EPAC-Studie vorgestellt
21.07.2025, 14:58 Uhr
Warum der E-Bike-Erfolg klare Regeln braucht
Eine Kurzstudie des Zentrums für nachhaltige Transformation analysiert die rechtliche Lage für EPACs und warnt vor einer Aufweichung des Erfolgsmodells. Das Ziel: Klarheit schaffen, ohne neue Komplexität zu erzeugen.
Die Radbranche braucht technische Klarheit, gestufte Verantwortung und eine vorausschauende Regulierung.
(Quelle: Orbea, pd-f)
Das elektrisch unterstützte Fahrrad (EPAC, oft als Pedelec bezeichnet) ist mit über 16 Millionen Fahrzeugen in Deutschland längst Teil des Mainstreams. Seine Erfolgsgeschichte basiert auf einem einfachen, klaren Rechtsrahmen: EPACs gelten verkehrsrechtlich als Fahrräder. Doch dieser Status gerät zunehmend ins Wanken.
Technologische Entwicklungen, neue Fahrzeugkonzepte und regulatorische Vorstöße innerhalb der EU stellen das bestehende Regelwerk infrage. Der Think-Tank Zentrum für nachhaltige Transformation (ZNT) an der Quadriga Hochschule Berlin hat daraufhin eine Kurzstudie erstellt, die den bestehenden Ordnungsrahmen analysiert und politische Handlungsoptionen skizziert.
Klare Regeln statt neuer Komplexität
Die Kernbotschaft der ZNT-Studie: Die bestehende Regulierung ist funktional und soll nicht grundlegend überarbeitet, sondern präzise weiterentwickelt werden. Eine pauschale Neudefinition würde Risiken bergen: Verlust an Verkehrssicherheit, Vertrauensverlust beim Verbraucher und eine Gefährdung des Marktzugangs für breite Nutzergruppen.
Drei Szenarien, ein Appell
Die Studie stellt drei Entwicklungsszenarien vor:
- Technische Präzisierung: Klare Definitionen für neue Technologien, ohne das EPAC-Grundmodell zu verlassen.
- Gestufte Kategorisierung: Neue Fahrzeugklassen mit abgestuften Anforderungen.
- Vollständige Neudefinition: Eine neue Fahrzeugkategorie mit umfassenden Anforderungen (Versicherung, Zulassung etc.).
Das ZNT plädiert eindeutig für Szenario 1: Die Weiterentwicklung soll durch gezielte Präzisierungen geschehen, um technische Innovation zu ermöglichen, ohne das System zu überdehnen.
London als Negativbeispiel
Ein Blick nach London verdeutlicht, was ohne klare Regelung passieren kann: Die Stadt erlebt einen Vertrauensverlust in E-Bikes durch getunte Hochleistungsmodelle, unsichere Umbauten und fehlende Marktaufsicht. Das Image von E-Bikes leidet, obwohl sie einst als Vorzeigeprodukt für urbane Mobilität galten.
Das wollen die Nutzerinnen und Nutzer
Eine begleitende Civey-Umfrage mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestätigt:
- 84 % halten ihr E-Bike für alltagstauglich
- 95 % empfinden die Reichweite als ausreichend
- Nur 15 % nutzen regelmäßig die höchste Motorstufe
- Hauptwunsch: weniger Gewicht, nicht mehr Leistung
Diese Zahlen unterstreichen: Die technische Auslegung heutiger EPACs wird vom Markt angenommen.
Für Hersteller und Händler bedeutet die ZNT-Studie vor allem eins: Die EPAC-Regelung muss differenziert weiterentwickelt werden, um Marktchancen zu sichern und zugleich die gesellschaftliche Akzeptanz zu wahren. Pauschale Lösungen helfen nicht weiter.