500 Arbeitsplätze gefährdet 19.01.2017, 19:19 Uhr

Mifa-Insolvenz in Eigenregie gescheitert

Die von der Mifa beabsichtigte Insolvenz in Eigenregie ist gescheitert. Die Eigentümerfamlie Nathusius hat einen Kredit nicht gewährt, daher können Teile für die Produktion nicht bestellt werden.
Die Mifa ist wieder insolvent (Symbolbild).
(Quelle: Screenshot / SAZbike)
Das Land Sachsen-Anhalt darf aus rechtlichen Gründen kein Geld zuschießen. Wenn keine andere Lösung gefunden wird, so könnte dies das Ende für 500 Arbeitsplätze bedeuten.
 
Die Mifa hatte am 05. Januar Insolvenz angemeldet (SAZbike hat darüber berichtet). Die Mifa erklärt in einer Pressemitteilung: 
 
"Der Geschäftsführer der Mifa-Bike GmbH, Joachim Voigt-Salus, hat heute angekündigt, den Antrag auf Eigenverwaltung zurückzuziehen. Grund dafür ist, dass die Mifa-Eigentümerfamilie v. Nathusius den zunächst zugesagten Massekredit nicht gewähren wird. Der Geschäftsbetrieb kann deshalb nicht wie geplant fortgeführt werden. Nun beginnt die Suche nach alternativen Lösungen.
 
Der Mifa-Bike GmbH liegen für das Frühjahr Bestellungen für rund hunderttausend Fahrräder vor. Um diese Bestellungen ausliefern zu können, hätte die Bestellung der benötigten Teile bis spätestens gestern (17.1.) Nachmittag erfolgen müssen. Die dafür benötigten Finanzmittel sollten aus einem Massedarlehen in Höhe von rund 5 Millionen Euro kommen, das die Familie v. Nathusius über ihre Gesellschaft IFA vor Insolvenzantrag zugesagt hatte.
 
Völlig überraschend hatte jedoch die Familie v. Nathusius vor einigen Tagen die Gewährung des Darlehens an Bedingungen geknüpft, denen das Land Sachsen-Anhalt hätte zustimmen müssen. Das Land konnte diese Bedingungen jedoch nach Voigt-Salus vorliegenden Information nicht erfüllen. Voigt-Salus, die Investitionsbank und die Landesregierung hatten daraufhin bis zuletzt versucht, in Verhandlungen mit der Familie v. Nathusius doch noch eine Lösung zu finden, was aber scheiterte.
 
Voigt-Salus hat daraufhin heute Vormittag die rund 520 Mifa-Mitarbeiter informiert, dass aus diesem Grund die für Ende des Monats geplante Wiederaufnahme der Produktion nicht erfolgen kann. Zudem sei es unsicher, in welcher Form und in welchem Umfang die Fortführung des Geschäftsbetriebs möglich sei. „Damit sind die Voraussetzungen für eine Sanierung der Mifa-Bike GmbH in Eigenverwaltung nicht mehr gegeben“ ergänzte Voigt-Salus. „Ich werde deshalb umgehend beim Amtsgericht Halle den Antrag auf Eigenverwaltung zurückziehen.“ Unabhängig davon sind die Löhne und Gehälter der Mifa-Arbeitnehmer bis Ende Februar über das Insolvenzgeld gesichert.
 
Das Amtsgericht wird nun nach Lage der Dinge einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellen und damit ein Regelinsolvenzverfahren einleiten. Der vorläufige Gläubigerausschuss unterstützt die Rücknahme des Antrages auf Eigenverwaltung und die Anordnung der vorläufigen Verwaltung. Voigt-Salus hat seine Bereitschaft erklärt, die Sanierung weiter zu begleiten, sollte der vorläufige Insolvenzverwalter dies wünschen.
 
Im Mittelpunkt des vorläufigen Insolvenzverfahrens wird die Prüfung alternativer Sanierungs- und Verwertungsoptionen stehen. Denkbar ist sind beispielsweise Vorkasse-Vereinbarungen mit den Kunden, um zumindest mittelfristig die Produktion in Teilen wieder aufnehmen zu können. Zur langfristigen Sicherung des Geschäftsbetriebs ist nach jetzigem Stand zudem eine Investorenlösung erforderlich. Es gibt bereits erste Kontakte zu Interessenten.
 
,Trotz der aktuellen Situation bestehen immer noch Chancen, Mifa zu retten', betonte Voigt-Salus abschließend. ,Das Ziel ist es nach wie vor, Mifa und möglichst viele Arbeitsplätze hier am Standort Sangerhausen zu erhalten.'
 
Voigt-Salus dankte ausdrücklich allen Beteiligten, die sich in den letzten Tagen mit höchsten Engagement für die Rettung von Mifa eingesetzt haben, insbesondere der Belegschaft und der IG Metall, der Investitionsbank, der Landesregierung, der Commerzbank, den Mitgliedern des vorläufigen Gläubigerausschusses und Sachwalter Lucas F. Flöther."


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