Studie zur Luftqualität 05.07.2019, 09:07 Uhr

„Dicke Luft“ auf Radwegen in Städten

Radfahren trägt zu sauberer Luft bei. Was jeder ahnt, haben Berliner Forscher quantitativ belegt. Ihre Empfehlung: Radwege sollten abseits der Hauptstraßen angelegt werden.
Das Team vom IASS um Erika von Schneidemesser (2 v. r.) mit den Rädern, an denen die Messgeräte für die Studie angebracht waren.
(Quelle: IASS / G. Westrich)
Luftverschmutzung ist eine globale Herausforderung, die jährlich Millionen Todesfälle verursacht. Dies betrifft auch Industrieländer. In städtischen Ballungsräumen ist die Luftbelastung besonders hoch. Ein Team am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam untersucht die Schadstoffkonzentrationen von Städten und welche Faktoren die Luftqualität beeinflussen. Aus den Ergebnissen leiten die Forscher Empfehlungen für die Stadt- und Verkehrsplanung ab.


Die Messungen der Partikelzahlkonzentrationen wurden unter anderem auch auf Fahrrädern durchgeführt. Das Team um Erika von Schneidemesser vom IASS hat dafür häufig befahrene Radstrecken in den Stadtgebieten von Berlin und Potsdam ausgewählt. Mit neuen Messtechniken haben die Wissenschaftler nach eigener Aussage in Echtzeit während des Fahrens, aber auch an stationären Messstationen drei Monate lang im Sommer die Konzentration von schädlichen Partikeln erhoben. Zugleich wollen die Forscher eine Methode entwickelt haben, die Schwankungen der durchschnittlichen Umgebungskonzentrationen pro Fahrt berücksichtigen und einen Vergleich über alle Strecken hinweg ermöglichen soll.


Stärkere Luftverschmutzung durch Busse, Laster und Motorräder
Die Ergebnisse: Es gebe große Unterschiede bei den Luftverschmutzungswerten, je nach Straßentyp, Umweltumgebung und Fahrzeugtyp. Wenn nicht nur Autos unterwegs sind, sondern auch Busse, Motorräder oder Lastkraftwagen, führe dies zu einem Anstieg der Partikelkonzentrationen um 30 bis 40 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Umgebungsniveau.


Mehr Verkehr, etwa durch Staus, lässt die Partikelkonzentration um 47 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Niveau ansteigen. An Ampeln wartende Autos erhöhen den Wert um 35 Prozent. In Wohngegenden mit Radverkehr fanden die Forscher eine um 17 Prozent verringerte Partikelanzahl gegenüber dem durchschnittlichen Umgebungswert und in Grünflächen oder Parks sogar eine um 22 Prozent verringerte Partikelzahl. Das Radfahren sorgt indirekt auch für weniger Belastung auf den Hauptstrecken.

Valide Daten für künftige Verkehrsplanung
„Die Ergebnisse klingen auf den ersten Blick logisch. Aber jetzt haben wir valide Messdaten, die solch gängige Annahmen auch quantitativ belegen“, sagt Erika von Schneidemesser vom IASS. „Künftige Stadtplanung sollte beispielsweise Radwege eher auf Nebenstraßen parallel zu Hauptstraßen einrichten, um den Weg noch attraktiv zu machen, die Feinstaub-Exposition aber zu verringern. Bis dahin nehmen Radlerinnen und Radler besser die Radwege, die durch Parks und Wohngebiete führen. Aber bitte diese Ergebnisse nicht falsch verstehen: Radfahren, auch auf Hauptstraßen, ist immer noch viel gesünder als Autofahren.“


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