Fahrrad als Arbeitsplatzmotor
04.10.2023, 11:08 Uhr
So viel leistet die Fahrradbranche für Deutschlands Wirtschaft
Das Fahrrad ist ein oft unterschätztes Wirtschaftsgut, das merken viele Branchenkenner im Umgang mit der Politik. Die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen hat das Fahrrad als ökonomisches Gut untersucht und zeigt erstaunliche Entwicklungen auf.
Überdurchschnittliche Entwicklung der Beschäftigtenzahl in der Fahrradbranche gegenüber anderen Branchen
(Quelle: Westfälische Hochschule Gelsenkirchen)
Das Fahrrad wird in der (internationalen) wissenschaftlichen Debatte vorwiegend als ein Verkehrsmittel für nachhaltige Mobilität und weniger als ein Wirtschaftsgut diskutiert, mit dem Wertschöpfung und Beschäftigung einhergehen. Dieses traditionelle Bild scheint jedoch überholt zu sein.
In Deutschland erlebt das Fahrradfahren gegenwärtig einen bemerkenswerten Aufschwung, der sich anhand wirtschaftlicher Kennzahlen ablesen lässt. In den letzten Jahren ist die Produktion von Fahrrädern deutlich gestiegen, und die Fahrradhersteller haben ihre Beschäftigung zum Teil erheblich erhöht. Dieser Trend verdeutlicht die wachsende Bedeutung des Fahrrads als Wirtschaftsgut.
Die Studie untersucht verschiedene Aspekte des Wirtschaftsguts Fahrrad:
Herstellung
Die Fahrradproduktion in Deutschland erstreckt sich von kleinen Tüftlern bis hin zu hochwertigen Massenherstellern. Diese vielfältige Landschaft spiegelt die breite Palette an Fahrradtypen und -modellen wider, die auf dem Markt erhältlich sind. Die Beschäftigung in diesem Bereich stieg von 11.500 im Jahr 2019 auf 13.400 selbständige und angestellte Personen im Jahr 2022, die alle sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren.
Handel
Der Fahrradhandel spielt eine zentrale Rolle bei der Verbreitung und dem Verkauf von Fahrrädern. Hierbei sind sowohl stationäre Fahrradhändler als auch Online-Plattformen von Bedeutung. Die Beschäftigung in diesem Bereich stieg von 34.700 im Jahr 2019 auf 45.600 selbständige und angestellte Personen im Jahr 2022. Alle waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Dienstleistungen
Fahrradbezogene Dienstleistungen wie Reparaturen, Fahrradvermietungen und Fahrradkuriere tragen zur Wertschöpfung bei und schaffen Arbeitsplätze. Die Beschäftigung in diesem Bereich stieg von 2.000 im Jahr 2019 auf 3.800 selbständige und angestellte, ausschließlich sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen im Jahr 2022.
Entwickeln, Planen & Bauen
Die Planung und Entwicklung von Fahrradinfrastruktur, wie Radwege und Fahrradparkhäuser, ist ein wichtiger Teil des Fahrradsektors und fördert die Nachhaltigkeit der Mobilität.
Tourismus, Sport & Freizeit
Das Fahrrad spielt eine entscheidende Rolle im Tourismus, im Sport und in der Freizeitgestaltung. Radtouren, Fahrradrennen und Freizeitradeln sind beliebte Aktivitäten, die nicht nur Freude bereiten, sondern auch wirtschaftliche Chancen bieten. Die Beschäftigung in diesem Bereich stieg von 201.000 im Jahr 2019 auf 263.000 selbständige und angestellte Personen im Jahr 2022, die alle sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren.
Die detaillierte Analyse der Fahrradherstellung in Deutschland zeichnet ein facettenreiches Bild dieser Branche und verortet sie in einer regionalen Karte. Von innovativen Kleinherstellern bis zu etablierten Großunternehmen, die hochwertige Fahrräder produzieren, trägt die Fahrradindustrie maßgeblich zur deutschen Wirtschaft bei.
Diese Studie zeigt, dass das Fahrrad weit mehr ist als nur ein nachhaltiges Verkehrsmittel. Es ist ein bedeutendes Wirtschaftsgut, das in verschiedenen Bereichen zur Wertschöpfung und Beschäftigung beiträgt. Die Zukunft des Fahrrads als ökonomisches Gut ist vielversprechend, und die Branche erlebt derzeit einen Aufschwung, der sowohl die Mobilität als auch die Wirtschaft in Deutschland nachhaltig beeinflusst.
Über die Autoren
Anna Butzin, Frederic Rudolph und Marius Angstmann sind renommierte Experten auf dem Gebiet der Mobilität und Wirtschaft. Mit ihrer Forschung tragen sie dazu bei, das Verständnis für die wirtschaftlichen Aspekte des Fahrrads zu vertiefen und Handlungsempfehlungen auf wissenschaftlicher Grundlage zu entwickeln.
Die vollständige Studie befindet sich hier.