E-Bikes statt Auto 19.08.2025, 11:27 Uhr

Händlerargument: Gesundheit und Klima als Verkaufsfaktor

Nutzerinnen und Nutzer von E-Cargobikes erreichen im Schnitt 220–250 aktive Minuten pro Woche – dreimal so viel wie Nicht-Nutzer. Parallel lassen sich Kurzstreckenfahrten ersetzen, was europaweit bis zu 30 Megatonnen CO₂ pro Jahr spart.
Wer mit dem Lastenrad unterwegs ist, ersetzt kurze Autofahrten und bleibt aktiver.
(Quelle: Leva-EU)
Neue Forschungsergebnisse zeigen: Wer ein E‑Cargobike nutzt, erreicht deutlich mehr Alltagsbewegung und ersetzt spürbar Autofahrten. Für Hersteller und Händler bedeutet das: Gesundheit und Umweltwirkung werden zu messbaren Kaufargumenten – zusätzlich zum Transportnutzen.

Getestet wurden 49 Haushalte in Leeds, Oxford und Brighton, die ein E‑Cargobike einen Monat lang im Sommer/Herbst 2023 nutzten; elf Haushalte verlängerten im Winter/Frühjahr 2024 auf drei bis sechs Monate. Ergänzend floss eine YouGov‑Befragung (Frühjahr 2023) ein. Das Design erhöht die Aussagekraft über Saisons hinweg, bleibt in der Stichprobengröße begrenzt (keine Repräsentativität).

Wer profitiert – und warum das für den Handel zählt

Die Teilnehmenden waren keine Fitness-Enthusiasten; rund ein Drittel fuhr seltener als 1×/Monat Rad, 40 % verfehlten die NHS-Bewegungsempfehlungen. Genau in diesen Gruppen zeigte sich der größte Effekt:
  • 2,6–3,1-fach mehr Bewegung als bei Nicht-Nutzern.
  • Erreichen der national empfohlenen Aktivitätswerte.
  • Exakte Werte: Nutzerinnen und Nutzer kamen im Schnitt auf 220–250 aktive Minuten pro Woche, Nicht-Nutzer nur auf 80–90 Minuten. Damit liegen E-Cargobike-Haushalte deutlich über der NHS-Empfehlung von 150 Minuten pro Woche.
  • Zusätzlich reduzierte sich die sitzende Zeit um rund 30–40 Minuten pro Tag.
  • Positive Nebeneffekte: gesünderer BMI, bessere mentale Gesundheit, soziale Vorteile (z. B. Routinen, Wege bündeln, Alltagsintegration).
Was sind Aktivitätsminuten?

Die WHO und das britische National Health Service (NHS) definieren „aktive Minuten“ als Zeiten mit mittlerer bis hoher körperlicher Belastung – etwa Radfahren, zügiges Gehen oder Sport. E-Cargobike-Nutzer erreichen diese Werte durch regelmäßige Alltagsfahrten, ohne zusätzlichen „Sporttermin“ einplanen zu müssen.

Relevanz am Point of Sale

  • Einsteiger aktivieren: Die Effekte entstehen bei zuvor wenig aktiven Haushalten – starkes Signal für Familien, Pendelnde, Alltagsfahrer
  • Angebotslogik: Tiefer Einstieg über Probefahrten, Testrad‑Wochen, Abo/Leasing.
  • Service & Zubehör: Kindersitze, Regenschutz, Ladeboxen, Brems‑/Antriebsservice – klar entlang typischer Alltagswege beraten

Umweltwirkung und Ausblick

Unabhängig von Jahreszeiten zeigen Modellrechnungen, dass E-Bikes über Jahre CO₂- und Lärmemissionen senken und Pkw-Fahrten ersetzen können – E-Cargobikes sind bei Transportaufgaben besonders wirksam.
Laut Transition-Studie könnten bis zu 50 Prozent der Pkw-Fahrten in Städten durch E-Bikes ersetzt werden. Der Grund: Rund die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als 5 Kilometer – ein Distanzenbereich, in dem E-Bikes besonders effizient und schnell sind.
Hochgerechnet wären dadurch in Europa jährlich rund 30 Megatonnen CO₂ vermeidbar. Auf Haushaltsebene entspricht das einer Einsparung von 250–300 kg CO₂ pro Jahr, wenn ein E-Bike regelmäßig statt eines Autos genutzt wird. Zusätzlich sinken Feinstaub- und Stickoxidwerte, was direkte Effekte auf die städtische Luftqualität hat. Für Marken eröffnet das CSR-Storytelling (Gesundheit, Luftqualität, Platzbedarf), für Händler die Argumentationsbasis in Beratung, Firmenleasing und kommunalen Gesprächen.

Was Hersteller und Händler jetzt tun können

  • Argumentation erweitern: E‑Cargobikes nicht nur als Lastenträger, sondern als Gesundheits‑ und Klimaprodukt positionieren.
  • Test & Trial: Mehrtägige Tests, Monatsabos, Inzahlungnahme für Umsteigerinnen und Umsteiger.
  • Saisonalität nutzen: Wintertaugliche Ausstattung (Reifen, Beleuchtung, Wetterschutz) anpreisen – Studieneffekte zeigen sich auch im Winter.
  • Kooperationen: Arbeitgebende, Kitas/Schulen, Quartiere – Wo Alltagswege entstehen, entstehen Käufe.
  • Nachverkauf: Wartungspläne, Verschleißpakete, Akku‑Checks – Gesundheitseffekte halten, wenn das Rad verfügbar & zuverlässig bleibt.



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