Neuer Mobilitätsindex 22.02.2022, 14:08 Uhr

ADAC fordert mehr Nachhaltigkeit im Verkehr

Der Autoclub ADAC mahnt, dass die Mobilität in Deutschland zwischen 2015 und 2019 nicht nachhaltiger geworden ist. Das belegt der Autoclub mit einem neuen Index.
So stellt der ADAC den Index dar.
(Quelle: ADAC)
Der neue ADAC Mobilitätsindex soll Nachhaltigkeit im Verkehr messbar machen. Der erste ADAC-Mobilitätsindex nimmt dafür den Zeitraum zwischen 2015 und 2019 unter die Lupe. Der Index endet also, kurz bevor die Corona-Pandemie 2020 das Mobilitätsverhalten zumindest vorübergehend dramatisch veränderte. Der Index ist eine aus vielen einzelnen Indikatoren – zum Beispiel den Unfallzahlen, dem CO₂-Ausstoß oder dem ÖPNV-Angebot – berechnete Zahl, die die Nachhaltigkeit von Mobilität an fünf Kriterien festmacht. Als Ausgangsbasis für das Jahr 2015 wurde der Wert 100 festgesetzt.
Die Entwicklung des Index für die folgenden Jahre macht auf einen Blick sichtbar, ob die Nachhaltigkeit der Mobilität in Deutschland Fortschritte macht. Eine Verbesserung der Situation zeigt sich – so die Definition – in einem Wert, der über 100 liegt. Eine Verschlechterung äußert sich in einer Zahl, die unter 100 liegt. Die fünf Bewertungsdimensionen des Index sind Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Bezahlbarkeit. Zwar stagniert der Mobilitätsindex insgesamt zwischen 2015 bis 2019, doch gehen die Entwicklungen in den fünf Bewertungsdimensionen in ganz unterschiedliche Richtungen. Sie reichen von erheblichen Rückschritten bei der Zuverlässigkeit über Stagnation bei der Verkehrssicherheit bis zu spürbarer Verbesserung bei der Bezahlbarkeit.

Die Verkehrssicherheit stagniert

Die Entwicklung der Verkehrssicherheit stagniert annähernd, wie der Indexwert 101 von 2019 zeigt. Zwar ist es gelungen, die Schwere der Unfallfolgen seit 2015 weiter abzumildern. Das zeigt sich zum Beispiel an der stark zurückgegangenen Zahl der Verkehrstoten. Dem stehen aber mehr Unfälle und damit verbundene Sachschäden gegenüber. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse.

Die Luft wird sauberer, der Energieverbrauch steigt

In der Bewertungsdimension Klima und Umwelt liegt der Indexwert für 2019 bei 105, seit dem Jahr 2015 gibt es also insgesamt eine positive Entwicklung: Die gesundheitsschädigenden Emissionen des Verkehrs sanken erheblich. Allerdings stiegen der Treibhausgas-Ausstoß und Energieverbrauch im Verkehr weiter – was zu schlechteren Werten als im Basisjahr 2015 führte. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse.

Die Verfügbarkeit wird besser

Die Verfügbarkeit von Mobilität hat Fortschritte gemacht. Das spiegelt der Indexwert von rund 103 in 2019 wider. Die Möglichkeiten, mobil zu sein, haben sich gegenüber 2015 also leicht verbessert. Deutlich erhöht hat sich besonders die Verfügbarkeit von Pkw und Fahrrädern, auch Sharing-Angebote gibt es vermehrt. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse.

Die Zuverlässigkeit hat sich stark verschlechtert

Die Zuverlässigkeit des Verkehrs hat seit 2015 deutlich abgenommen, erreichte 2019 nur noch den Indexwert von rund 83 und beeinflusst dadurch den Gesamtindex negativ. Stetig steigende Verkehrsmengen und nur unzureichender Ausbau und Erhalt der Infrastruktur führen auf Straße und Schiene zu mehr Störungen und Verspätungen. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse.

Mobilität ist bezahlbarer geworden

Der Indexwert von rund 104 für 2019 zeigt, dass Mobilität bezahlbarer geworden ist: Die Einkommen stiegen stärker als der Preis für Mobilität, der annähernd auf dem Niveau der Gesamtinflation anstieg. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse.

Das fordert der ADAC jetzt

Die Luftverschmutzung durch den Verkehr und die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle gingen zurück, mehr Menschen haben Zugriff auf ein Auto, und die Bezahlbarkeit von Mobilität hat sich günstig entwickelt. Es mangelt auch bei den anderen Bewertungsdimensionen nicht an Ideen und Konzepten für nachhaltige Mobilität. Andererseits sinkt der Treibhausgas-Ausstoß durch den Verkehr nicht. Die für 2030 gesetzten Klimaschutzziele sind also nur durch verstärkte Anstrengungen auf diesem Gebiet zu erreichen. Um Mobilität in Deutschland sicherer, ökologischer, verfügbarer, zuverlässiger und bezahlbarer zu machen, will der ADAC diese Schwerpunkte setzen:
  • Die positiven Veränderungen müssen sich beschleunigen, um Ziele in Klimaschutz und Verkehrssicherheit zu erreichen.
  • Bahn, Bus, Taxi, Sharing-Dienste sowie Fuß- und Radverkehr sollen attraktiver werden.
  • Alle Dimensionen nachhaltiger Mobilität sind zu verbessern, um die Bereitschaft der Verbraucher für Veränderungen zu sichern.
  • Fortschritte bei Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt dürfen nicht zu Lasten der Verfügbarkeit, der Zuverlässigkeit und der Bezahlbarkeit gehen.

ADAC-Verkehrspräsident fordert mehr Radwege

Dazu kommentiert der ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: „Mit nachhaltiger Mobilität lassen sich die Lebensqualität der Menschen und die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen verbessern. Der neue ADAC-Mobilitätsindex zeigt, dass es in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, nachhaltige Mobilität voranzutreiben. Schon um die erforderlichen Minderungen der CO₂-Emissionen zu erzielen, muss sich der Wandel des Verkehrssystems erheblich beschleunigen. Und die Verbraucher müssen ihr Mobilitätsverhalten ändern. Das geht nur, wenn der öffentliche Verkehr, aber auch die Ladeinfrastruktur sowie Radwege ausgebaut werden – die Anstrengungen selbst und das Tempo müssen erhöht werden.“
Der vollständige Index findet sich hier.


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