Rückkehr zum Alltag 14.04.2020, 12:50 Uhr

So plant Europa den Rückweg aus den Corona-Maßnahmen

Während Deutschland noch auf der Suche nach einer geeigneten Exit-Strategie ist, hat sich eine Reihe von Ländern bereits vorsichtig an eine Lockerung erster Corona-Maßnahmen gewagt. So wollen die Nachbarländer verfahren.
(Quelle: Shutterstock / Viacheslav Lopatin)
Hinsichtlich der Maßnahmen im Rahmen der Corona-Krise gehen die Blicke gerne in Richtung der Nachbarländer. Insbesondere an Österreich hat sich die bayerische Regierung und danach auch die Bundesregierung ein Beispiel genommen. Nun beginnen die ersten Länder mit den Lockerungen der Maßnahmen.
In Dänemark sprach Ministerpräsidentin Mette Frederiksen von einer „ersten vorsichtigen Phase“ der Öffnung: In einem ersten Schritt werden von Mittwoch an Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für Kinder bis zur fünften Klasse wieder öffnen. Alle weiteren Maßnahmen hat Frederiksen im selben Atemzug um vier Wochen verlängert: Die dänischen Grenzen, auch die nach Deutschland, bleiben vorläufig bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt - Frederiksen zufolge zumindest bis zur nächsten Phase der Öffnung - für Restaurants, Cafés, Kneipen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen.
Wie Dänemark hatte auch Österreich besonders früh mit strikten Maßnahmen auf das Coronavirus reagiert. In der Alpenrepublik geht es nun am Dienstag mit dem zaghaften Rückweg los: Kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen dann nach Angaben von Bundeskanzler Sebastian Kurz unter strengen Auflagen wieder öffnen. Vom 1. Mai an sollen alle Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure folgen dürfen. Ein Zeitplan zur Öffnung von Hotels und Gastronomie soll Ende April stehen, Ziel ist eine Wiederaufnahme des Betriebs von Mitte Mai an. Die Ausgangsbeschränkungen werden bis Ende April verlängert – das bedeutet, dass man die Wohnung weiter nur mit triftigem Grund verlassen darf. Die bestehende Maskenpflicht im Supermarkt wird von Dienstag an auf alle geöffneten Läden und die öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt.
In Tschechien dürfen seit Donnerstag erste Geschäfte wieder öffnen. In den Tagen nach Ostern will die Regierung einen Plan für die weitere Lockerung der Corona-Maßnahmen vorlegen. „Die Verbote werden nicht wild, sondern kontrolliert aufgehoben“, sagte Ministerpräsident Andrej Babis in einer TV-Ansprache. Der Schulbetrieb soll frühestens Ende Mai wiederaufgenommen werden. Die Regierung hat zwar weitere Ausnahmen beim geltenden Ein- und Ausreiseverbot in Aussicht gestellt, eine Öffnung der Grenzen für den Reiseverkehr scheint aber aktuell nicht zur Debatte zu stehen.
Hunderttausende Spanier durften am Montag erstmals nach zwei Wochen wieder zur Arbeit fahren. Der sogenannte Winterschlaf, mit dem die Regierung den Kampf gegen die Pandemie intensiviert hatte, ging in jenen Regionen zu Ende, in denen der Ostermontag kein Feiertag ist, zum Beispiel in Madrid. Ministerpräsident Pedro Sánchez warnte allerdings am Sonntag, es gebe noch keine echte Abschwächung der Ausgehsperre. „Erste Lockerungen wird es frühestens in zwei Wochen geben. Und die werden schrittweise und vorsichtig sein“, sagte er. Die 47 Millionen Bürger dürfen somit weiterhin weder spazieren gehen noch Sport im Freien treiben.
Bei den Italienern wird über eine „Phase 2“ gesprochen, doch zunächst wurden die strengen Ausgangsbeschränkungen für die 60 Millionen Einwohner bis zum 3. Mai verlängert. Die nicht lebensnotwendige Produktion ist gestoppt. Viele Läden sowie alle Restaurants und Bars sind zu, während der Lebensmittelhandel, die Apotheken, Tankstellen und anderes stets offen waren im ganzen Land. Gleich nach Ostern sollen nun einige Geschäfte, etwa Buch- und Schreibwarenläden, zusätzlich öffnen. Die besonders heftig betroffene Lombardei will diese Läden nicht so schnell wieder aufmachen, auch andere Regionen erlassen derzeit eigene Spezialbestimmungen. Darüber hinaus hat die Regierung angekündigt, dass ein Expertengremium die schrittweise Rückkehr zur Normalität planen soll. Es ist vorgesehen, dass Unternehmen den Anfang machen, bevor die Maßnahmen für die Menschen gelockert werden. Die Schulen könnten bis nach den Sommerferien, also bis September, geschlossen bleiben.
In Norwegen werden die Kindergärten am 20. und die Schulen für Erst- bis Viertklässler am 27. April geöffnet, wie Regierungschefin Erna Solberg vor Ostern ankündigte. Außerdem dürfen unter anderen Friseure, Physiotherapeuten und Psychologen noch im April die Arbeit wiederaufnehmen. Die Grenzen des Landes bleiben weiter zu. Norweger, die in ihre Heimat zurückkehren, müssen weiter 14 Tage in Quarantäne.
In Großbritannien ist der Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht. Es wird daher nicht damit gerechnet, dass die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden. Gleiches gilt für Frankreich, wo Experten immer wieder betonen, dass derzeit noch nicht der richtige Moment sei, um über Lockerungen nachzudenken.


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