Gruppenfahrt statt Elterntaxi 31.08.2023, 10:54 Uhr

Aktion Fahrradbus bringt Kinder aufs Rad und sicher ans Ziel

Weil sichere Fahrradwege Mangelware sind und der Schulweg oft durch dichten Verkehr führt, werden Kinder häufig mit dem Auto gebracht. Aber es geht auch anders: mit dem Fahrradbus.
In diesem Beispiel werden elf Kinder (farbig) von fünf Erwachsenen (schwarz) geleitet, begleitet und vom fahrenden Autoverkehr abgeschirmt. Der Gegenverkehr (grünes Auto), aber auch nachfolgende Autos können nur überholen, wenn die linke oder Gegenfahrspur komplett frei ist.
(Quelle: ADFC / Skizze T. Willner)
Hier fahren Schulkinder und Eltern in einer Gruppe gemeinsam sicher mit dem Rad zur Schule. Der Fahrradclub ADFC unterstützt die Aktionen. ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: „Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmenden, und sie haben es im autozentrierten Verkehr besonders schwer. Weil es überall an sicheren Schulwegen fehlt, lassen Eltern ihre Kinder oft nicht mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule, sondern bringen sie lieber im Elterntaxi bis vors Schultor – und gefährden umso mehr die anderen Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen. Ein Teufelskreis. Viel besser ist eine Fahrt mit dem Fahrradbus: Das ist gesund, macht Spaß, fördert die Selbstständigkeit der Kinder und das sichere Fahren auf der Straße. Und aus radfahrenden Kindern werden radfahrende Erwachsene, die öfter mal das Auto stehen lassen. So ist jede Fahrradbus-Aktion auch ein Beitrag zur Verkehrswende – und ein sichtbares Plädoyer für sichere, kindgerechte Straßen. Davon sind wir in Deutschland nämlich noch weit entfernt.“

Was ist ein Fahrradbus und wie funktioniert das?

Die Idee für den Fahrradbus kommt ursprünglich aus dem britischen West Yorkshire und ist dort bereits 2008 entstanden. Die katalanische Metropole Barcelona hat ihn international bekannt gemacht. Dort heißen die Aktionen „Bicibús“ – die Spanier nennen ihr Fahrrad nämlich liebevoll „Bici“. Beim Fahrradbus fahren viele Schulkinder zusammen zur Schule, entlang einer festen Route und mit festen Abfahrtszeiten -  wie in einem echten Bus, nur eben auf ihren eigenen Rädern. Begleitet werden sie von Eltern in der Gruppe, oft fahren sie sogar mit Polizeischutz, damit alle sicher ankommen.

Welche Vorteile hat ein Fahrradbus?

Im Gegensatz zu einem echten Bus ist der Fahrradbus klimafreundlich und macht auch keinen Lärm. Die Fahrt in der Gruppe macht Spaß und ist gesellig, Kinder schließen neue Freundschaften, Eltern kommen miteinander ins Gespräch. Kinder lernen außerdem sicheres Radfahren, erfahren Selbstwirksamkeit und tun etwas für ihre Gesundheit. Aber ein Fahrradbus ist auch ein Aufruf an die Politik – für sichere Radwege und gute Radinfrastruktur, auf denen auch die Kleinsten bedenkenlos fahren können.

Wie sicher ist eine Fahrt mit dem Fahrradbus? 

In Deutschland dürfen laut § 27 der Straßenverkehrsordnung (StVO) mindestens 16 Radfahrende in einem geschlossenen Verband auf der Straße nebeneinander fahren und eine komplette Fahrspur einnehmen. Wichtig ist dabei, dass Erwachsene die mitfahrenden Kinder vorne, hinten und zur Seite vom Verkehr abschirmen. Wer die Fahrradbus-Aktion als Demonstration anmeldet, fährt mit Polizeischutz besonders sicher. Deshalb empfiehlt der ADFC gerade in Großstädten mit dichtem Verkehr unbedingt, jeden Fahrradbus vorher als Demo anzumelden.

Wo kann ich mitmachen?

Fahrradbus-Aktionen gibt es in ganz Deutschland. In vielen Städten organisiert der ADFC die Aktionen, oft zusammen mit anderen Aktionsgruppen. In manchen Orten fährt der Fahrradbus nur zu einer Schule, in größeren Städten gibt es auch Rundtouren über mehrere Stationen. Wer selbst einen Fahrradbus organisieren will, wendet sich am besten an die jeweilige Ortsgruppe des ADFC.
Hier hat der ADFC alles Wissenswerte zum Thema Fahrradbus zusammengestellt. Das Aktionsbündnis Kidical Mass ruft zur Organisation von Fahrradbussen im Rahmen der bundesweiten Kidical-Mass-Aktionstage im September auf.



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