Konflikt um Verkehrsraum 29.01.2020, 09:08 Uhr

ADFC fordert geschützte Radwege und mehr Fahrradpolizei

Am Donnerstag berät der Verkehrsgerichtstag über Maßnahmen gegen zunehmende Aggression auf den Straßen. Auch nach Wahrnehmung des Fahrradclubs ADFC wird das Auto immer häufiger als Druckmittel gegen Radfahrer eingesetzt.
Bedrohliche Nähe auf ungeschützter Radspur
(Quelle: ADFC)
Der Deutsche Verkehrsgerichtstag ist eine jährlich stattfindende Konferenz für Straßenverkehrsrecht.  Er findet vom 29. bis 31. Januar in Goslar statt. In der Fahrradbranche bekannte Teilnehmer sind etwa der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir sowie Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Außerdem nehmen diverse Forscher, Anwälte, Polizisten und Vertreter diverser Interessenbündnisse teil. Thema ist das immer rauer werdende Klima auf der Straße. So nehme aggressives Verhalten in der subjektiven Wahrnehmung vieler Verkehrsteilnehmer immer weiter zu.
Der ADFC fordert darum die konsequentere Verfolgung von gefährlichem Verhalten, mehr Polizeistaffeln auf dem Fahrrad und kommunale Bauprogramme für physisch geschützte Radwege. ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Ein aggressives Verkehrsklima ist Gift für den Radverkehr. Es führt dazu, dass die Menschen sich lieber in Auto-Trutzburgen verschanzen anstatt, wie politisch erwünscht, gern und häufig auf das Rad zu steigen. Rücksicht-Kampagnen reichen nicht. Wir brauchen Infrastruktur, die schützt, und Sanktionen, die richtig wehtun!“
Abgedrängt, angehupt, genötigt
Aus Studien ist bekannt, dass Radfahrende regelmäßig zu eng von Kraftfahrzeugen überholt und dadurch in Stress und Gefahr gebracht werden. ADFC-Mitglieder berichten außerdem, dass sie von Autofahrern auf der Fahrbahn gezielt abgedrängt, angehupt oder durch aufheulende Motoren genötigt werden. Ursachen sind nach Auffassung des ADFC eine überkommene Autokultur, schlechte oder fehlende Fahrradwege und die wachsende Enge in den Städten, durch zunehmenden Autoverkehr und immer größere Autos.
Kommunen müssen jetzt Radwege bauen
Der ADFC kritisiert in diesem Zusammenhang die gängige Praxis der Kommunen, den Radverkehr ohne physischen Schutz gemeinsam mit dem schnellen Auto- und Schwerlastverkehr auf die Fahrbahn zu schicken. Stork: „Deutschen Autofahrern wurde über Jahrzehnte signalisiert, dass die Straßen nur für sie und für eine möglichst hohe Geschwindigkeit gemacht sind. Damit muss endlich Schluss sein. Die Kommunen müssen jetzt loslegen, breite, vom Autoverkehr weitgehend getrennte Radwege zu bauen. Dafür stellt der Bund ab diesem Jahr Rekordmittel aus dem Klimapaket zur Verfügung, jetzt muss es auch auf die Straße kommen.“
Mehr Polizei auf dem Rad
Auch bei der Polizei herrscht nach Auffassung des ADFC eine Windschutzscheibenperspektive vor. Polizisten sind in der Regel selbst im Auto unterwegs und ahnden zu selten gefährliches Verhalten gegenüber Radfahrern. Den speziellen Blick für die Probleme des Radverkehrs könne nur ein Perspektivwechsel schärfen. Der ADFC fordert deshalb bundesweit Fahrradstaffeln der Polizei, wie sie in Berlin, Frankfurt und anderen Städten bereits erfolgreich etabliert wurden.



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