Mehr Absatz, weniger Umsatz 25.06.2025, 07:00 Uhr

Schweizer Velomarkt unter Druck

Der Schweizer Fahrradhandel verkaufte 2024 mehr Räder, verdiente aber weniger. Lagerüberhänge und aggressive Preisnachlässe drückten den Umsatz. Lichtblicke waren Cargobikes, Gravelbikes und das boomende Werkstattgeschäft.
Rennräder und Gravelbikes gehörten 2025 zu den wenigen Lichtblicken der Schweizer Velobranche.
(Quelle: www.vaude.com | pd-f via dynamot)
Der Schweizer Fahrradhandel blickt auf ein durchwachsenes Jahr 2024 zurück. Zwar stieg die Zahl der verkauften Velos und E-Bikes um etwa sieben Prozent auf rund 453.000 Stück, doch der Umsatz sank gleichzeitig um gut sechs Prozent auf 1,81 Milliarden Franken – den niedrigsten Wert seit 2018. Das zeigt das aktuelle Marktbulletin Velohandel Schweiz 2025, herausgegeben vom Schweizer Fahrrad-Kommunikationsbüro Dynamot.
Hauptursache für die rückläufigen Umsätze waren massive Lagerliquidationen. Nach den pandemiebedingten Überbeständen versuchten Handel und Hersteller, ihre Lager zu bereinigen – oft mit drastischen Preisnachlässen. Besonders die Auflösung der Fachmärkte der Migros-Gruppe (SportX und Bike World) führte zu einem intensiven Preiskampf. Einige Hersteller senkten ihre eigenen UVPs um bis zu 50 Prozent.

Werkstattgeschäft und Zubehör stabilisieren Umsatz

Trotz des Umsatzrückgangs im Fahrradverkauf gab es Lichtblicke: Das Geschäft mit Zubehör und Ersatzteilen erholte sich nach einem schwachen Vorjahr. Zudem erzielten Werkstätten 2024 so viel Umsatz wie nie zuvor – ein Zeichen für die wachsende Bedeutung von Serviceleistungen im Fachhandel.
Während klassische Mountainbikes an Beliebtheit verloren, legten Gravelbikes um 15 Prozent und Cargobikes sogar um 22 Prozent zu. Letztere profitieren von neuen, kompakteren Modellen, die sich besser für den urbanen Alltag eignen. Beide Segmente verzeichneten geringere Lagerüberhänge und stabilere Preise.

Schweiz folgte dem Negativtrend

Auch in Deutschland war 2024 ein Jahr der Konsolidierung. Während in der Schweiz die Verkaufszahlen leicht stiegen, gingen sie in Deutschland leicht zurück: Laut des Verbands ZIV – Die Fahrradindustrie wurden 2024 in Deutschland rund 3,85 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft – ein Minus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz sank um gut zehn Prozent auf 6,33 Milliarden Euro, blieb damit aber deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.
Wie in der Schweiz belasteten auch in Deutschland Lagerüberhänge und Rabattaktionen 2024 die Margen der Fahrradbranche. Der Durchschnittspreis für E-Bikes sank um über zehn Prozent. Gleichzeitig blieb das Werkstattgeschäft stabil und entwickelte sich zu einem wichtigen Umsatzträger im Fachhandel.
Produktseitig zeigen sich Parallelen: Während klassische MTB-Modelle an Relevanz verlieren, legten Cargobikes und Gravelbikes in beiden Märkten zu – nicht zuletzt durch neue Leasing-Modelle und kommunale Förderprogramme.
Für 2025 erwarten beide Märkte eine weitere Marktbereinigung, aber auch stabilere Preise in gefragten Segmenten. In Deutschland könnten Dienstrad-Leasing, Förderprogramme und eine verbesserte Fahrradinfrastruktur neue Impulse setzen. In der Schweiz dürfte das Werkstattgeschäft weiter an Bedeutung gewinnen, während sich der Fokus im Verkauf auf margenstärkere Produktgruppen verlagert.


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