Modellkommunen gesucht 14.12.2021, 10:55 Uhr

Zwei Universitäten starten Forschungsprojekt zum Zukunftsverkehr

Wie kann nachhaltiger Verkehr in Zukunft aussehen? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Technische Universität Dresden und die Universität Kassel in einem Forschungsprojekt.
Die TU Dresden und die Universität Kassel forschen zu nachhaltigem Verkehr.
(Quelle: Shutterstock / AUUSanAKUL)
Im Rahmen des Projekts „Motus“ werde in den kommenden drei Jahren bis 2024 untersucht, wie Kommunen ihren Verkehr nachhaltig und widerstandsfähig gegenüber sogenannten disruptiven Ereignissen wie Naturkatastrophen, Pandemien und Strukturwandel gestalten könnten, teilte die TU Dresden am 14. Dezember mit. Am Ende soll eine Simulationsplattform entstehen, mit deren Hilfe Kommunen Szenarien durchspielen können, um so ihre Planung anpassen zu können. Urbane Verkehrssysteme sollen so nachhaltig und resilient gestaltet werden können. Mit „Motus“ will man so auch zum Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, insbesondere der Forderung nach sicheren, widerstandsfähigen und nachhaltigen Städten, beitragen.

Sicherheit auch bei Naturkatastrophen, Pandemien und Strukturwandel

Zu den disruptiven Ereignissen können verschiedene Szenarien zählen. Das umfasst mögliche weitere Pandemien wie die Corona-Pandemie, strukturwandelbedingte Szenarien wie in den Braunkohlerevieren und klimawandelbedingte Szenarien extremen Ausmaßes, wie im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler. Solche Ereignisse werden sich auch in Zukunft auf das Mobilitätsverhalten der Menschen auswirken. Das geänderte Mobilitätsverhalten führt zu veränderten Verkehrsströmen. Diese stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit und Ökobilanz, wobei die genauen Wechselwirkungen noch unerforscht sind
In der Corona-Pandemie beispielsweise fielen viele Wege weg oder wurden mit veränderten Verkehrsmitteln bestritten. Während der ÖPNV und Zugverkehr gemieden wurde, fuhren wieder mehr Menschen mit dem Auto oder auch mit dem Rad. So verwundere es nicht, dass bei bestimmten Fahrrädern derzeit Lieferengpässe aufträten und Kommunen kurzfristig Pop-up-Radwege einführten. Mit der in dem Forschungsprojekt entwickelten Simulationsplattform sollen die Kommunen auf genau solche Ereignisse besser reagieren und Gegenmaßnahmen ableiten können. 

Modellkommune gesucht

Die Grundlage für die in Motus entwickelte Simulationsplattform und den daraus abgeleiteten Maßnahmenkatalog sollen dabei unterschiedlichste Verkehrsdaten bilden: Seien es Mobilfunk-, Drohnen-, Detektor-, Unfall- oder Befragungsdaten aus urbanen Verkehrssystemen. Hierbei werden nicht nur neu erhobene Datensätze verwendet, sondern auch Datensätze, die bereits vor und während der Corona-Pandemie erhoben wurden. Für die Entwicklung der Simulationsplattform suchen die Forscher und Forscherinnen ab sofort zwei Modellkommunen, die in die Entwicklung des Projekts mit einbezogen werden sollen und dafür Verkehrsdaten zur Verfügung stellen. Bei Interesse an einer Rolle als „Modellkommune“ können sich kommunale Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen ab sofort an das Motus-Konsortium wenden. Bevorzugt werden dabei Kommunen aus den Braunkohlerevieren mit einem urbanen Verkehrssystem und der Bereitschaft, Verkehrsdaten für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen.
Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) fördert das Forschungsprojekt mit 800.000 Euro. Involviert sind die Professuren für Verkehrsprozessautomatisierung, für Verkehrsökologie und für Kraftfahrzeugtechnik an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden sowie die Professur für Radverkehr und Nahmobilität an der Universität Kassel. Mit dabei ist auch das Software-Entwicklungs-Unternehmen Teralytics, das den Angaben nach bereits in der Corona-Pandemie für das Robert Koch-Institut (RKI) Auswertungen von Mobilfunkdaten vorgenommen hat.


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