China-E-Bikes im Visier
08.07.2025, 10:45 Uhr
Ermittlungen gegen E-Bike-Importeure: 700 Millionen Euro Schaden
Die Europäische Staatsanwaltschaft hat ein kriminelles Netzwerk aufgedeckt, das chinesische E-Bikes über Drittländer in die EU einschleuste – unter Umgehung von Anti-Dumping-Zöllen. Der Schaden beläuft sich auf über 700 Millionen Euro.
Die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) hat im Juni 2025 ein internationales Netzwerk zerschlagen, das systematisch chinesische E-Bikes und Fahrradzubehör unter Umgehung von EU-Zöllen in den Binnenmarkt einschleuste. Die Ermittlungen laufen unter dem Codenamen „Calypso“ und betreffen Importe im Wert von mehreren hundert Millionen Euro.
Die Täter importierten E-Bikes aus China, deklarierten sie jedoch als Produkte aus Ländern wie Thailand, Malaysia oder Indonesien. Diese Umdeklarierung diente dazu, die geltenden Anti-Dumping-Zölle zu umgehen. Die Ware wurde in den Transitländern lediglich umverpackt oder mit neuen Ursprungsnachweisen versehen – ein klassischer Fall von Ursprungsbetrug. Der finanzielle Schaden für die EU beläuft sich laut EPPO auf über 700 Millionen Euro 1.
Die Ermittlungen wurden von der EPPO in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), Eurojust, Europol sowie nationalen Zoll- und Strafverfolgungsbehörden geführt. Razzien fanden unter anderem in Deutschland, Italien, Belgien, Ungarn, den Niederlanden und der Slowakei statt. Dabei wurden Beweismittel sichergestellt und mehrere Verdächtige festgenommen.
Für den legalen Fahrrad- und E-Bike-Handel hat der Fall weitreichende Folgen. Händler und Hersteller, die korrekt verzollen, geraten durch Dumpingpreise illegaler Importe unter Druck. Gleichzeitig leidet das Vertrauen in asiatische Lieferketten – auch bei seriösen Anbietern. Branchenverbände wie die Confederation of the European Bicycle Industry (Conebi) fordern daher mehr Transparenz bei der Herkunftsprüfung und eine bessere digitale Rückverfolgbarkeit von Komponenten.
Der Fall „Calypso“ zeigt, wie anfällig der E-Bike-Markt für organisierte Zollvergehen ist. Für Importeure und Händler wird Compliance damit zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Wer auf legale Lieferketten setzt, muss sich auf strengere Prüfungen einstellen – kann sich aber langfristig vom Graumarkt abgrenzen.