Zölle dämpfen Exporte
28.07.2025, 15:51 Uhr
Exporte stabilisieren sich leicht – Risiken durch US-Politik bleiben bestehen
Ein leicht verbesserter ifo-Geschäftsklimaindex und stabilere Exporterwartungen zeigen: Die Wirtschaft atmet vorsichtig auf. Doch die Zölle der USA und geopolitische Risiken hemmen weiter.
Die deutsche Exportwirtschaft sendet im Juli gemischte Signale: Während sich die Ifo-Exporterwartungen mit -0,1 Punkten nahezu stabilisieren und der Ifo-Geschäftsklimaindex leicht auf 88,6 Punkte steigt, bleibt die Grundstimmung unter den Industrieunternehmen von hoher Unsicherheit geprägt – nicht zuletzt aufgrund der verschärften US-Handelspolitik unter Präsident Trump.
Trump-Zölle treffen exportorientierte Branchen – auch Zulieferer betroffen
Seit Januar 2025 hat die Trump-Regierung massive neue Importzölle eingeführt. Besonders relevant für die Industrie: Zölle auf Stahl und Aluminium wurden im Juni auf 50 Prozent verdoppelt, ebenso gelten seit Frühjahr 25 Prozent Aufschläge auf Kfz-Teile, Elektronik und Maschinenbauprodukte. Für EU-Importe sollen ab August 2025 weitere Zusatzzölle von 30 Prozent folgen. Fahrradhersteller, die auf Rahmen, E-Bike-Komponenten oder Aluminiumteile aus US-Produktion setzen oder dorthin exportieren, sind somit direkt oder indirekt betroffen.
Mehr als 60 Prozent der befragten Industrieunternehmen geben an, negativ von diesen Zöllen betroffen zu sein – der Maschinenbau sogar zu 80 Prozent, die Hersteller elektrischer Ausrüstungen zu 55 Prozent und die Metallerzeugung zu rund 70 Prozent. Auch Komponenten wie Sensorik, Batterien oder Steuerungssysteme, die im Fahrradbau eine zunehmende Rolle spielen, sind potenziell zollbelastet.
Chinesischer Wettbewerbsdruck steigt – Verlagerung auf EU-Markt wahrscheinlich
Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Umfragen: Die US-Zollpolitik wirkt sich indirekt auch auf den europäischen Markt aus. Rund 60 Prozent der Unternehmen rechnen damit, dass chinesische Wettbewerber, die durch US-Zölle aus dem amerikanischen Markt gedrängt werden, stärker in Europa aktiv werden. Für Händler in der Fahrradbranche könnte dies zunehmenden Preisdruck bedeuten – etwa durch preisgünstige E-Bikes oder Komponenten.
Interessanterweise sehen viele Unternehmen im EU-Binnenmarkt eine sichere Alternative: Über 40 Prozent erwarten einen Bedeutungszuwachs dieses Marktes bis 2029. Auch Indien rückt stärker in den Fokus – etwa 40 Prozent der Industrieunternehmen prognostizieren eine wachsende Bedeutung dieses Absatzmarkts. Für die Fahrradbranche, die sich bereits in Richtung Asien orientiert, könnte Indien somit ein Zukunftsmarkt werden – vor allem im Bereich urbaner und erschwinglicher Mobilitätslösungen.
Investitionen werden zurückgefahren – KMU weniger betroffen, aber nicht immun
Die Zölle beeinflussen auch die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Fast 30 Prozent der Firmen mit Investitionen in den USA haben Projekte verschoben, 15 Prozent sogar gestrichen. In Deutschland wurden ebenfalls Investitionen zurückgestellt – besonders dort, wo Unternehmen stark vom Export oder US-Geschäften abhängig sind.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zeigen sich dabei weniger stark betroffen als große Industrieunternehmen. Das liegt vor allem an ihrer geringeren Exportquote und regionaleren Ausrichtung. Dennoch müssen auch KMU in der Fahrradindustrie strategisch reagieren – etwa durch Lieferanten-Diversifizierung oder die stärkere Nutzung europäischer Fertigung.
Stabilisierung mit Risikofaktor USA
Trotz der leicht verbesserten Exporterwartungen bleibt die weltwirtschaftliche Unsicherheit für die deutsche Industrie – und damit auch für die Fahrradbranche – ein dominantes Thema. Die neue US-Zollpolitik wirkt wie eine reale Barriere im internationalen Handel. Für viele Unternehmen bedeutet dies eine verstärkte Fokussierung auf Europa und alternative Märkte wie Indien. Gleichzeitig wächst der Wettbewerbsdruck durch chinesische Anbieter. Wer im globalisierten Fahrradgeschäft weiterhin wettbewerbsfähig bleiben will, muss die Entwicklungen nicht nur beobachten, sondern aktiv darauf reagieren.