Gesetzesdialog
15.09.2025, 08:00 Uhr
HDE fordert wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit
Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert eine Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes. Statt einer täglichen soll künftig eine wöchentliche Höchstarbeitszeit gelten, um Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Flexible Arbeitszeitmodelle sollen laut HDE die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erleichtern.
(Quelle: Shutterstock / Iryna Imago)
Der Handelsverband Deutschland (HDE) beteiligt sich aktiv am Dialog zur Reform des Arbeitszeitrechts, den die Bundesregierung seit Juli 2025 mit den Sozialpartnern führt. Zentrales Anliegen des Verbands: Die tägliche Höchstarbeitszeit soll entfallen und durch eine wöchentliche Grenze ersetzt werden.
„Das Arbeitszeitgesetz bildet die digitale Arbeitswelt nicht mehr hinreichend ab“, sagte Steven Haarke, Geschäftsführer Arbeit und Soziales beim HDE. „Deutschland verliert so im internationalen Kampf um Fachkräfte stetig an Wettbewerbsfähigkeit.“ Starre Tagesgrenzen erschwerten zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und minderten die Attraktivität des Standorts.
Orientierung an europäischen Partnern
Mit dem Arbeitszeitgesetz wurde die EU-Arbeitszeitrichtlinie in nationales Recht umgesetzt. Nach Ansicht des HDE wurden dabei die Gestaltungsspielräume der EU jedoch nicht vollständig ausgeschöpft. „Die tägliche Höchstarbeitszeit ist ein deutscher Sonderweg innerhalb der EU. Wir sollten uns hier an unseren europäischen Partnern orientieren, die da längst vorangehen“, so Haarke.
Ein Wechsel zur wöchentlichen Höchstarbeitszeit würde laut Verband nicht die Gesamtarbeitszeit erhöhen, sondern die Verteilung erleichtern. Auch viele Beschäftigte im Handel hätten mehr Flexibilität inzwischen eingefordert.
Aktivrente als Instrument gegen Fachkräftemangel
Neben der Reform des Arbeitszeitgesetzes befürwortet der Verband die im Koalitionsvertrag vereinbarte Einführung der Aktivrente. Sie soll mit einem steuerfreien Einkommen von 2.000 Euro pro Monat Anreize für ältere Beschäftigte schaffen, länger im Erwerbsleben zu bleiben. „Wir brauchen die Menschen im Betrieb, es handelt sich meist um Leistungsträger“, betonte Haarke.
Entscheidend sei jedoch, parallel teure Anreize für Frühverrentung abzuschaffen. „Die Aktivrente ist nur dann sinnvoll, wenn die abschlagsfreie Rente mit 63 entfällt“, so Haarke weiter. Andernfalls drohe eine fatale Signalwirkung, die Frühverrentung zusätzlich attraktiv mache.