Kurskorrektur auf hohem Niveau 21.07.2023, 09:04 Uhr

Schweizer Fachhandel: Schwieriges Jahr, aber gute Aussicht

2022 konnte die Schweizer Velobranche nicht an ihren Erfolg der beiden Vorjahre anknüpfen. Der Umsatz des Schweizer Fahrradhandels sank deutlich, doch er blieb über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Aussichten aber sind sehr gut.
Langer Anstieg, aktuell bergab: So entwickelte sich der Umsatz im Schweizer Fachhandel seit 2014.
(Quelle: Dynamot)
Obwohl die Branche auch 2023 unter erschwerten Bedingungen arbeiten muss, ist sie längerfristig betrachtet nämlich auf Erfolgskurs, erklärt der Schweizer Fahrradexperte Urs Rosenbaum. Sein Fachbüro Dynamot hat für das eben erschienene „Marktbulletin Velohandel 2023“ die Importstatistik des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit ausgewertet. Dabei beschreibt er etwa eine ähnliche Achterbahnfahrt, wie sie in Deutschland stattfand: Im ersten Halbjahr 2022 kamen aus wichtigen Produktionsländern nur etwa 50 bis 70 Prozent des regulären Bedarfs in Deutschland an. Zum Saisonhöhepunkt im Frühjahr mangelte es darum zunächst an Fahrrädern mit und ohne Motor.

Konsumlaune gedrückt in 2022

Erschwerend kam für den Fachhandel hinzu, dass die Schweizer Bevölkerung wegen des Kriegs in der Ukraine, der drohenden Energielücke und den steigenden Lebenshaltungskosten zurückhaltend wurde bei größeren Ausgaben. Als Folge davon ging 2022 der Verkauf von Fahrrädern und Elektrorädern auf rund 448.000 Stück zurück. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 wurden beinahe 200.000 Stück mehr verkauft. Der Umsatz des Velohandels sank dadurch gegenüber dem Vorjahr um etwa zehn Prozent auf 2,05 Milliarden Franken. Das ist zwar empfindlich weniger als in den beiden Vorjahren, aber immer noch mehr, als der Schweizer Velohandel in allen Jahren vor der Corona-Pandemie erzielte.

Enttäuschende Saison 2023

Ähnlich wie in Deutschland trafen die fehlenden Räder verspätet erst nach den Sommerferien ein, als die Nachfrage sich wegen des nahenden Saisonendes bereits abkühlte. Und sie kamen in großer Zahl, weil teilweise auch noch Bestellungen aus der Saison 2021 geliefert wurden. Die Lager füllten sich dadurch sehr schnell. Und weil auch Anfang 2023 noch viele Räder geliefert wurden, startete die Branche mit übervollen Lagern in das neue Jahr. Unglücklicherweise ging die Nachfrage in diesem Frühjahr aber nochmals zurück, weil das kühle und feuchte Wetter bis Mitte Mai die Lust aufs Velofahren deutlich minderte. 2023 droht die Velobranche mit ihrem Geschäftserfolg daher unter den Wert von 2019 zu rutschen, dem letzten Jahr, bevor die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Velos und Elektrovelos beflügelte. 

Potenzial für Verdopplung des Elektroradmarkts

Auf Dauer sieht Dynamot die Velobranche aber weiterhin auf Erfolgskurs, weil der Radverkehr langfristig deutlich steigt. Das zeigt eine Auswertung des Verkehrs an den Zählstellen von Schweiz Mobil, die Dynamot in seiner Studie ausgewertet hat. Zudem scheint das Potenzial noch nicht ausgereizt: Gemäß dem Mikrozensus besaß 2021 jeder fünfte Haushalt in der Schweiz ein Elektrorad. Geht man davon aus, dass E-Bikes sich als Verkehrsmittel für Alltag und Freizeit weiter etablieren, könnten in den nächsten Jahren nochmals so viele Elektrovelos gekauft werden wie bisher. Denn bei anderen regelmäßig genutzten Verkehrsmitteln (Fahrrad, Bus- oder Bahnabonnement, Auto) ist die Besitzquote in den Schweizer Haushalten mehr als doppelt so hoch.

Marktbulletin Velohandel Schweiz

Die vorgestellten Marktzahlen und weitere Fakten zum Schweizer Velohandel sind im „dynaMot Marktbulletin Velohandel 2023“ zusammengefasst. Dieses bietet kompakt und leicht verständlich einen Überblick über den Markterfolg verschiedener Velokategorien und die aktuellen Entwicklungen der Schweizer Velobranche. Diese Marktstudie erscheint im Juli 2023 zum sechsten Mal. Sie kann beim Herausgeber hier bestellt werden. Eine kostenlose Inhaltsübersicht steht auf der Website zum Download bereit.



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