Vernetzte Ampeln 17.11.2021, 10:42 Uhr

Grüne-Welle-App für Hamburgs Radwege

Mit dem Projekt „Priobike-HH“ möchte die Stadt das Radfahren bequemer und flüssiger gestalten. Über das Handy wird Radfahrenden angezeigt, wie schnell sie fahren müssten, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen.
In Hamburg können sich Radfahrende im Optimalfall über viele grüne Ampeln freuen.
(Quelle: Shutterstock / 1662758026)
Die Nutzenden installieren dafür ihr Handy am Lenker und bekommen auf dem Display über eine App angezeigt, ob sie schneller oder langsamer fahren oder die Geschwindigkeit halten müssen, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen. „Radfahren soll damit komfortabler werden und Reisezeiten verkürzt werden“, sagt Sebastian Troch, der in der Hamburger Verkehrsbehörde das Referat für Intelligente Transportsysteme und Datenmanagement leitet. Man wolle damit auch das Signal aussenden, den Radfahrenden einen erhöhten Stellenwert im Straßenverkehr zuzuschreiben. 

Technische Vorraussetzungen

Damit das Projekt gelingen kann, müssen in den nächsten Jahren rund 1.500 Ampelanlagen vernetzt werden. Derzeit läuft eine Testphase, dafür hat die Stadt zunächst drei smarte Kreuzungen geschaffen. Die App, die Hamburgs Verkehrsbehörde zusammen mit der Technischen Universität Dresden entwickelt, soll im zweiten Halbjahr 2022 in einer Betaversion für angemeldete Testnutzer und -Nutzerinnen starten. Bis dahin sollen laut Troch bereits 800 Kreuzungen entsprechend umgerüstet sein. Ganz regulär soll die App dann ab Herbst 2023 verfügbar sein. 
Darüber hinaus soll es auch abseits des App-basierten Projekts an wichtigen Kreuzungen Informationsstelen oder kleine Lampen auf der Straße geben. So sollen Radfahrende dann besser erkennen können, ob sie auf die nächste Ampel langsam zurollen können oder besser ein bisschen reintreten, um diese bei Grün zu erreichen. An Kreuzungen mit viel Radverkehr will Sebastian Troch zudem die Ampelschaltung an das Tempo der Radfahrenden anpassen. 90 Ampeln hat Hamburg dafür in den letzten Jahren mit Wärmebildkameras ausgestattet, die die Verkehrsströme messen. Es gebe im Sommer Knotenpunkte mit nachweislich mehr Rad- als Autoverkehr, erklärt Troch. „Wir priorisieren das Verkehrsmittel, das mehr unterwegs ist. Das ist keine ideologische Entscheidung, sondern erfolgt daten- und faktenbasiert“, betont er.

Ziele von Priobike-HH

Das Projekt möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Hamburger und Hamburgerinnen bis 2030 ein Viertel aller Wege mit dem Rad zurücklegen – ein ambitioniertes Ziel. 2017 lag der Anteil nur bei 15 Prozent. Der ADFC Hamburg ist dem Projekt skeptisch gegenüber eingestellt. Er fordert den Hamburger Senat dazu auf, in erster Instanz den Radwegeausbau schneller voranzutreiben. Sebastian Troch hält dagegen, dass das Potenzial der digitalen Vernetzung oft noch unterschätzt werde. Zwar sei der Ausbau unumstritten wichtig, doch letztendlich bringe nur der Mix von vielen Maßnahmen den Radverkehr voran „und die Digitalisierung kann dabei ihren Beitrag leisten“, sagt Troch.

Zuletzt soll auch die Sicherheit für Radfahrende erhöht werden. „An bestimmten Unfallschwerpunkten werden wir Autofahrern signalisieren, wenn Radfahrende in die Kreuzung reinfahren“, sagt Troch. „Wir denken dabei etwa über eine rote Lichtprojektion für rechtsabbiegende Fahrzeuge nach, die von oben auf die Kreuzung projiziert wird.“



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