Mangel an Bewerbungen 18.11.2021, 11:50 Uhr

Dem Einzelhandel fehlen Azubis

Für das Ausbildungsjahr 2021/22 haben 17 Prozent der Betriebe weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als vor der Corona-Krise, häufig aus Mangel an Bewerbungen. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Vor allem kleine Betriebe haben viele verfügbare Lehrstellen.
(Quelle: Shutterstock/Christian Horz)
Knapp die Hälfte der betroffenen Betriebe gibt an, dass fehlende Bewerbungen der Hauptgrund dafür sind, dass Lehrstellen unbesetzt bleiben. Dabei leiden kleinere Betriebe besonders stark unter einem Mangel an Bewerbungen. Von pandemiebedingten Einschränkungen beim Ausbildungsplatzangebot berichten dagegen inzwischen nur noch wenige Betriebe.
Einen Mangel an geeigneten Bewerbungen geben die Betriebe, die weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen haben, mit 31 Prozent als zweithäufigste Ursache für die gesunkene Zahl an Neuverträgen an. Insbesondere größere Betriebe berichten, dass es ihnen an geeigneten Bewerbungen fehlt.

Kleineren Betrieben fehlen mehr Auszubildende

Insgesamt haben 36 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe für das Ausbildungsjahr 2021/22 Lehrstellen angeboten, doch konnten nur 61 Prozent dieser Betriebe tatsächlich auch Ausbildungsplätze besetzen. Der Anteil unbesetzter Lehrstellen an allen angebotenen Lehrstellen liegt mit 49 Prozent in kleineren Betrieben deutlich über dem entsprechenden Anteil in größeren Betrieben, wo er 28 Prozent beträgt. Betrachtet man die einzelnen Branchen, tun sich vor allem das Baugewerbe, aber auch der Groß- und Einzelhandel schwer, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen.
„Es gilt zuallererst, Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt besser zusammenzuführen. Praktika sowie die von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Einstiegsqualifizierung sollten verstärkt angeboten beziehungsweise genutzt werden. Zugleich müssen womöglich auch neue Wege, beispielsweise über die sozialen Medien, beschritten werden, um das Interesse der Jugendlichen für eine betriebliche Ausbildung zu wecken“, so IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. Der hohen Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen steht laut Studie nach wie vor eine ebenfalls hohe, wenn auch rückläufige Zahl an Jugendlichen gegenüber, die keine Lehrstelle finden.

Besseres Kennenlernen und Social Media nutzen

Als potenzielle Lösungen schlägt das IAB vor, Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt besser zusammenzuführen. Erfolgversprechend könnten Ansätze sein, die ein beiderseitiges Kennenlernen ermöglichen und Jugendliche nicht nur an die Ausbildungsinhalte im Betrieb heranführen, sondern auch den Arbeitgebern Einblicke in die Stärken und Schwächen der jungen Menschen gewähren. Daher sollten Praktika sowie die von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Einstiegsqualifizierung verstärkt angeboten beziehungsweise genutzt werden.
Zugleich sollten neue Wege, beispielsweise über die sozialen Medien, beschritten werden, um das Interesse der Jugendlichen für eine betriebliche Ausbildung zu fördern. Betriebe, Arbeitsagenturen und Kammern seien hier gleichermaßen gefordert. Entscheidend für die Wahl eines Ausbildungsberufs werde darüber hinaus sein, welche längerfristigen Perspektiven sich den Jugendlichen, insbesondere mit Blick auf Jobsicherheit, Arbeitsbedingungen und Entlohnung, bieten.
Die Befragung wurde zwischen dem 6. und 20. September 2021 durchgeführt. In der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden monatlich etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt. Die gesamte Studie ist unter diesem Link abrufbar.



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