Gedenken auf zwei Rädern
20.05.2025, 15:45 Uhr
Stille Mahnung für mehr Verkehrssicherheit beim „Ride of Silence“ 2025
Am 21. Mai 2025 findet erneut der internationale „Ride of Silence“ statt. In vielen Städten – darunter Berlin und Hamburg – erinnern Radfahrende an die im Straßenverkehr getöteten Menschen und fordern konkrete Maßnahmen für eine sichere Mobilität.
Der „Ride of Silence“ macht jährlich auf die tödlichen Gefahren für Radfahrende im Verkehr aufmerksam.
(Quelle: Adfc)
Am dritten Mittwoch im Mai wird weltweit dem Leid gedacht, das der Straßenverkehr hinterlässt: Der „Ride of Silence“ ist eine stille Fahrraddemonstration, bei der Menschen in weißer Kleidung durch die Städte fahren, um auf tödliche Unfälle mit Radfahrenden aufmerksam zu machen. Die Aktion wurde 2003 in den USA ins Leben gerufen – mittlerweile findet sie jährlich in über 20 Ländern statt. Auch in Deutschland beteiligen sich zahlreiche Städte, darunter Berlin, Hamburg, Frankfurt und Köln.
Ziel der Gedenkfahrt ist es, nicht nur der Verstorbenen zu gedenken, sondern auch politische Verantwortung einzufordern. Die Teilnehmenden steuern gezielt Orte an, an denen Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen – dort werden sogenannte Ghost Bikes aufgestellt: weiß lackierte Fahrräder, die dauerhaft an die Opfer erinnern und zugleich als Mahnung für mehr Sicherheit dienen.
Verkehrssicherheit weiter unzureichend
Auch wenn sich viele Städte zur „Vision Zero“ bekennen – dem Ziel, keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr zuzulassen –, bleibt die Realität davon weit entfernt. So zeigt etwa die Unfallstatistik aus Berlin: 2024 starben dort elf Menschen auf dem Fahrrad, mehr als 500 wurden schwer verletzt.
„Die Unfallzahlen sind nach wie vor zu hoch. Jede und jeder verunglückte Radfahrende ist eine Person zu viel. Besonders bitter: Das neue Verkehrssicherheitsprogramm des Senats bringt keine Aussicht auf Besserung“, kritisiert Susanne Grittner aus dem Vorstand des ADFC Berlin. Es fehle an klaren Finanzierungszusagen für Maßnahmen, die wirklich Sicherheit schaffen könnten.
Ähnlich äußert sich eine Sprecherin aus Hamburg: „Gerade die Kreuzung am Klosterstern zeigt, wie gefährlich die Infrastruktur für Radfahrende noch ist. Es braucht keine Ankündigungen, sondern konkrete Umgestaltung.“
Branche in der Verantwortung
Der „Ride of Silence“ ist auch ein Appell an die gesamte Mobilitätsbranche: Verkehrssicherheit ist nicht nur eine gesellschaftliche Verantwortung, sondern auch eine Voraussetzung für zukunftsfähige Märkte. Gefordert werden unter anderem:
- durchgängige, fehlerverzeihende Radverkehrsführungen,
- bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr,
- technische Maßnahmen gegen Abbiegeunfälle,
- niedrigere Kfz-Geschwindigkeiten im urbanen Raum sowie
- konsequente Ahndung von Regelverstößen.
„Mit dem ‚Ride of Silence‘ gedenken wir der getöteten und verletzten Radfahrenden. Von der Politik fordern wir ein sicheres Berlin für alle und eine Stadt ohne Verkehrstote. Dazu braucht es Umsetzung statt schöner Worte“, sagt Marlene Alber, politische Referentin des ADFC Berlin – stellvertretend für eine Forderung, die in vielen Städten ähnlich laut wird.