Umfrageergebnis aus Berlin 27.07.2021, 09:55 Uhr

Das Auto spielt beim Einkaufen in Innenstädten keine große Rolle

Schon lange existiert im Einzelhandel die Befürchtung, der eigene Umsatz könnte bei einer Reduzierung von Pkw-Stellplätzen zurückgehen. Eine Umfrage von IASS-Forschenden in zwei Einkaufsstraßen zeigt jetzt: 93 Prozent der Kunden kommen nicht mit dem Auto an.
(Quelle: Pixabay)
Das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam) befragte rund 200 Kundinnen und Kunden sowie 145 Einzelhändlerinnen und -händler in Berlin am Kottbusser Damm (Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg) und der Hermannstraße (Bezirk Neukölln). Mit 93 Prozent kam die große Mehrheit der Einkaufenden nicht mit dem Auto in die Einkaufsstraßen. 91 Prozent des Geldes, das die Kundinnen und Kunden in den lokalen Geschäften ließen, kam hingegen aus dem Geldbeutel derjenigen, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV unterwegs waren. Diejenigen, die zum Einkaufen mit dem Auto in die Stadt fahren, waren nur für neun Prozent der Umsätze verantwortlich. Die Einzelhändler und -händlerinnen schätzen somit das Mobilitätsverhalten ihrer Kundinnen und Kunden mitunter falsch ein.
Dieses Ergebnis decke sich laut IASS auch mit früheren Befunden aus den Städten Offenbach, Gera, Erfurt, Weimar und Leipzig. Händlerinnen und Händler in den untersuchten Städten überschätzten den Anteil ihrer Kundinnen und Kunden, die mit dem Auto kommen – so auch in Berlin, wo sie ihn bei 22 Prozent vermuteten, er tatsächlich aber nur bei 7 Prozent liegt. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass Händler die Entfernung überschätzen, die die Kundschaft zu ihrem Geschäft zurücklegt. Über die Hälfte (51 Prozent) der befragten Kundinnen und Kunden wohnen weniger als einen Kilometer von der Einkaufsstraße entfernt. Die Händlerinnen und Händler schätzten den Anteil auf 13 Prozent.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage stehen im Einklang mit einer wachsenden Anzahl an Studien, die nahelegt, dass eine verbesserte Infrastruktur für aktive Mobilität – also zu Fuß gehen, Rad fahren, den ÖPNV nutzen – wahrscheinlich der lokalen Wirtschaft zugutekommt“, sagt IASS-Wissenschaftler Dirk von Schneidemesser.



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