HDE fordert Entlastung
03.07.2025, 09:33 Uhr
Handelsverband kritisiert Stromsteuer-Entscheidung der Bundesregierung
Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert die geplante Stromsteuer-Senkung nur für Industrie und produzierendes Gewerbe. Der Einzelhandel dürfe nicht benachteiligt werden, fordert der Verband – und ruft den Koalitionsausschuss zum Handeln auf.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert die Bundesregierung auf, die geplante Stromsteuer-Senkung nicht nur auf Industrie und produzierendes Gewerbe zu beschränken. Auch der Einzelhandel müsse entlastet werden, um Investitionen in Digitalisierung, Klimaschutz und Standortentwicklung nicht auszubremsen.
„Die Stromsteuer muss auf das europäische Mindestmaß gesenkt werden – und zwar für alle Wirtschaftsbereiche“, erklärte Alexander von Preen, Präsident des HDE. Der Verband kritisiert, dass die Bundesregierung derzeit nur eine Entlastung für die Industrie plane. Der Einzelhandel, der ebenfalls stark unter hohen Energiekosten leide, werde dadurch strukturell benachteiligt.
Relevanz für den Fahrradhandel
Auch für den stationären Fahrradhandel hätte eine Stromsteuer-Senkung direkte Auswirkungen. Viele Händlerinnen und Händler investieren derzeit in energieeffiziente Beleuchtung, Kühlung, Ladeinfrastruktur für E-Bikes oder digitale Kassensysteme – Maßnahmen, die durch hohe Strompreise zunehmend unwirtschaftlich werden.
Zudem verweist der HDE auf die Bedeutung fairer Wettbewerbsbedingungen: „Wenn nur bestimmte Branchen entlastet werden, verschärft das die Ungleichheit im Wirtschaftsstandort Deutschland“, so von Preen weiter.
Koalitionsausschuss soll nachsteuern
Der HDE fordert den Koalitionsausschuss auf, die Entscheidung zu überdenken und eine Gleichbehandlung aller Wirtschaftsbereiche sicherzustellen. Die Stromsteuer sei ein zentrales Instrument, um wirtschaftliche Dynamik zu fördern – nicht nur in der Industrie, sondern auch im Handel.
Laut HDE befindet sich der Einzelhandel weiterhin im Krisenmodus. Die Kombination aus schwacher Konsumstimmung, gestiegenen Energiepreisen und anhaltender Investitionszurückhaltung gefährde die wirtschaftliche Stabilität vieler Handelsunternehmen. Der Verband fordert daher gezielte Maßnahmen zur Unterstützung – auch im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher
Eine Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau könne laut HDE einen wichtigen Beitrag zur Entlastung leisten. Sie würde nicht nur die laufenden Betriebskosten senken, sondern auch Spielräume für Investitionen in nachhaltige Technologien schaffen – ein Aspekt, der insbesondere für den Fahrradfachhandel mit Blick auf E-Mobilität und Ladeinfrastruktur von Bedeutung ist.
Koalitionsausschuss senkt Steuer nicht
Beim zweiten Koalitionsausschuss am Mittwochabend konnten sich die Spitzen von SPD und Union nach rund fünfstündigen Beratungen indes nicht auf eine weitergehende Stromsteuer-Senkung für Handel und Haushalte einigen. Laut dem Ergebnispapier bleibt es bei den bisherigen Planungen – eine breitere Entlastung sei erst bei neuen finanziellen Spielräumen denkbar.
Diese Entscheidung stößt bei Branchenverbänden auf scharfe Kritik. Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), bezeichnete das Ergebnis als enttäuschend. Während für "überflüssige Rentengeschenke" Mittel bereitgestellt würden, fehle es an konkreten Schritten zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Besonders nicht-industrielle Branchen wie der Großhandel, aber auch der Einzelhandel, würden bei den Entlastungen weitgehend übergangen. Dabei seien gerade dort die Stromkosten ein erheblicher Kostenfaktor. Ein umfassendes, branchenübergreifendes Konzept zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit lasse weiterhin auf sich warten.