Neuer Radverkehrsplan 17.11.2021, 11:20 Uhr

Radverkehr soll in Berlin auf 23 Prozent steigen

Das Land Berlin hat den neuen Radverkehrsplan verabschiedet. Dieser soll für mehr Platz und Sicherheit im Radverkehr und den Ausbau der Radinfrastruktur sorgen. Das Ziel ist es, den Radverkehrsanteil in der Hauptstadt bis 2030 deutlich zu steigern.
Der Senat hat den Radverkehrsplan für das Land Berlin verabschiedet.
(Quelle: Shutterstock/Peter Jesche)
„Mit dem Radverkehrsplan beschließt Berlin ein ambitioniertes Programm für die kommenden Jahre. Der Plan und das Netz setzen die Standards für Berlins weiteren Ausbau zur Fahrradhauptstadt. Wir werden den Anteil des umweltfreundlichen, klimaschonenden und stadtverträglichen Radverkehrs steigern, indem wir das Radfahren – auch auf längeren Strecken – attraktiv und sicher machen. Berlin hat sehr gute Voraussetzungen, eine vorbildliche Fahrradstadt zu werden. Dazu brauchen wir aber auch die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen“, sagt Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Mehr Platz und Sicherheit für den Radverkehr

Der Radverkehrsplan definiere konkrete Ziele, Handlungsschwerpunkte und Maßnahmen. Ziel sei insbesondere, dass noch mehr Menschen ihre Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurücklegen – dabei sollen sie sicher unterwegs sein und sich auch subjektiv sicher fühlen können. Der Radverkehrsanteil soll laut Plan bis 2030 auf einen Anteil von mindestens 23 Prozent steigen, der Anteil der zurückgelegten Wege mit dem Auto zugleich deutlich sinken. Dafür soll auch die kombinierte Nutzung von Fahrrad und ÖPNV gefördert werden. Die Vorgaben für die Radverkehrsplanung dienten als Vorlage für den Radverkehrsplan.
Für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur definiert der Plan ein Radverkehrsnetz mit einer Länge von 2.371 Kilometern, davon 865 Kilometer Vorrangnetz mit den wichtigsten Verbindungen. Hinzu sollen weitere gut 550 Kilometer Radwege an Hauptstraßen kommen, die nicht zum eigentlichen Radverkehrsnetz gehören, aber gemäß Mobilitätsgesetz ebenfalls ausgebaut werden.
Im Vorrangnetz für den Radverkehr ist die Regelbreite der Fahrstreifen von 2,50 Meter vorgesehen, im sonstigen Netz 2,30 Meter (mindestens aber zwei Meter). Weiter hinzu kommen die geplanten Radschnellverbindungen (100 Kilometer Länge, Regelbreite drei Meter pro Richtung), so dass ein Gesamtnetz von rund 3.000 Kilometer Länge entstehen soll.

Ausbau der Radinfrastruktur

Neben Maßnahmen zum Ausbau des Radverkehrsnetzes definiert der Radverkehrsplan Ansätze und Maßnahmen zur Erweiterung des Angebots an Fahrradabstellanlagen, zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Evaluation von Zielen und Maßnahmen. So soll an wichtigen Stationen des ÖPNV ein Netzwerk gesicherter Fahrradabstellanlagen geschaffen und mit einem stadtweit einheitlichen Buchungs-, Zutritts- und Abrechnungssystem ausgestattet werden. Um zu überprüfen, ob die Ziele des Radverkehrsplans erreicht werden und um die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zu bewerten, wird die Umsetzung des Plans durch Überwachung und Evaluationen begleitet.
Die Inhalte des Radverkehrsplans wurden unter Einbindung von Expertinnen und Experten, etwa mit dem Gremium „FahrRat“ (Mitglieder sind Senatsverwaltungen, Bezirke, Radfahr-Verbände, Verkehrsunternehmen u. a.), und im Rahmen thematischer Workshops und Arbeitsgruppentreffen erarbeitet.

Ein langer Weg und weitere Forderungen

Vor gut fünf Jahren hatte Changing Cities Initiative Volksentscheid Fahrrad für einen Aufbruch in die Verkehrswende in Berlin gesorgt. Mit dem verabschiedeten Radverkehrsplan sei trotz häufiger Kritik der Initiative an bestimmten Inhalten nun ein weiterer für Senat und Bezirke bindender Schritt getan.
„Die Zeit des Umsetzens muss jetzt kommen, jetzt muss die Stadt umgebaut werden. Jeder Prozentpunkt mehr Radverkehr ist aktiver Klimaschutz. Jeder Prozentpunkt mehr Radverkehr spart allein in der Berliner Verwaltung jährlich 4.000 Krankheitstage. Jeder Prozentpunkt mehr Radverkehr ist ein Gewinn für die selbstständige Mobilität von Kindern und Seniorinnen und Senioren, entlastet die Straßen von Autoverkehr und sorgt so für besseres Vorankommen von Bussen und Handwerkerinnen und Handwerkern“, resümiert Jens Steckel von Changing Cities die Vorteile für die gesamte Stadt.
Changing Cities fordert zudem den Ausbau der sogenannten Kiezblocks als zusätzlicher wichtiger Bestandteil der Verkehrswende, um den Straßenraum in den Wohngebieten für Fußgängerinnen und Fahrradfahrer allen Alters zu öffnen und den motorisierten Durchgangsverkehr zu verbannen. Konkret fordert Changing Cities zwei neue Kiezblocks pro Bezirk pro Jahr, zwei neue Stellen pro Bezirk für Kiezblocks und berlinweit insgesamt mindestens 17 Millionen Euro pro Jahr für die Umsetzung, die Erstellung eines Kiezblock-Leitfadens für die Errichtung von Kiezblocks sowie die Anerkennung von Kiezblocks als Zielbild für nachhaltige Stadtentwicklung.
Auch der Fahrradclub ADFC ist noch nicht überzeugt. Frank Masurat, Landesvorsitzender des Radclubs ADFC Berlin: „Was bedauerlicherweise nach wie vor für die Verkehrswende im Sinne des Berliner Mobilitätsgesetzes fehlt, sind festgeschriebene Fristen und Zwischenziele bei der Umsetzung des Radnetzes.“



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