Konjunkturprognose Frühjahr 2024 08.03.2024, 08:30 Uhr

Ifo Institut: Deutsche Wirtschaft wie gelähmt

Das Ifo Institut kommt in seiner Konjunkturprognose für das Frühjahr 2024 zu einem ernüchternden Ergebnis für die deutsche Wirtschaft.
Im Vergleich zu anderen großen europäischen Ländern fällt die Wirtschaft in Deutschland ab.
(Quelle: Shutterstock / hyotographics)
Unter Unternehmen und Haushalten ist die Stimmung schlecht und die Unsicherheit hoch, so das Ifo Institut. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt wird demnach in diesem Jahr nur um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zunehmen. Im kommenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung dann um 1,5 Prozent zulegen. 
Damit wurde die Wachstumsprognose für das laufende Jahr im Vergleich zur Ifo Konjunkturprognose Winter 2023 deutlich um 0,7 Prozent herabgesetzt und für das Jahr 2025 leicht angehoben (0,2 Prozent). Anders als erwartet, befindet sich die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr 2023/24 in einer Rezession. Insbesondere die Erholung der Industriekonjunktur setzt erst später ein.

Lage der deutschen Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft sei wie gelähmt, schreibt das Ifo Institut. Im Vergleich zu anderen großen europäischen Ländern falle Deutschland spürbar ab: Nicht nur sei dort die Stimmung besser und die Unsicherheit niedriger; auch deuten die entsprechenden Indikatoren bereits seit Herbst 2023 auf eine allmähliche Erholung hin.
In Deutschland hingegen stagnierte die Wirtschaftsleistung im zurückliegenden Sommerhalbjahr, und im Schlussquartal 2023 ging sie sogar um 0,3 Prozent zurück. Besonders kräftig schrumpfte die Wertschöpfung in der Industrie und der Bauwirtschaft. Gründe waren unter anderem der Mangel an Aufträgen, der schneereiche Dezember und ein außergewöhnlich hoher Krankenstand. Stützend für die Konjunktur war lediglich der private Konsum.

Prognose 

Die aktuell vorliegenden Frühindikatoren deuten laut Ifo Institut für den Jahresbeginn 2024 auf keine konjunkturelle Trendwende hin: Verschlechterung der Auftragslage in allen Wirtschaftsbereichen, geringer Auftragsbestand, hoher Krankenstand, andauernde Streiks.
Alles in allem dürfte die Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal ihren Rückgang zunächst fortsetzen und um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal sinken. Die konjunkturelle Schwäche werde den Beschäftigungsaufbau verlangsamen und die Arbeitslosigkeit zunächst weiter steigen lassen. Die Arbeitslosenquote werde in diesem Jahr mit durchschnittlich 5,9 Prozent um 0,2 Prozentpunkte höher liegen als noch im Jahr 2023. Erst im Jahr 2025 dürfte die Quote wieder auf 5,6 Prozent zurückgehen, so das Ifo Institut.
Die Inflationsrate wird weiter zurückgehen von durchschnittlich 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,3 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im kommenden Jahr, so die Prognose. Insbesondere die Gas- und Strompreise sollen für die Verbraucher günstiger werden.

Risiken

Die Risiken für die vorliegende Prognose seien mannigfaltig. Die weitere Entwicklung der Energiepreise hänge auch entscheidend von den geopolitischen Umständen ab, die sich jederzeit ändern können und damit erheblichen Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung der deutschen Wirtschaft haben. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass dringend nötige Reformen auf die lange Bank geschoben oder nur zögerlich in Angriff genommen. 
Dieser Stillstand und die Unsicherheit über wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen würden die Konjunktur lähmen und das langfristige Wachstum hemmen, da Ausgaben für Investitionen und Konsum zurückgehalten werden. Sollte sich die Unsicherheit, anders als in der vorliegenden Prognose unterstellt, nicht auflösen, dürfte die erwartete Erholung weiter in die Ferne rücken.


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