Mehr Radverkehr, weniger Autos, bessere Luft 14.11.2022, 13:32 Uhr

Verkehrswendemaßnahmen in Berlin sind wirksam

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit verschiedener Verkehrsmaßnahmen in Berlin veröffentlicht. Demnach führen sichere und lückenlose Radwege zu deutlich mehr Radverkehr, weniger Kfz-Verkehr und besserer Luftqualität.
Die Verkehrsberuhigung im Berliner Bergmannkiez erfolgt durch einen geschützten Zweirichtungsradweg.
(Quelle: Shutterstock / Mo Photography Berlin)
Nach dem Bau neuer Radwege auf Tempelhofer Damm und Kottbusser Damm ist den Untersuchungen zufolge der Radverkehr um 63 bzw. 40 Prozent gestiegen, der Autoverkehr um 8,0 bzw. 13 Prozent zurückgegangen. Auch die Einführung von Tempo 30 erweise sich als wirksame Maßnahme, beispielsweise auf der Hermannstraße. Luftqualitätsmessungen der DUH zeigen dort einen Rückgang des Dieselabgasgifts Stickstoffdioxid (NO2) um 15 Prozent. Die Verkehrsberuhigung im Bergmannkiez führt zu bis zu 77 Prozent weniger Kfz-Verkehr und deutlich besserer Luftqualität (12,5 Prozent Rückgang der NO2-Belastung).

„Klotzen statt kleckern“

Nicht jedes Radwegeprojekt in Berlin war gleich erfolgreich: Auf der Frankfurter Allee wurde auf nur 450 Metern ein Pop-up-Radweg errichtet, auf dem im Mai 2021 ein Sattelzug eine Radfahrerin tödlich verletzte. Wegen verbleibender Parkplätze wurde der Pop-up-Radweg nicht durch Schutzelemente gesichert. Auf der Hermannstraße gibt es seit Oktober 2021 ein 800 Meter langes Radwege-Fragment. Der Radweg endet auf Höhe der Thomasstraße mitten im Mischverkehr mit mehr als 20.000 Kraftfahrzeugen pro Tag. Beide Radwege haben nach Analysen der DUH die Zahl der Radfahrenden nicht ansatzweise erhöht.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, sagt: „Unsere Städte ersticken im Autoverkehr. Berlin zeigt, wie einfach und schnell sich der Radverkehr fördern lässt und sich dadurch die Luftqualität erheblich verbessert. Wir brauchen kurzfristig eine Verdopplung der Radwege. Die Zahl der Autos in unseren Städten muss sich halbieren. Mit kostengünstigen und schnell umsetzbaren Maßnahmen wie Pop-up-Radwegen, Einbahnstraßen und Tempo 30 kommen wir diesem Ziel näher.“
Robin Kulpa, Stellvertretender Bereichsleiter Verkehr und Luftreinhaltung der DUH, ergänzt: „Halbherzige Maßnahmen und kleinteiliges Stückwerk bringen die Verkehrswende nicht voran. Radwege, die mitten auf der Straße enden und auf denen man sich nicht sicher fühlt, werden nie die Massen vom Fahrradfahren überzeugen. Die Sicherheit des Radverkehrs muss Priorität vor Parkplätzen haben. Unsere Untersuchungen zeigen: Um die Klimaziele zu erreichen und die Vision Zero Realität werden zu lassen, ist klotzen statt kleckern angesagt.“ Die DUH fordert einen schnellen Umbau der Städte zum Schutz von Menschen und Klima durch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen wie Pop-up-Radwege, Einbahnstraßen und Tempo 30.


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