Bündnis mehrerer Organisationen 13.09.2019, 08:27 Uhr

ADFC nimmt an Anti-Auto-Demo bei IAA teil

Am Samstag, 14. September demonstriert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) mit gleichgesinnten Organisationen vor den Toren der der Internationalen Automobilausstellung (IAA) für eine schnelle Verkehrswende.
ADFC-Demonstration für mehr Radverkehr
(Quelle: ADFC, Michael Handelmann)
Weil die Autoindustrie auf der IAA trotz schlechter Luft, jährlich neuen Staurekorden, Stress in den Städten und steigendem CO2-Ausstoß nach Darstellung des ADFC weiter „die dicksten Platz- und Energiefresser zur Schau stellt“, haben mehrere Organisationen zur Demonstration aufgerufen. ADFC, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Campact, die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, Naturfreunde Deutschlands und der Verkehrsclub Deutschland wollen mit tausenden Menschen mit einer Radsternfahrt, einer Familientour („Kidical Ride“) und einer großen Demonstration vor den Toren der IAA „ein unübersehbares Zeichen für eine umfassende Verkehrswende“ setzen. 
Ludger Koopmann, stellvertretender ADFC-Bundesvorsitzender, sagt: „Weil Deutschland es dem Autoverkehr über Jahrzehnte so schön bequem gemacht hat, nutzen die Menschen ihre Autos jetzt ohne Augenmaß als Standardfahrzeug für alles. Sogar für die 800 Meter zum Bäcker, zum Zigarettenautomat oder zum Hundeausführen. Es reicht nicht, für diesen Wahnsinn einfach E-Autos zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen Platz und Geld für breite, durchgängige Radwege, einladende Fußwege und einen top-ausgebauten ÖPNV – damit es für die Menschen endlich attraktive Alternativen zum Auto gibt.“  
Die Mär vom Auto als Langstreckenfahrzeug
Wie die kürzlich vom Bundesverkehrsministerium publizierte Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ zeigt, nutzen die Bundesbürger laut ADFC das Auto „in absurdem Ausmaß selbst für extrem kurze Strecken“. Die Hälfte aller mit dem Auto zurückgelegten Wege seien demnach weniger als fünf Kilometer lang. In den Niederlanden, dem Land mit dem weltweit am besten ausgebauten Radwegenetz, nutzen die Menschen nach Angaben des Fahrradclubs stattdessen mehr als doppelt so häufig das Fahrrad. In Deutschland würden viele Menschen das Radfahren meiden, weil geschützte und breite Radwege fehlten – und man das Rad fast nirgendwo sicher abstellen könnte. Koopmann: „Kern des Problems ist die überkommene Platzaufteilung. Wenn dem Autoverkehr fast der ganze Straßenraum zur Verfügung steht, bleiben Rad- und Fußverkehr künstlich klein.“
Alternativen kranken an der Platzdominanz des Autos
Der Radanteil am Gesamtverkehr in Deutschland stagniert seit Jahren bei 9 bis 11 Prozent, während er in den Niederlanden fast dreimal so hoch bei 27 Prozent liegt. Im Unterschied zu Deutschland haben die Niederlande bereits vor Jahrzehnten damit begonnen, den Platz für den Autoverkehr zu limitieren und Raum für breite, vom Autoverkehr getrennte Radwege zu schaffen. Koopmann erklärt: „Deutsche Verkehrspolitiker haben zu lange darauf gehofft, dass sich der Radverkehr auch ohne eigene Infrastruktur prächtig entwickeln würde. Das war ein Trugschluss und muss schnellstens korrigiert werden!“
Gefordert: 900 Millionen Bundesetat für besseren Radverkehr
Um in Deutschland ähnlich gute Bedingungen für das umweltfreundliche und ressourcenschonende Fahrrad zu erzielen wie in den Niederlanden, müssen bundesweit durchgängige Radwegenetze, Radschnellwege für Pendler und Lastentransporte sowie viele Millionen Fahrradparkplätze an Bahnhöfen und öffentlichen Einrichtungen gebaut werden. Dafür fordert der ADFC eine Investitionsoffensive des Bundes von jährlich 900 Millionen Euro – und ein geändertes Straßenverkehrsrecht, das es Kommunen ermöglicht, Platz für gute Radwege bei Bedarf auch zulasten des motorisierten Verkehrs zu schaffen.



Das könnte Sie auch interessieren