Neue Lastenradnorm 23.07.2020, 10:10 Uhr

Tern und EFBE Prüftechnik kooperieren bei Lastenradtests

Seit Jahresbeginn gibt es eine deutsche Testnorm für Lastenfahrräder. Der taiwanische Faltradhersteller Tern erwartet, dass diese Norm zu einer EU-Norm werden könnte.
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(Quelle: Lastenradtest beim EFBE-Institut)
Trotz ihrer schnell wachsenden Verbreitung wurden Lastenfahrräder bislang nicht in die Konzeption von Sicherheitsstandards und Testverfahren aufgenommen, etwa ISO 4210 für City- und Trekking-sowie MTBs und Rennräder oder EN 15194 für Pedelecs. Aber nun ändert sich die Sachlage.
Anfang dieses Jahres ist eine neue deutsche Norm (DIN 79010:2020-02 Fahrräder - Transportfahrräder und Lastenfahrräder) in Kraft getreten, die als erste die Prüfverfahren und Sicherheitsanforderungen für elektrisch unterstützte und nicht-elektrische Lastenfahrräder festlegt. Sowohl das Tern GSD als auch das HSD haben diese Norm in ihren jeweiligen Gewichtsklassen erfüllt. 
Diese in Deutschland entwickelte Norm für Lastenfahrräder könnte nach Darstellung von Tern als Grundlage für eine künftige europäische EN-Norm dienen, die derzeit von einem technischen Ausschuss der CEN (Europäisches Komitee für Normung) diskutiert wird. 
„Wir sehen eine Menge Lastenfahrräder auf den Straßen herumfahren, die ganz offenkundig umfangreichere Tests nicht bestehen würden - und das ist ziemlich beunruhigend“, berichtet Dipl. Ing. (FH) Marcus Schröder, Geschäftsführer des Prüfinstituts EFBE Prüftechnik und einer der Autoren der neuen deutschen Norm für Lastenfahrräder. „Gut definierte Prüfnormen sind nicht nur wichtig, um sicherzustellen, dass die Fahrer das nötige Vertrauen in ihr Cargobike haben, wenn sie ihre Kinder damit befördern, sondern auch, um die Hersteller anzuhalten, die grundlegenden Sicherheitsanforderungen zu befolgen.“
EFBE prüft jenseits der Normen
Der EFBE Test für Lastenfahrräder soll auf der deutschen Norm aufbauen, ergänzt aber die in DIN 79010 definierte Prüffolge um Maximal- und Überlastprüfungen, um zu verifizieren, dass das Produkt einmalige Spitzenbelastungen an der Obergrenze seines vorgesehenen Einsatzbereiches aushält. Darüber hinaus soll  sichergestellt werden, dass das Fahrrad auch dann sicher bleibt, wenn es über seine Grenzen hinaus belastet wird, und dass die Sicherheit von Fahrern oder Passagieren bei Überlastung nicht gefährdet wird.
Der Test umfasst zehn verschiedene Rahmen-Belastungstests. Dabei muss ein einziger Rahmen sämtliche Tests nacheinander bestehen. Und jeder Test werde mit höheren Belastungen durchgeführt. So sollen etwa beim Tern „GSD“ einige der Tests an Rahmen und Gabel mit Lasten durchgeführt worden sein, die über 300 Prozent höher waren als in der europäischen Norm EN 14764 für City- und Trekking-Räder festgelegt.
„Die Konstruktion von Fahrrädern ist aktuell in heftigem Wandel begriffen, und wenn Passagiere, Gepäcklast und Elektroantrieb hinzukommen, eskalieren die auftretenden Kräfte schnell“, meint Tern-Chef Josh Hon. „Es ist wirklich wichtig, dass Sicherheits- und Teststandards entwickelt werden, um diese neuen Fahrradtypen abzudecken. In etlichen Fällen gab es noch keine relevante Prüfnorm für Komponenten, die wir testen wollten. Darum sind wir wirklich froh, EFBE als Partner zu haben, der uns bei der Entwicklung der Prüfnormen hilft, um die Sicherheit unserer Kunden zu gewährleisten.“


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