Milliarden aus LKW-Maut 19.04.2018, 13:04 Uhr

ADFC fordert 250 Mio. Euro für Radschnellwege

Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) fordert die Bundesregierung auf, einen Teil der erwarteten Mautmilliarden durch Lkw-Verkehr in den Bau von Radschnellwegen zu investieren.
Der ADFC fordert mehr Radschnellweg nach dem Göttinger Vorbild.
(Quelle: Stadt Göttingen-Christoph Mischke)
Nach Angaben des ADFC erwartet das Bundesverkehrsministerium nach kürzlich bekannt gewordenen Berechnungen jährlich 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen aus der LKW-Maut. Der ADFC fordert, dass diese Mehreinnahmen nicht ausschließlich für den konventionellen Straßenbau verwendet werden. Mindestens 10 %, also 250 Mio. Euro pro Jahr, sollen in den Bau von Radschnellwegen investiert werden.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es heißt immer, es sei kein Geld da für große Würfe im Radwegebau – aber siehe da, hier sprudeln die Milliarden! In den Bundesländern stehen schon jetzt 80 Radschnellwegeprojekte mit rund 1.500 km Streckenlänge in den Startlöchern, die der Bund mitfinanzieren soll. Wir sehen weiteren Bedarf von mindestens 1.500 km in allen Ballungsräumen. Diese Radschnellverbindungen werden Deutschland massiv von kürzeren Autofahrten und Stau entlasten! Der Bund tut also gut daran, hier kräftig zu unterstützen. 250 Mio. Euro pro Jahr für intelligenten, emissionsfreien Verkehr – das sind echte Zukunftsinvestitionen.“
80 Radschnellwegeprojekte in den Schubladen
Zurzeit würden in fast allen Ballungsräumen Radschnellwege konzipiert und geplant werden, etwa in und um Berlin, Hamburg, Bremen, das Ruhrgebiet, Frankfurt, Hannover, Stuttgart, Nürnberg und München. Ein erstes, 10 km langes Teilstück des Radschnellweg Ruhr (RS1) ist bereits eröffnet. Die nach Fertigstellung 101 km lange Trasse solle 55.000 Autofahrten täglich ersetzen und etwa 180 Mio. Euro kosten. Bereits in Betrieb sei außerdem ein innerstädtischer Radschnellweg in Göttingen von etwa vier km Länge.
Premiumrouten besonders für Pendler
Radschnellwege sind vom Autoverkehr getrennt geführte Premiumradwege, die das zügige, unterbrechungsfreie und komfortable Radfahren auch über längere Distanzen ermöglichen. Sie sollen als asphaltierte Zweirichtungsradwege mindestens 4 m breit sein (2 m pro Fahrtrichtung), als straßenbegleitende Einrichtungsradwege mindestens 3 m breit, mindestens 5 km lang, steigungsarm, innerorts beleuchtet und hindernisfrei. Rad- und Fußverkehr sollen getrennt werden. Weitere Kriterien sind die regelmäßige Reinigung der Wege und Winterdienst. Kreuzungen mit dem Autoverkehr sollen durch Unter- oder Überführungen vermieden werden. An Knotenpunkten sollen Radler Vorfahrt haben.
Radschnellwege rechnen sich fünffach
In der Machbarkeitsstudie für den RS1 sei ein so genannter Return on Invest von 4,8 errechnet worden. Das bedeute, dass der rechnerische Nutzen – durch verbesserte Gesundheit und verringerte Unfallzahlen – fast fünfmal so hoch ist wie die Kosten. Premiumradwege sind im Verhältnis zum konventionellen Straßenbau immer noch günstig. 1 km Autobahn ohne Tunnel und Brücken kostet nach Angaben des ADFC überschlägig 10 Mio. Euro – 1 km RS1 weniger als ein Fünftel – nämlich etwa 1,8 Mio. Euro. Durchschnittlich kostet 1 km Radschnellweg zwischen 0,5 und 2 Mio. Euro.
In den Niederlanden erprobtes Modell
Radschnellwege haben enormes Potenzial, Staus, Lärm und Schadstoffemissionen zu reduzieren und Berufspendler zum Umsteigen zu bewegen. In den Niederlanden hat sich das Konzept bereits seit langem erfolgreich bewährt. Dort werden 25 % der Wege zur Arbeit mit dem Rad zurückgelegt – in Deutschland sind es nur 11 %.



Das könnte Sie auch interessieren