern:
  • Hochwertigkeitskäufer (32 %): Diese Gruppe legt Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit – ideale Zielgruppe für Premiumräder, E-Bikes und Reparaturservices.
  • Pragmatische Käufer (29 %): Funktionalität und Preis-Leistung stehen im Vordergrund. Hier punkten solide Alltagsräder und transparente Angebote.
  • Spontane Käufer (24 %): Emotional gesteuerte Kaufentscheidungen, offen für neue Marken und Erlebnisangebote – etwa im Bereich Urban Mobility oder Bike-Events.
  • Distanzierte Käufer (15 %): Kaufen nur bei Notwendigkeit – hier sind günstige Einstiegsmodelle und Finanzierungslösungen gefragt.

Verändertes Konsumverhalten im Langzeitvergleich

Im Vergleich zu vor zehn Jahren zeigt sich ein deutlicher Wandel im Konsumverhalten:
  • 35 % der Deutschen kaufen heute häufiger gebrauchte oder aufbereitete Produkte.
  • 34 % reparieren mehr als früher, statt neu zu kaufen.
  • 72 % können sich vorstellen, künftig anders zu konsumieren – etwa durch Miete, Sharing oder Second-Hand-Angebote.
Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung von Refurbished-Angeboten, Reparaturservices und alternativen Finanzierungsmodellen – auch im Fahrradsektor.

Digitalisierung und Plattformverhalten im Wandel

Ein weiterer zentraler Befund der Studie: Die Kanalwahl ist heute deutlich situationsabhängiger als noch vor zehn Jahren. Konsumenten informieren sich zunehmend digital, kaufen aber nicht zwangsläufig online. Besonders bei höherpreisigen Anschaffungen – wie E-Bikes – bleibt der Wunsch nach persönlicher Beratung hoch.
Vertrauen in digitale Plattformen ist weiterhin stark ausgeprägt, doch Händler profitieren, wenn sie stationäre und digitale Kontaktpunkte strategisch verzahnen. Eine durchdachte Omnichannel-Strategie – etwa durch Online-Konfiguratoren, digitale Beratungstools oder Click-&-Collect-Angebote – kann hier entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen.
Gleichzeitig bleibt der Wunsch nach mehr Transparenz im Umgang mit persönlichen Daten konstant hoch – ein Aspekt, der bei CRM-Strategien und Kundenbindung unbedingt berücksichtigt werden sollte.

Soziodemografische Unterschiede nutzen

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede im Konsumverhalten:
  • Jüngere Zielgruppen (bis 34 Jahre) sind digitalaffin, markenoffen und erlebnisorientiert.
  • Höher gebildete Haushalte sind krisenresilienter und konsumfreudiger.
  • Frauen bewerten ihre finanzielle Lage zurückhaltender – was sich in vorsichtigeren Kaufentscheidungen niederschlägt.
Eine differenzierte Zielgruppenansprache – etwa durch personalisierte Online-Angebote oder geschlechtersensible Kommunikation – kann hier entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen.

Deutschland im EU-Vergleich: konservativ, aber stabil

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bleibt Deutschland beim Konsumverhalten zurückhaltend. Während in Spanien und Frankreich mehr Optimismus herrscht, zeigt sich der deutsche Markt stabil, aber vorsichtig. Für international agierende Fahrradunternehmen bietet der europäische Vergleich wertvolle Perspektiven für die Marktentwicklung.
Die Konsumzurückhaltung in Deutschland ist real – aber sie eröffnet auch neue Chancen. Wer auf Qualität, Nachhaltigkeit, Service und differenzierte Zielgruppenansprache setzt, kann sich im veränderten Konsumumfeld erfolgreich positionieren. Besonders wichtig: Die strategische Verzahnung von Online- und Offline-Angeboten sowie ein sensibler Umgang mit Kundendaten.


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