Studie 14.03.2022, 10:30 Uhr

Blick in die Zukunft: Paketzustellung wird sich verändern

Eine aktuelle Delphi-Studie der Otto Beisheim School of Business (WHU) untersucht, wie die Paketzustellung auf der letzten Meile bis 2040 aussehen kann. Das Start-up Liefergrün bietet schon jetzt ein nachhaltiges Lieferkonzept. 
Eine Studie untersucht die Logistik der Zukunft
(Quelle: Hermes)
Der Delphi-Studie „How will last mile delivery be shaped in 2040?“ (deutsch: Wie wird das Liefergeschehen bis 2040 aussehen) der WHU liegen zwei Fragestellungen zugrunde: Wie wirken sich Digitalisierung, technischer Fortschritt und der Trend zu mehr Nachhaltigkeit auf die Paketzustellung der Zukunft aus? Und wie verändern sich Kundenwünsche in den kommenden Jahren? Es konnte herausgearbeitet werden, dass das Thema Nachhaltigkeit künftig eine wichtige Rolle in der Kurier-, Express-, und Paketlogistik (KEP) spielen wird. Im Jahr 2040 werden bei der Zustellung per Lieferwagen wahrscheinlich ausschließlich E-Fahrzeuge genutzt – vorausgesetzt, der Strom werde nachhaltig erzeugt. In Großstädten sei der Einsatz von Lastenfahrrädern absehbar, weil diese umweltfreundlich sind und das Verkehrsaufkommen kaum erhöhen.

Lösungen sind schon auf dem Markt

Mit Liefergrün existiert schon heute ein Münsterer Start-up, dass sich, wie in der Studie prognostiziert, zum Ziel gesetzt hat, die letzte Meile der Logistik-Branche CO2-neutral zu gestalten. Das Unternehmen um die Gründer Niklas Tauch, Max Schleper und Robin Wingenbach sieht vor, dass alle Waren inklusive Lebensmittel – Same Day oder Next Day – durch Kuriere geliefert werden, die ausschließlich Fahrräder, Lastenräder oder E-Autos benutzen. So könnten pro Lieferung etwa 420 Gramm CO2-Emissionen gespart werden. Deutschlandweit könnten die Emissionen so um 1,7 Millionen Tonnen CO2 verringert werden. 
Getrieben werden diese Logistiklösungen durch den weiter steigenden Online-Handel. Drei Viertel der Verbraucher und Verbraucherinnen kaufen regelmäßig online ein. Viele haben aber deshalb ein schlechtes Gewissen – Stichwort: „Paketscham“. Immerhin entstehen 70 Prozent der Emissionen auf den letzten Metern der Paketzustellung. Der herkömmliche Paketversand bringt auch weitere Probleme mit sich, wie etwa große Mengen an Verpackungsmüll, Staus und Platzprobleme in verkehrsbedingt überfüllten Innenstädten. „Der E-Commerce ist in den letzten zwei Jahren explodiert. Diese Bequemlichkeit hat jedoch ihren Preis – sie verursacht eine enorme Menge an Emissionen. Dies trägt nicht nur zum Klimawandel bei, sondern verschlimmert auch die Umwelt- und Lärmverschmutzung. Wir müssen den Online-Handel nachhaltig gestalten“, so Tauch.

Liefergrün plant Expansion

Seit der Gründung im letzten Jahr konnte Liefergrün seinen Service bereits auf 40 deutsche Städte ausbauen. Jetzt will das Unternehmen in Europa expandieren, genauer nach Paris, Madrid und London. Speedinvest, Klarna & Co. investieren mehrere Millionen Euro. Auch große Konzerne wie Adidas, Dyson und Every sind von dem Konzept überzeugt und setzen bereits auf die Dienste des Liefergrün-Service.
Liefergrün bietet ein breites Spektrum an Artikeln. Elektronik, Medikamente, Mode oder Kochboxen können bereits online bestellt und emissionsfrei an Verbraucher und Verbraucherinnen geliefert werden. Händler und Kundinnen können die Abholung beziehungsweise die Lieferung der Ware planbar zum nächsten Tag innerhalb eines bestimmten zweistündigen Zeitfensters buchen und die Sendung dann in Echtzeit verfolgen. Für Händler und Händlerinnen kann auch die Option „Ship-from-Store“ interessant sein, bei der die Ware direkt von einem physisch existierenden Geschäft oder Warenlager versendet werden kann.

Studie: Weitere Veränderung in der Zustellung

Neben der Zustellung mit E-Fahrzeugen und Lastenrädern prognostiziert die Delphi-Studie außerdem, dass die individualisierte Zustellung noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. So ist es vorstellbar, dass fest installierte Paketstationen ein elementarer Bestandteil des Liefernetzwerks werden. Eine gut ausgebaute Infrastruktur an stationären Paketstationen – ergänzt durch autonom fahrende Packstationen – erlaube Logistikdienstleistern, auf die Wünsche ihrer Kunden und Kundinnen einzugehen. Die Stationen könnten flexibel beliefert werden, auch nachts, was zur Entspannung der Verkehrslage in Innenstädten beitragen könne. Deshalb sei es für Logistiker und E-Commerce-Unternehmen schon heute sinnvoll, in den Ausbau zu investieren.
Ein weiterer Trend kristallisiere sich bei den Zukunftsszenarien klar heraus: Die Zahl der Lieferwagen, die heute noch synonym mit Last-Mile-Delivery sind, wird nicht ins Unendliche steigen. Stattdessen werde der Sektor in den nächsten Jahren immer stärker segmentiert. Je nach Waren, Kundenwünschen und Liefergebieten werden sich unterschiedliche Zustellungsarten etablieren.



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