Sicherheit bim Kindertransport 25.03.2024, 08:38 Uhr

ZIV hinterfragt Lastenradstudie der UDV

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) kritisiert Lastenfahrräder, Fahrradkindersitze und Anhänger als gefährlich. Der ZIV stellt klar: Diese Studie lässt sich nicht auf den gesamten Lastenradmarkt übertragen.
Tim Salatzki, Leiter für Technik und Normung beim ZIV
(Quelle: ZIV / Deckbar)
Einer kürzlich veröffentlichten Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zufolge seien Lastenfahrräder, Fahrradkindersitze und Anhänger eine immer größer werdende Gefahr für den sicheren Transport von Kindern. Die Unfallzahlen sind seit 2019 deutlich gestiegen und weder Sitzbänke noch Rückenlehnen bei Lastenrädern seien für die sichere Beförderung von Kindern ausreichend, so die UDV, außerdem würden die Kinder zu selten Helme tragen und seien oft nicht korrekt angeschnallt. Die UDV fordert darum Neigetechnik an Lastenrädern sowie Sitze mit Kopfschutz, wirksame Gurte und eine Sicherheitszelle als Aufprallschutz mittel Verschärfung der bestehenden DIN-Norm.
„Mit einer größeren Anzahl an Fahrrädern und Lastenräder geht auch eine steigende Nutzung einher, was leider auch zu einer steigenden Zahl an Unfällen führt“, so Tim Salatzki, Leiter für Technik und Normung beim ZIV. „Die glücklicherweise geringe Anzahl an Radunfällen mit mitfahrenden Kindern im Jahr 2022 von 222 Unfällen lässt keine fundierten Aussagen über das Gesamtunfallgeschehen zu“, so Salatzki weiter. Auch sei der Verletzungsgrad von Kindern zum überwältigenden Anteil nur leicht, weshalb der Fokus weg vom allgemeinen Unfallgeschehen und der Unsicherheit der Fahrradinfrastruktur in Deutschland unfair erscheint. Laut Statistischem Bundesamt sind 2022 rund 25.800 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden gekommen. „Dieser Vergleich ist wichtig, wenn man nun eine allgemeine Verkehrssicherheitsdiskussion führen möchte. Ohne Frage ist jeder Unfall, mit einem Fahrrad oder Lastenfahrrad, einer zu viel“, so Salatzki.

Dreirädriges Testrad nicht mit Einspurern vergleichbar

In der Untersuchung wird in bei den Ergebnissen zu Lastenrädern Bezug auf ein untersuchtes dreirädriges Lastenrad für den Kindertransport genommen. Leider wird von dem einen Lastenrad Bezug auf eine ganze Produkt-Kategorie von sehr unterschiedlich konstruierten Lastenrädern genommen. Der ZIV weist darauf hin, dass die Fahrrad- und Fahrradzubehörindustrie sowohl normative Mindestanforderungen als auch individuelle Produktlösungen laufend weiterentwickelt, um die Sicherheit von Kindern auf Fahrrädern weiter zu verbessern. In diesem Jahr werden die ersten Teile der neu entwickelten Europäische Lastenradnorm (DIN EN 17840) veröffentlicht. Darin wird auch ein Teil zum Kindertransport enthalten sein, in dem die Anforderungen der DIN 79010 zu Lastenrädern weiterentwickelt wurden.

Geschwindigkeit in Kurven anpassen

Grundsätzlich verhält sich jedes Fahrrad beim Fahren anders und Nutzer und Nutzerinnen müssten sich entsprechend darauf verhalten. Das gilt natürlich insbesondere, wenn mit dem Fahrrad Kinder transportiert werden oder ein Anhänger gezogen wird. Ein dreirädriges Lastenrad hat ein völlig anderes Fahrverhalten als ein normales einspuriges Fahrrad. Insbesondere das Kurvenfahren verhält sich anders. Hier muss die Geschwindigkeit angepasst werden. Die technische Entwicklung geht bei dieser Art von Lastenrädern weiter, um das Thema Kurvenfahren noch mehr zu adressieren. Hieran arbeitet die Fahrradindustrie. Dennoch kann von einzelnen, wenigen Unfällen nur schwer auf eine gesamte Produktkategorie von sehr unterschiedlichen Lastenrädern geschlossen werden.

Sichere Radwege verhindern Unfälle

Gegenüber SAZbike teilte Salatzki weiter mit, dass der Bestand an Lastenrädern in Deutschland seit 2019 um knapp 500.000 Stück gestiegen ist, dazu kommen Anhänger, Kindersitze und der allgemein stark gestiegene Radverkehr. Diese Faktoren tragen auch zum 45-prozentigen Anstieg von Radunfällen mit mitfahrenden Kindern in dem von der UDV beschriebenen Zeitraum bei.
Salatzki weiter: „Ein wichtiger Punkt ist, dass Sicherheitseinrichtungen von Herstellern, also Anschnallgurte und Helme, von den Kunden auch genutzt und korrekt eingestellt werden müssen. Die Sicherheit eines Fahrrades und der damit beförderten Kinder hängt immer auch von der Infrastruktur auf der es genutzt wird und den Unfallgegnern ab. Es ist nicht mit der Crashsicherheit eines PKW vergleichbar.“

Studie ist kein Vergleichstest: GDV teilt Herstellernamen nicht mit

Die GDV teilt die Hersteller der untersuchten Produkte nicht mit, da es sich um eine Studie handelt, nicht um einen Vergleichstest.



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