Sicherheit im  Radverkehr 22.04.2024, 08:55 Uhr

Kidical-Mass-Aktionsbündnis fordert Schulstraßen in ganz Deutschland

Das Kidical-Mass-Aktionsbündnis ruft vom 20. April bis zum 5. Mai unter dem Motto „Straßen sind für alle da!“ zu bundesweiten Aktionswochen auf.
Schulstraße
(Quelle: Anja Branger)
In mehreren hundert Städten und Gemeinden werden Fahrraddemos, Schulstraßen oder Fahrradbusse organisiert. Im Rahmen der Kidical-Mass-Aktionswochen im letzten Jahr konnten über 230.000 Teilnehmende bei rund 900 Aktionen mobilisiert werden. Das von Köln aus agierende Bündnis besteht aus über 700 Organisationen, Vereinen und Initiativen.
Wenn Kinder den Schulweg eigenständig zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, hat das viele Vorteile: Bewegung an der frischen Luft, mehr Selbstständigkeit und für die Umwelt ist es ohnehin besser als das Elterntaxi. Das Problem: Vielerorts ist es gefährlich. 2022 verunglückten fast 10.000 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren auf dem Rad oder zu Fuß auf dem Schulweg. Gerade direkt vor der Schule kommt es regelmäßig zu brenzligen Situationen. Dabei gibt es eine simple Maßnahme, die den Schulweg für alle Kinder schnell sicherer machen würde: die Einrichtung von Schulstraßen.
Begleitend zu den Aktionswochen hat das Bündnis eine Petition ins Leben gerufen, mit der die Menschen von ihrer Kommune Schulstraßen einfordern können. Nordrhein-Westfalen hat als Vorreiter bereits gezeigt, wie es geht: Ein im Januar 2024 veröffentlichter Erlass
liefert die Blaupause für die Einrichtung von temporären Schulstraßen, die zur Bring- und Abholzeit für den Kfz-Durchgangsverkehr gesperrt sind. Wo immer möglich, fordert das Aktionsbündnis permanente Schulstraßen, die komplett autofrei sind. Ergänzend zum NRW-Erlass zeigt ein Rechtsgutachten vielfältige Möglichkeiten zur Einrichtung von temporären und permanenten Schulstraßen auf. Das Aktionsbündnis wird außerdem in Kürze einen entsprechenden Leitfaden für Kommunen veröffentlichen.
Luise (10), die sich an ihrer Grundschule in Köln bereits erfolgreich für ein Pilotprojekt eingesetzt hat, sagt: „Ich wünsche mir in ganz Deutschland Schulstraßen, so wie an meiner Schule.“ Und wird in ihrem Wunsch von Simone Kraus, Co-Initiatorin Kidical-Mass-Aktionsbündnis, bekräftigt: „Kinder haben das Recht darauf, sich selbstständig und sicher zu bewegen. Schulstraßen tragen nachweislich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kindern bei. Mit den Aktionswochen wollen wir das Thema stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Mit Gutachten und Leitfaden sollen die Kommunen zum Handeln gebracht werden.“

NRW: Schulstraßen bereits jetzt möglich

Die Einrichtung von temporären und permanenten Schulstraßen ist zwar bereits jetzt möglich, wie NRW-Erlass und Rechtsgutachten eindeutig zeigen. Eine Aufnahme ins Straßenverkehrsrecht (StVO) würde es den Kommunen aber leichter machen, Schulstraßen einzurichten und damit letzte Unsicherheiten beseitigen.
Schulstraßen sind ein sehr guter Anfang für sichere (Schul-)Wege, aber natürlich nicht die Generallösung. Im nächsten Schritt fordert das Aktionsbündnis die Anbindung von Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen an die Radverkehrsnetze als Schulradwegenetz und die Förderung von Fahrradabstellanlagen. Beides sieht der Nationale Radverkehrsplan 3.0 vor für eine fahrradfreundliche Gestaltung aller Bildungseinrichtungen. Gefahrenstellen auf Schulwegen sind im Rahmen von Schulwege-Checks zu identifizieren und zu beseitigen. Ein umfassendes schulisches Mobilitätsmanagement sollte in allen Kommunen verpflichtend eingeführt und umgesetzt werden.
Über das Kidical-Mass-Aktionsbündnis: Die Kidical Mass ist eine weltweite Bewegung. Seit 2017 gibt es sie in Deutschland. Das Aktionsbündnis setzt sich mit unterschiedlichen Aktionen für kinder- und fahrradfreundliche Städte und Gemeinden ein. Herzstück sind mehr als 700 lokale Organisationen und Initiativen. Ein einzigartiges Netzwerk – dezentral, selbstorganisiert und gemeinsam stark. Unterstützt wird es von den überregionalen Partnern: ADFC, Campact, Changing Cities, Clean Cities Campaign, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, Parents For Future, Pro Velo Schweiz, VCD und Zukunft Fahrrad.



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