Pendeln mit E-Antrieb 20.05.2025, 13:22 Uhr

E-Bikes gewinnen in Stadt und Land an Bedeutung

Die Analyse von Mobilitätsdaten über acht Jahre zeigt: E-Bikes verbreiten sich rasant in den Niederlanden. Alters- und Einkommensunterschiede verlieren an Bedeutung – der Trend geht zur alltagstauglichen Elektromobilität.
Gerade jüngere Berufstätige entdecken das E-Bike als nachhaltige Alternative im Stadtverkehr.
(Quelle: shutterstock / BGStock72)
Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Eindhoven untersucht auf Grundlage von mehr als 91.000 erfassten Pendelwegen aus dem niederländischen Mobilitätspanel (MPN) die Entwicklung von E-Bike-Besitz und -Nutzung im Zeitraum von 2014 bis 2021. Ziel war es, soziodemografische, geografische und verhaltensbezogene Faktoren zu identifizieren, die den Einsatz von E-Bikes im Alltag beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen: Der Besitz von E-Bikes nimmt kontinuierlich zu, und auch die Nutzungsintensität hat sich deutlich verändert. Während E-Bikes in der Anfangszeit vor allem bei älteren und einkommensstärkeren Haushalten verbreitet waren, erweitert sich die Nutzergruppe zunehmend. Gleichzeitig zeigen sich starke Unterschiede zwischen Regionen und Wohnorten – sowohl hinsichtlich der Verbreitung als auch der Alltagsnutzung.

E-Bikes erreichen neue Zielgruppen

In den frühen Jahren der Erhebung dominierten E-Bikes vor allem in Haushalten mit hohem Einkommen, älteren Personen und geringer familiärer Belastung. Diese Muster verschieben sich nun deutlich: Auch jüngere Erwerbstätige, Alleinstehende und Haushalte mit mittlerem Einkommen zeigen vermehrt E-Bike-Besitz. Auffällig ist dabei, dass Haushalte ohne Kinder überdurchschnittlich häufig zum E-Bike greifen, insbesondere für den Arbeitsweg. Die Studie zeigt zudem, dass Unterschiede zwischen sozialen Gruppen – etwa nach Einkommen, Alter oder Bildungsgrad – im Lauf der Jahre kleiner geworden sind. Der E-Bike-Boom in den Niederlanden ist also längst kein exklusives Phänomen mehr. Das E-Bike etabliert sich als Mobilitätslösung mit breiter gesellschaftlicher Akzeptanz und wachsender Alltagstauglichkeit.

Ländliche Räume holen auf, Städte bleiben zurückhaltender

Die geografische Auswertung zeigt ein klares Bild: Der E-Bike-Besitz ist in nicht städtischen Regionen besonders stark gestiegen. In ländlich geprägten Provinzen wie Friesland, Drenthe und Limburg ist der Anteil an Haushalten mit E-Bikes inzwischen deutlich höher als im nationalen Durchschnitt. Hier fungiert das E-Bike zunehmend als Ersatz für das Auto – insbesondere dort, wo Pendeldistanzen lang und öffentliche Verkehrsmittel schlecht ausgebaut sind. Die Forschenden vermuten, dass längere Wegstrecken und der Wunsch nach mehr individueller Mobilität in dünner besiedelten Gebieten zentrale Einflussfaktoren sind. In stark urbanisierten Gebieten bleibt der Anteil der E-Bike-Nutzerinnen und -Nutzer hingegen relativ stabil. Dort dominiert weiterhin das klassische Fahrrad, ergänzt durch Bus, Bahn und andere urbane Mobilitätsangebote. Dennoch zeigt sich auch in Großstädten ein moderater, aber beständiger Anstieg der E-Bike-Nutzung – vor allem bei jüngeren Zielgruppen.

Politische Förderung kann Potenzial heben

Die Studie stellt fest, dass sich der Besitz und die Nutzung von E-Bikes besonders zwischen 2020 und 2021 dynamisch entwickelt haben. Die Covid-19-Pandemie habe offenbar als Beschleuniger gewirkt: Viele Menschen suchten nach kontaktarmen Alternativen zum öffentlichen Nahverkehr und investierten in das E-Bike als persönliche Mobilitätslösung. Parallel dazu sorgten verschiedene Förderprogramme und steuerliche Anreize für zusätzliche Impulse, insbesondere im Berufspendlerbereich. Die Autoren der Studie betonen, dass politische Maßnahmen zur Unterstützung des E-Bike-Verkehrs nicht ausschließlich auf städtische Räume fokussiert sein sollten. Gerade in Vororten und ländlichen Gebieten mit längeren Distanzen zur Arbeit kann das E-Bike einen erheblichen Beitrag zur Verkehrswende leisten – vorausgesetzt, Infrastruktur wie sichere Radwege, Ladepunkte und Parkmöglichkeiten wird gezielt ausgebaut. Die Studie empfiehlt zudem, Förderinstrumente differenzierter nach Zielgruppen zu gestalten, um auch jene Gruppen besser zu erreichen, die bisher noch unterrepräsentiert sind.


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