Senkung der Unfallzahlen 21.07.2022, 13:17 Uhr

Versicherer schlagen Koppelung der Motorleistung von E-Bikes an Muskelkraft vor

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat Pedelec-Unfälle analysiert. Eine Folgerung: Die Koppelung der Motorunterstützung an die Muskelkraft würde den Radverkehr sicherer machen.
Die Unfallzahlen steigen mit den wachsenden Verkaufszahlen der E-Bikes.
(Quelle: UDV)
Die UDV hat Unfallzahlen von 2019 mit denen von 2016 verglichen. Diese steigen, weil immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten E-Bikes besitzen. Die UDV differenziert zwischen Pedelecs und unmotorisierten Fahrrädern, im folgenden schlicht „Fahrräder“ genannt. Es gibt Pedelec-spezifische Besonderheiten, zum Beispiel einen höheren Anteil an Alleinunfällen, bei dem der Fahrer oder die Fahrerin ohne Fremdeinwirkung die Kontrolle über das Pedelec verliert.
Auch die Unfallfolgen im Pedelec-Verkehr sind schwerwiegender. Bei ihnen gibt es einen größeren Anteil getöteter oder schwer verletzter Fahrer und Fahrerinnen im Vergleich zum Fahrradverkehr ohne E-Motor. Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen sind häufiger als Fahrradfahrer und -fahrerinnen an Unfällen außerorts beteiligt. Das Unfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter, das gilt auch für Alleinunfälle.

Junge E-Biker im Fokus

In die Berechnung des Unfallrisikos wurde erstmals die Fahrleistung, das heißt die Anzahl der gefahrenen Kilometer mit einbezogen, ein wichtiger Faktor, den der ZIV seit 2021 berücksichtigt. Im Ergebnis haben jüngere (18- bis 34-jährige) und ältere (über 75-jährige) Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen ein höhere Unfallrisiko als es ihre Fahrleistung erwarten lassen würde. Jüngere (18- bis 34-jährige) Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen haben zusätzlich auch ein deutlich höheres Unfallrisiko als gleichaltrige Fahrradfahrende. „Diese Entwicklung sollte weiter beobachtet werden. Es ist zu erwarten, dass diese Gruppe weiter anwächst“, so die UDV.

Motorleistung sollte Muskelkraft entsprechen

Die UDV empfiehlt darum den Ausbau sicherer Radverkehrsanlagen. Speziell für ältere Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen empfiehlt die UDV neben bekannten Maßnahmen wie Fahrtrainings, Fahrradhelmen und besserer Beratung beim Pedelec-Kauf auch die Kopplung der Unterstützungsleistung und der Beschleunigung des Pedelecs an die Muskelkraft für eine bessere Relation zur eigenen Fahrradbeherrschung. Wer kräftig treten kann, beherrsche sein Rad besser.

Hohe Dunkelziffer bei Alleinunfällen

Zudem fordert die UDV bessere Daten: Konkrete Angaben zum Ablauf des Unfalls, insbesondere zur Geschwindigkeit zum Zeitpunkt des Unfalls, um die Unfallabläufe rekonstruieren und entsprechende Präventionsmaßnahmen ableiten zu können seien nötig. Wünschenswert wären außerdem aktuelle und repräsentative Mobilitätsdaten, insbesondere zur Fahrleistung, um den aktuellen Entwicklungen schneller Rechnung tragen zu können.
Bei Pedelec- und Fahrradunfällen bestehe außerdem eine hohe Dunkelziffer zwischen 58 und 88 Prozent, beklagt die UDV. In die polizeiliche Unfallstatistik fließen nämlich häufiger Unfälle mit motorisierten Fahrzeugen als Unfallgegner und schwere Unfälle ein. Es fehlen vor allem Alleinunfälle. Daher sollten die Erkenntnisse zu Pedelec-Unfällen mit Informationen aus anderen Quellen (zum Beispiel Befragung verunfallter Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer) ergänzt werden. Zudem sollte verstärkt auf eine korrekte Klassifizierung von Pedelecs in der Verkehrsunfallanzeige geachtet werden. Die UDV kenne Hinweise darauf, dass weniger als 30 Prozent der Pedelec-Unfälle korrekt als solche klassifiziert werden.
Die vollständige Studie findet sich hier.



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