Aktuelle Erkenntnisse 27.05.2025, 11:27 Uhr

Jeder zweite Alkoholunfall geschieht mit Fahrrad, Pedelec oder E-Scooter

2024 gab es bundesweit rund 34.700 Alkoholunfälle – ein neuer Höchstwert. Erstmals waren Radfahrende häufiger beteiligt als Autofahrende. Der Tüv-Verband fordert gezielte Aufklärung, Kontrollen und konsequentere Sanktionen.
Alkoholisierte Verkehrsteilnehmende sind zunehmend auf dem Fahrrad unterwegs – mit teils schweren Folgen.
(Quelle: shutterstock / Toa55)
Die aktuellen Unfallzahlen des Statistischen Bundesamts zeigen eine alarmierende Entwicklung im Straßenverkehr: Im Jahr 2024 wurden bundesweit rund 34.700 Unfälle unter Alkoholeinfluss registriert – der höchste Wert seit Jahren. Besonders relevant für die Fahrradbranche: Erstmals waren Fahrradfahrende häufiger an Alkoholunfällen beteiligt als Pkw-Fahrende. Mit einem Anteil von 43 Prozent führen Radfahrende, Pedelec-Nutzende und E-Scooter-Fahrende die Statistik der alkoholbedingten Unfälle mit Personenschaden an. Zum Vergleich: Pkw-Fahrende waren in 39 Prozent der Fälle beteiligt. Innerhalb der Radnutzung entfielen 33 Prozent auf klassische Fahrräder, zehn Prozent auf Pedelecs. E-Scooter machten acht Prozent aus. Zum Rückblick: Im Jahr 2005 lag der Anteil alkoholbeteiligter Radfahrender noch bei 22 Prozent.
Die Zahlen deuten auf eine Verschiebung im Mobilitätsverhalten hin – mit deutlichen Folgen für die Verkehrssicherheit. Insbesondere Feiertage und Wochenenden gelten als Unfallhochzeiten. Am Vatertag 2024 wurden mit 287 Fällen die meisten Unfälle unter Alkoholeinfluss an einem einzelnen Tag erfasst, 204 Menschen wurden dabei verletzt.
Der TÜV-Verband fordert angesichts dieser Entwicklung einen umfassenden Paradigmenwechsel in der Aufklärungsarbeit. „Die Realität auf den Straßen hat sich verändert – darauf müssen Kampagnen und Verkehrserziehung reagieren“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit. Der Fokus müsse sich stärker auf nichtmotorisierte und „neue“ Verkehrsteilnehmende richten. Dabei gelte: Wer Alkohol konsumiert, sollte unabhängig vom genutzten Fahrzeug nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Neben Aufklärung plädiert der TÜV-Verband für intensivere Kontrollen und konsequentere Sanktionen. Dazu zählen u. a. häufigere Alkoholkontrollen bei Radfahrenden und E-Scooter-Nutzenden, eine frühere Anordnung der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) ab 1,1 Promille (statt aktuell 1,6) sowie härtere Bußgelder.
Die Fahrradbranche ist durch den Bedeutungszuwachs ihrer Produkte in den Fokus der Verkehrssicherheitsdiskussion gerückt. Für Hersteller und Handel ergibt sich daraus eine neue Verantwortung – etwa durch begleitende Kommunikation zum Thema Sicherheit oder durch gezielte Kundenaufklärung bei der Fahrzeugausgabe. Die Entwicklung unterstreicht, dass moderne urbane Mobilität ein ganzheitliches Sicherheitsverständnis erfordert.



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