Umsatzrekord im Corona-Jahr 22.06.2021, 11:42 Uhr

Schweizer Fahrradmarkt wuchs 2020 um ein Viertel

Der Schweizer Fahrradhandel erzielte im Jahr 2020 den höchsten Umsatz aller Zeiten. Das Fahrradbüro Dynamot (Winterthur) beziffert den Umsatz auf knapp 2,4 Milliarden Schweizer Franken (2,2 Milliarden Euro).
So stieg der Umsatz im Schweizer Fahrradhandel von 2014 bis 2020.
(Quelle: Dynamot)
Das entspricht einem Anstieg um 24,4 Prozent, erklärt Dynamot in seiner kürzlich erschienenen Branchenstudie Marktbulletin Velohandel Schweiz 2021. „Dieser Erfolg ist keineswegs selbstverständlich, denn die Corona-Krise wirbelte die weltweiten Lieferketten tüchtig durcheinander“, erklärt der Dynamot-Geschäftsführer Urs Rosenbaum. Während der Pandemie entdeckten unzählige Schweizer das Fahrrad beziehungsweise „Velo" (Begriff für Fahrrad in der Schweiz) mit und ohne Motor für sich, etwa für Urlaub im Inland, als Ausgleich zum Homeoffice oder als alternatives Sport- und Familienprogramm. Gemäß der Mobis Covid-Studie der Technischen Hochschule Zürich stieg ab März 2020 die Fahrradnutzung im Vergleich zum Vorjahr zwischenzeitlich um über 200 Prozent an.
Schweizer Handel sicherte Verfügbarkeit durch Lagerhaltung ab
Hauptverantwortlich für diesen Erfolg ist die geglückte Saisonplanung des Schweizer Velohandels. Weil bereits während dem Jahrhundertsommer 2018 der Fahrradverkauf florierte, stockten Importeure und Händler im Laufe der Saison 2019 ihre Lager tüchtig auf. Dynamot hat berechnet, dass etwa ein Fünftel dieser Lagerbestände in die Saison 2020 übertragen wurde. Dank diesen Reserven konnte der Velohandel die sprunghaft steigende Nachfrage nach Velos und Elektrovelos im Frühjahr 2020 ziemlich gut bedienen. Die Inlandanlieferung (Importe plus Schweizer Montage) von (Elektro-)Fahrrädern sank 2020 um 0,9 Prozent auf rund 552.500 Stück. Insbesondere im Frühjahr, als zahlreiche Hersteller rund um die Welt ihre Betriebe schließen mussten und das globale Transportnetz still stand, fehlte es an Nachschub. Allein von Februar bis Mai wurden rund 70.000 Kompletträder weniger in den Schweizer Handel geliefert als im Vorjahr. Einige Rückstände konnten in den Sommermonaten wieder aufgeholt werden, doch insgesamt hinkte die Fertigung im Jahr 2020 der Nachfrage hinterher.
Weil der Schweizer Handel aber gut aus seinen Lagern im Inland nachliefern konnte, dürften gemäß Dynamot insgesamt etwa 640.000 neue Fahrräder mit und ohne Motor und auch S-Pedelecs verkauft worden sein. Wer ein bestimmtes Modell suchte oder bei einem bestimmten Anbieter kaufen wollte, musste teilweise aber lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder auf ein anderes Angebot ausweichen.
Hohe Nachfrage nach Elektrorädern, Rennrädern und Kinderrädern
Nochmals deutlich zugelegt hat 2020 das E-Bike. Zum ersten Mal wurden über 200.000 Elektroräder in den Schweizer Markt geliefert (+ 10,7 Prozent). In Stückzahlen sind sie damit immer noch in der Minderzahl gegenüber den konventionellen Velos ohne Motor. Gemessen am Verkaufswert haben E-Bikes aber klar die Führung übernommen: 2020 waren sie für 65 Prozent des Fahrzeugverkaufsumsatzes im Schweizer Fahrradhandel verantwortlich. Der Erfolg geht teilweise zu Lasten anderer Radkategorien. 
Insbesondere bei Alltagsrädern und Mountainbikes konnten die Modelle mit Hilfsantrieb ihren motorlosen Gegenstücken Marktanteile abnehmen. „Dennoch ist das konventionelle Velo nach wie vor nicht tot“, so Rosenbaum: Gemessen an den Stückzahlen hält es immer noch einen Marktanteil von 63,2 Prozent. Und die motorlosen Kategorien Kinderrad (+ 2,4 Prozent) und Rennrad (+ 6,3 Prozent) konnten sogar tüchtig zulegen.
Die kostenpflichtige Studie kann man hier bestellen.


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