Bike Biz Revolution-Konferenz 01.09.2021, 14:13 Uhr

Blick in die Zukunft

Gestern begrüßte die Eurobike einige Experten zur Bike Biz Revolution-Konferenz. Dort erklärte Cem Özdemir den Anspruch seiner Partei, die Grünen, auf das Verkehrsministerium. Außerdem erfuhren die Zuhörer, wie man eine europäische Lieferkette aufbauen kann.
Cem Özdemir auf der Bike Biz Revolution-Konferenz
(Quelle: SAZbike)
Fahrrad und Friedrichshafen, das ist für Cem Özdemir eigentlich ein Heimspiel. Und so hielt der fahrradaffine, baden-württembergische Bundestagsabgeordnete eine zunächst entspannte Rede auf der Bike Biz Revolution-Konferenz am Vortag der Eurobike, bis ihn der Moderator Frank Puscher dann doch ins Straucheln brachte: „Könnte Cem Özdemir im Falle einer erfolgreichen Bundestagswahl mit dem Verkehrsministerium liebäugeln?“, fragte Puscher im Konjunktiv. Der Politiker wich erst einmal aus: Ämter verteile man nicht vor der Wahl, erstmal müsse man die Wahl gewinnen, und so weiter und so weiter, bis er den Anspruch seiner Partei auf dieses Ministerium erklärte: „Sollten wir in die Verlegenheit kommen zu regieren, werden sich die Grünen um das Verkehrsministerium bemühen.“ Diesem Ministerium misst er zentrale Bedeutung zu, etwa um Kohlendioxidemissionen zu senken oder um Städte lebenswerter zu machen.
Özdemir hofft in diesem Bereich auf eine ähnlich überparteiliche Zusammenarbeit wie in Österreich und in der Schweiz: Wenn man dort die Verkehrsausschüsse besuche und bei den Reden die Augen schließe, so Özdemir, dann kann man aus den Inhalten nicht heraushören, aus welcher Partei der Redner kommt, weil sich alle im Grunde einig sind: Sie wollen mehr Umweltschutz, weniger Verkehrstote, weniger Emissionen. „Da sollten wir in Deutschland auch hinkommen“, so Özdemir, und schlägt als parteiübergreifenden Kompromiss vor, dass alle emissionsfreien Verkehrsmittel mehr Platz bekommen sollen.
Europäische Lieferkette
Wie man mehr Fahrräder bekommt, erklärten später Christoph Neye und Anna Buchmann vom Motionlab Berlin: Indem man die Produktion nach Europa verlagert. „Reshoring“ nannten sie das, und haben dafür Lieferketten untersucht. Eine Erkenntnis: Wahrscheinlich werden künftig verstärkt Teile in Europa produziert. Besonderes Potenzial bieten Lastenräder, weil dieses Segment besonders viele Spezialteile erfordere und sich erst am Anfang seiner erwarteten Entwicklung befindet. Noch gibt es für Lastenräder keine etablierten Produktionsregionen, so wie sich etwa in Taiwan die Hersteller herkömmlicher Fahrräder ballen. Die so genannten „First Mover“, also innovative Unternehmen, könnten es also leicht haben, solche Regionen zu etablieren, die wiederum andere Hersteller anziehen.
Doch selbst bei herkömmlichen Rädern könnte eine europäische Lieferkette helfen, fand Nicolas Grimm von Porsche Consulting in seinem Vortrag: „Wenn man sich Transformationsprozesse aus der Vergangenheit anguckt, dann kann so ein großer Nachfrageüberhang nicht dauerhaft gut gehen“, kommentierte er die aktuelle Situation. Entweder die Industrie bedient die Nachfrage, oder die Kunden wenden sich ab, warnte der Autoexperte. So könnte das fürs Fahrrad eingeplante Geld dann teilweise für andere Dinge ausgegeben werden.


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