Neues aus Schrott 31.05.2022, 13:28 Uhr

Niederländischer Fahrradaufbereiter bereitet Sprung nach Deutschland vor

Der niederländische Fahrradhersteller Roetz verfolgt ein ungewöhnliches Konzept: Alte Fahrradleichen werden gesammelt und restauriert. Jetzt will Roetz den Deutschland-Vertrieb ausbauen.
Tiemen ter Hoeven hat Roetz Bikes gegeründet.
(Quelle: Roetz Bikes)
Der Gründer Tiemen ter Hoeven erklärt: „Holländische Räder, besonders die Älteren, sind aus Stahl gefertigt und haben fast identische Rahmen – perfekt also für die Wiederverwertung. So ist 2011 dann Roetz Bikes entstanden.“ Er sammelt verlassene Fahrräder, beispielsweise an Bahnhöfen. Für die Entsorgung müssen die Städte jährlich große Summen aufbringen. „Wir übernehmen diese Räder, nehmen sie auseinander und verwerten die Einzelteile“, so ter Hoeven. 
Die Rahmen werden entrostet, per Sandstrahler gesäubert und neu pulverbeschichtet. Zusätzlich bekommen die Räder neue Felgen, Reifen, Sättel und Bremsen. Einige werden mit dem Pendix-Nachrüstmotor zu E-Bikes aufgerüstet. So entsteht auch aus stark beschädigten Fällen wieder ein neuwertiges, zuverlässiges und sicheres Fahrrad. Und vor allem ein Einzigartiges: Zwar sehen die Räder auf den ersten Blick ähnlich aus, doch sie sind alle Unikate. Die Kreislaufmethode spare rund 30 Tonnen Rohmaterial pro Jahr, sagen die Niederländer. 

Angestellte werden eigens angelernt

In der Fabrik arbeiten 45 Angestellte mit sozialen oder körperlichen Beeinträchtigungen, Ausländer und Ausländerinnen, aber auch Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. Diese können an Trainingsprogrammen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren Dauer teilnehmen. Die Trainees lernen dort das Berufsleben, die Arbeit mit Werkzeug und den Aufbau der Fahrräder. Von den jährlich 100 Teilnehmern bleiben rund 33 Prozent langfristig in der Fahrradindustrie. „Unsere Coaches brauchen manchmal viel Geduld und Fingerspitzengefühl, aber wir wollen die Talente aus jedem Einzelnen herauskitzeln und sie fit für den regulären Arbeitsmarkt machen. Die Absolventen arbeiten dann später entweder bei uns, bei Partnern oder eben in der freien Wirtschaft“, so Roetz. 
Im Moment fertigt Roetz im Jahr rund 2.500 Fahrräder. Diese sind bereits in Fachgeschäften in Berlin, Leipzig, Basel oder Wien erhältlich, den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz will Roetz ausbauen.



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