Angesichts explodierender Unfallzahlen 05.04.2023, 10:04 Uhr

Tüv fordert schnelleren Ausbau der Radinfrastruktur

Die steigenden Unfallzahlen mit Fahrrädern und E-Scootern bereiten dem Tüv-Verband Sorgen. Deswegen fordert dieser einen schnelleren Ausbau der Radinfrastruktur.
Der TÜV-Verband fordert unter anderem durchgängige Radverkehrsnetze in Ballungszentren und Radschnellwege im ländlichen Raum.
(Quelle: Shutterstock / carballo)
Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im Jahr 2022 in Deutschland fast 100.000 Fahrradfahrende bei Verkehrsunfällen verunglückt. Dabei gab es einen Anstieg von rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders besorgniserregend sind die steigenden Unfallzahlen mit Pedelecs, von denen 44 Prozent der im vergangenen Jahr getöteten Radfahrenden betroffen waren.
Der Tüv-Verband fordert daher einen schnelleren Ausbau der Radinfrastruktur. Marc-Philipp Waschke, Experte für Verkehrssicherheit beim Tüv-Verband, betont: „Die Radverkehrsinfrastruktur muss dringend ausgebaut werden, um Zweiradfahrende besser zu schützen.“ Eine wichtige Voraussetzung dafür sei die angekündigte Reform des Straßenverkehrsrechts in Deutschland. Die Kommunen bräuchten mehr eigene Zuständigkeiten und Kompetenzen, um den Straßenverkehr zu entflechten, bei Bedarf zu verlangsamen und ein flüssiges und sicheres Nebeneinander verschiedener Fortbewegungsformen zu ermöglichen.
Durchgängige Radverkehrsnetze in Ballungszentren und Radschnellwege im ländlichen Raum könnten mehr direkte Verbindungen schaffen und somit einen sicheren Radverkehr fördern. „Räder und E-Scooter brauchen für mehr Sicherheit mehr Straßenfläche“, so Waschke weiter. Auch ausreichend gute und sichere Abstellanlagen seien vielerorts Mangelware. Das komme letztlich auch dem Fußverkehr zugute. Der Tüv-Verband hofft, dass die Politik die Forderungen nach einem schnelleren Ausbau der Radinfrastruktur ernst nimmt und konkrete Maßnahmen umsetzt.

Mehr Förderung für Mobilitätswende

Von einer besseren Fahrradinfrastruktur würden auch E-Scooter-Fahrende profitieren, da sie Radwege benutzen müssen. Aus Sicht des Tüv-Verbands bedarf es jedoch primär in Ballungsräumen einer besseren Verteilung des öffentlichen Raums. „Für eine Mobilitätswende in urbanen Gebieten braucht es eine sichere Infrastruktur für alle. Insbesondere der zunehmende Zweiradverkehr mit ‚normalen‘ Fahrrädern und elektrisch angetriebenen Pedelecs, Lastenrädern und E-Scootern muss weiter gefördert werden“, sagt Waschke. Das Verbot von E-Scooter-Angeboten in Städten, wie zuletzt in Paris geschehen, sei die falsche Antwort auf die steigende Beliebtheit dieser Fahrzeuge. Mehr Akzeptanz und Vertrauen würden europaweit einheitliche Vorschriften schaffen, die grundlegende Anforderungen an die technische Sicherheit und die jeweiligen Straßenverkehrsordnungen in den EU-Mitgliedsstaaten stellen.
Gleichzeitig fordert der Tüv-Verband die Einhaltung und Überwachung der Verkehrsregeln im Zweiradverkehr. „Nicht wenige Radfahrende halten sich nicht an grundlegende Verkehrsregeln, überfahren Ampeln bei Rot oder fahren mit hoher Geschwindigkeit auf Gehwegen und gefährden damit Zufußgehende“, sagt Waschke. E-Scooter-Fahrende seien häufig unerlaubt auf Bürgersteigen, zu zweit oder alkoholisiert unterwegs. Im Jahr 2021 war bei fast jedem fünften Unfall mit Elektrorollern Alkohol im Spiel (18,1 Prozent).



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