Stadt und Kind im Fokus 14.05.2025, 13:28 Uhr

Deutsche Städte schneiden bei Mobilität für Kinder schlecht ab

Eine neue Studie des Clean-Cities-Netzwerks bewertet europäische Städte nach kindgerechter Mobilität. Deutschland schneidet schwach ab. Kidical Mass fordert daher Schulstraßen, sichere Radwege und Tempo 30, um die Verkehrswende für alle Generationen voranzubringen.
Die zehn besten europäischen Städte für kinderfreundliche Mobilität: Keine deutsche Stadt ist unter den Top 10.
(Quelle: Kidical Mass)
Die aktuelle Studie des Netzwerks Clean Cities vergleicht die kinderfreundliche Mobilität in 36 europäischen Städten anhand dreier Kriterien: dem Anteil an Schulstraßen, Tempo-30-Zonen sowie geschützter Radinfrastruktur. Das Ergebnis fällt für Deutschland ernüchternd aus: München, Berlin, Köln und Hamburg landen lediglich auf den Plätzen zwölf, 15, 17 und 18. Im Vergleich zeigen Städte wie Paris, London und Helsinki, wie durch klare politische Ziele und entschlossenes Handeln kindgerechte Mobilitätslösungen rasch umgesetzt werden können.

Kindgerechte Verkehrsplanung gefordert

Das Aktionsbündnis Kidical Mass, das seit 2017 in Deutschland aktiv ist, setzt sich mit Fahrraddemonstrationen, Schulstraßenaktionen und Fahrradbussen für sichere Straßen ein – nicht nur für Kinder, sondern für alle Generationen. Unterstützt von über 700 lokalen Gruppen und mehr als 200.000 Teilnehmenden fordern die Initiatoren eine konsequente Verkehrswende mit dem Maßstab „Kind“. Dazu zählen Schulstraßen vor Bildungseinrichtungen, durchgehende Tempo-30-Zonen sowie eine flächendeckende sichere Radinfrastruktur „Wir stellen keine absurden Forderungen“, betont Simone Kraus, Sprecherin von Kidical Mass. „Seit Jahren richten wir den Fokus auf eine Verkehrswende mit dem Maßstab Kind. Das ist ein Gewinn für alle Generationen!“ Die aktuelle Studie bestätigt diesen Zusammenhang mit konkreten Daten – und erhöht den politischen Druck.

Handlungsspielräume konsequent nutzen

Laut Kidical Mass und Clean Cities fehlt es in Deutschland nicht an rechtlichen Möglichkeiten – vor allem seit der StVO-Novelle 2024. Städte und Gemeinden hätten inzwischen größere Spielräume, etwa zur Einrichtung von Schulstraßen oder zur Reduktion von Tempolimits. Doch diese werden noch zu wenig genutzt. Gefordert sind nicht nur die Kommunen, sondern auch die Länder und der Bund. Es brauche verbindliche Zielvorgaben, gezielte Förderprogramme und eine grundsätzliche Neuausrichtung des Straßenverkehrsrechts.
Jens Müller, stellvertretender Direktor des Netzwerks Clean Cities, bringt es auf den Punkt: „Kinder, die sich viel bewegen, sind glücklicher, gesünder und lernen leichter in der Schule. Sichere Schulwege sollten daher in jeder Stadt Normalität sein. Unsere Nachbarländer zeigen, wie das geht. Wer heute zum Beispiel durch Paris läuft, erkennt die Stadt kaum wieder – vor allem dank Schulstraßen, sicheren Tempolimits und geschützten Radwegen, die sich auch andernorts schnell und ohne große Kosten umsetzen lassen.“
Weitere Informationen und Studienergebnisse finden Sie hier: Dateien - Kidical Mass Cloud




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