40 Jahre ADFC 18.11.2019, 12:02 Uhr

ADFC lobt Scheuer für fahrradfreundlichere Gesetze

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) lobt die radverkehrsfreundlicheren Gesetze des Bundesverkehrsministeriums. Beim Umbau von Parkplätzen in Radwege sowie beim Bau von Infrastruktur in den Kommunen will der ADFC beratend helfen.
Andreas Scheuer kam mit dem Rad zum Symposium.
(Quelle: ADFC)
Das ist mal eine Überschrift wert: Mit Lob bedenkt der ADFC den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer für dessen fahrradfreundliche Gesetze. Scheuer hatte in seiner Eröffnungsrede zum ADFC-Symposium zum 40-jährigen Bestehen des Radclubs bekräftigt, dass er „für eine gerechtere Aufteilung des Straßenraums und eine möglichst lückenlose und sichere Radinfrastruktur“ eintrete. Passend dazu war Scheuer mit dem Rad zum Kongress angereist.
Die jetzt sichtbaren Ergebnisse hebt der ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg hervor: „Wir wissen, dass es in vielen Kommunen Radverkehrsbeauftragte und Tiefbauamtsleiterinnen gibt, die bisher – ohne Budget und politischen Rückenwind – kaum etwas für den Radverkehr bewirken konnten. Das Ergebnis sehen wir überall: Das Radfahren ist oft mehr Kampf als Lust. Sie alle dürfen sich freuen: Es sind jetzt völlig neue Dimensionen möglich. Der Bund geht jetzt mit Wucht in bessere Regelwerke und in die Fahrradförderung rein. Er will im ganzen Land Radwegenetze und Fahrradparkhäuser finanzieren, damit alle das Radfahren als attraktiv empfinden. Im 40. Geburtsjahr des ADFC stehen wir an einem Wendepunkt. Jetzt ist erstmals wirklich Geld und politischer Willen für ein fahrradfreundliches Deutschland da!“
Der Vizepräsident des Automobilclubs ADAC, Gerhard Hillebrand, bestätigte: „Damit noch mehr Menschen das Fahrrad für sich entdecken, braucht der Radverkehr eine bessere Infrastruktur. Neben einem Radwegenetz ohne Lücken ist vor allem dort Handlungsbedarf, wo der Radverkehr Infrastrukturengpässe hat oder Unfallschwerpunkte bestehen.“ Darum setzt der ADFC in seiner Kampagne „Mehr Platz Fürs Rad!“ an. Dass vielerorts für den Radverkehr Sicherheitsdefizite an Knotenpunkten bestünden, habe gerade der ADAC-Test „Fahrradsicherheit an Kreuzungen“ gezeigt. Immerhin jede zehnte städtische Route fiel dabei durch.
Deutschland kann Fahrradland
Der Modal Split, also der Anteil des Rades an allen zurückgelegten Wegen, liegt derzeit in Deutschland bei 11 Prozent. In den Niederlanden, dem Land mit dem weltweit besten Radverkehrsnetz, liegt er bei 27 Prozent. Wegen der hervorragenden Radwege, die im Winter sogar prioritär geräumt werden, bleibt ein Großteil der niederländischen Alltagsradler dem ‚fiets‘ auch in der kälteren Jahreszeit treu. Syberg fordert: „Fahrradfahren muss das neue Normal werden, nur so sind klimafreundlicher Verkehr und lebenswerte Städte in Zukunft möglich.“
Der Platz ist da – er muss nur neu verteilt werden
Alle Studien zum Fahrradfahren würden zeigen, dass die Menschen durch gute, breite Radwege, sichere Fahrradparkplätze und eine Trennung vom Autoverkehr zum Radfahren motiviert werden könnten. Die Frage, woher der Platz für großzügige Radwege kommen soll, beantworte die Bundesregierung in den Papieren zum Klimapaket eindeutig: Es sollten schnell flächendeckende Radwegenetze geschaffen werden, indem ‚normale‘ Straßen zu Fahrradstraßen ausgebaut, Fahrstreifen in geschützte Radfahrstreifen umgewandelt, grüne Wellen für den Radverkehr eingerichtet und moderne Fahrradparkhäuser gebaut würden. Beim ADFC-Symposium wurden weitere internationale Best-Practice-Beispiele vorgestellt: Paris habe ganze Abschnitte des Seine-Ufers autofrei gemacht – und dadurch viel Platz für den Radverkehr geschaffen. London zeige mit ‚modalen Filtern‘, wie man den Durchgangsverkehr aus Wohnstraßen verbannt und dadurch Räume für sicheres Radfahren schaffe. Und Barcelona hat mit seinen ‚Superblocks‘ ein Rezept entwickelt, wie eine Stadt der kurzen Wege mit ganz wenig Autoverkehr hervorragend funktionieren könne. Syberg: „Städte müssen jetzt anfangen, kreativ zu werden und mutig neue Lösungen auszuprobieren.“
ADFC will Kommunen beim Wandel unterstützen    
ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg benannte bei der Bundeshauptversammlung auch die Herausforderungen: „Wir wissen, dass wegfallende Parkplätze und Fahrspuren immer ein großes Politikum sind.“ Die ADFC-Bundeshauptversammlung habe deshalb beschlossen, dass ADFC-Gruppen überall im Land Bürgermeister und Verkehrsplaner darin unterstützen, Konflikte konstruktiv zu lösen, Kommunen bei der Entwicklung von Netzplänen zu unterstützen, Konzepte für sichere Kreuzungen und Einmündungen mit zu entwickeln, Kontakte zu spezialisierten Planungsbüros auch im benachbarten Ausland herzustellen, Konflikte mit Anwohnern und Einzelhändlern zu moderieren und Fördermöglichkeiten zu finden. Auch das Bundesverkehrsministerium habe signalisiert, dass es die Notwendigkeit zur Unterstützung der Kommunen in diesem Bereich sehe. So könnte der Fachkräftemangel in den Kommunen, oft ein Grund für nicht abgerufene Fördergelder, gemildert werden.



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