Dunkelziffer bei Unfällen 10.02.2022, 09:59 Uhr

Brauchen E-Scooter eine Helmpflicht?

Eine Studie der Universitätsklinik Essen legt nahe, dass mehr Menschen mit E-Scootern verunglücken als in der offiziellen Statistik erfasst. Die Autoren der Studie empfehlen eine Helmpflicht.
Die Dunkelziffer für bei E-Scooter-Unfällen ist hoch.
(Quelle: Pixabay)
Die Studie wurde vom 15. Juni 2019 bis Ende Oktober 2020 von der Ruhrgebietsklinik in Essen durchgeführt. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 68 verunglückte Scooter-Fahrer und -Fahrerinnen erfasst, die in der Notaufnahme der Klinik behandelt wurden. Da dort nicht alle, sondern nur schwerer verletzte Scooter-Fahrer erfasst werden, sei insgesamt von deutlich mehr E-Scooter-Unfällen auszugehen als bisher bekannt.
Die Betroffenen erlitten häufig eine Kopfverletzung, da nur in einem Fall ein Helm getragen wurde. 70 Prozent der verletzten Fahrer und Fahrerinnen mussten stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden, 20 wurden operiert, acht kamen auf die Intensivstation. Verletzt wurden am häufigsten Kopf, Halswirbelsäule und obere Extremitäten. Die Autoren der Studie aus der Essener Unfallchirurgie empfehlen daher eine Helmpflicht für die Scooter. Zum Vergleich: Unfallopfer, die mit dem Fahrrad oder E-Bike unterwegs waren, hatten im selben Zeitraum in über 50 Prozent der Fälle einen Helm getragen. Als häufigste Unfallursache bei den E-Rollern mit ihren vergleichsweise kleinen Rädern sei der Sturz über zu hohe Bordsteine angegeben worden. Dies solle künftig bei der Verkehrsplanung und beim Ausbau von Fahrradwegen berücksichtigt werden.

Trunkenheit weiterhin ein Problem

Unter Alkoholeinfluss verunglückten laut der Essener Studie 11,8 Prozent der Scooter-Fahrer und -Fahrerinnen. Die Hälfte dieser Alkohol-Unfälle mit E-Scootern hätten schwere Verletzungen durchweg am Kopf zur Folge gehabt. Alle diese Unfälle passierten am Wochenende oder an einem Feiertag. Die Studienautoren empfehlen daher mehr innerstädtische Kontrollen von E-Scooter-Fahrern an Wochenenden.

Daten zur Studie

Die Essener Ruhrgebietsklinik hatte die 68 verunglückten Scooter-Fahrer in einem zweiten Schritt telefonisch befragt, ob sie ihre Unfälle polizeilich gemeldet haben. Knapp drei Viertel (73,5 Prozent) der Unfälle seien nicht polizeilich gemeldet worden, so das Ergebnis. Offizielle Unfallzahlen hatte das Statistische Bundesamt erstmals Ende März vergangenen Jahres für 2020 mitgeteilt (SAZbike berichtete). Demnach gab es in dem Jahr bundesweit 2.155 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden, 566 davon in NRW und 21 in Essen.



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