Tote Radfahrerin 08.11.2022, 11:52 Uhr

Unfallkreuzung in Berlin seit 2010 als gefährlich bekannt

Letzte Woche starb eine Radfahrerin in Berlin, nachdem sie von einem Betonmischer überrollt wurde. Was in der Diskussion zur Klimademonstration unterging: Die Unfallkreuzung ist seit zehn Jahren als gefährlich bekannt. Geändert hat sich nichts.
Changing Cities hielt an der Unfallkreuzung eine Mahnwache ab. Das dunkle Fahrrad gehörte der vom Betonmischer überrollten Frau.
(Quelle: Ragnhild Sørensen)
Die Radverkehrsorganisation Changing Cities (Berlin) listet detailliert die Chronik einer verkorksten Umbauplanung der Kreuzung Bundesallee/Nachodstraße in Berlin auf:
  • 2010: Die Technische Universität Berlin untersucht die Kreuzung, um die Infrastruktur sicherer zu machen.
  • 2010–2020: Die Unfallkommission und die Alliander AG, die die Lichtsignalanlagen in Berlin betreut, arbeiten zehn Jahre an Planungen zur Kreuzung.
  • Februar 2018: Nach einem Fahrradunfall protestiert das Netzwerk Fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf gegen die fehlende Radinfrastruktur.
  • Dezember 2018: Die Planung für die Kreuzung wird vorgestellt.
  • Januar 2019: Das Netzwerk legt Verbesserungsvorschläge mit Hinweisen auf das geltende Mobilitätsgesetz vor. Dazu gehören geschützte Radwege sowie der Verzicht auf zweispuriges Abbiegen.
  • 2019: Der Senat wählt diese Kreuzung als eine der zwei Berliner Knotenpunkte, die laut Mobilitätsgesetz jährlich umgebaut werden müssen.
  • 2020: Der südliche Teil wird umgebaut, allerdings nicht nach den Standards des Mobilitätsgesetzes. Stattdessen wird ausgerechnet dort Berlins erster „Dreirichtungsradweg“ umgesetzt, was bei vielen nur Kopfschütteln hervorruft. Die Grünphase der Fußgängerampel über die Bundesallee in Ost-West-Richtung beträgt sieben Sekunden bis zur Mittelinsel, laut Changing Cities für die Strecke vergleichsweise kurz. Wer mit dem Fahrrad legal von Süd nach Nord möchte, steht an drei Ampeln (Nachodstraße, Spichernstraße Süd, Spichernstraße Nord).
  • 2022: Eine Radfahrerin wird in der Kreuzung vom Fahrer eines Betonmischers gerammt und lebensgefährlich verletzt.
Medien und Politik werfen der Gruppe „Letzte Generation“ vor, das Leben anderer zu gefährden, weil durch die Demonstration ein Unfallbergefahrzeug im Stau stand. Die Demonstranten und Demonstrantinnen halten dem entgegen, dass die blockierte Kreuzung nach Angaben der Notärztin nicht ausschlaggebend war. Nicht diskutiert wird dagegen die fehlende Verkehrssicherheit und Berlins Versäumnisse. Changing Cities hat am Sonntag an der Unfallstelle eine Mahnwache für die getötete Radfahrerin gehalten.



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