Keine Sonderrolle für Fahrradhandel 04.03.2021, 15:22 Uhr

Politik präsentiert Corona-Öffnungsstrategie

Nach mehrstündigen Beratungen haben die politischen Entscheider des Landes eine Corona-Öffnungsstrategie beschlossen. Im Gegensatz zu anderen Einzelhandelsbranchen wird dem Fahrradhandel dabei keine Sonderrolle eingeräumt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Berlins Bürgermeister Michael Müller (l.) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
(Quelle: Bundesregierung)
Bis spät in die Nacht diskutierten am 3. März Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs über die aktuelle Corona-Situation in Deutschland. Als Ergebnis wurde eine fünfstufige Öffnungsstrategie präsentiert. Diese soll in den Ländern teils in Abhängigkeit von der Entwicklung des Infektionsgeschehen greifen, wobei die endgültige Umsetzung wieder bei den örtlichen Behörden selbst liegt. Entgegen der Erwartungen gehört der Fahrradhandel nicht zum Einzelhandel des täglichen Bedarfs und muss sich daher nach Inzidenzwerten richten.

Quelle: Bundesregierung


Der erste Öffnungsschritt startete schon am 1. März mit den Öffnungen von Kindertagesstätten und einigen Schulklassen sowie Friseurbetrieben. Hinzu kamen regionale Regelungen.

Schritt zwei gilt ab dem 8. März. Ab diesem Zeitpunkt gehören auch Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte zum Einzelhandel des täglichen Bedarfs. Sie dürfen unabhängig vom Infektionsgeschehen öffnen, vorgesehen sind ein Kunde pro zehn Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein weiterer Kunde für jede weiteren 20 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Ebenfalls ab dem 8. März tritt Schritt drei in Kraft, der auch den Fahrradhandel betrifft. Bei Inzidenzwerten unter 50 ist ein Kunde pro zehn Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein weiterer Kunde für jede weiteren 20 Quadratmeter Verkaufsfläche gestattet. Bei Werten von 50 bis 100 dürfen Personen nur mit Termin den Einzelhandel besuchen. Hierbei gilt dann die Regel ein Kunde pro 40 Quadratmeter.  

Da in vielen Kreisen momentan die Inzidenz über 50 liegt, müssen sich die meisten Fahrradhändler auf das Konzept Click & Meet einstellen. Erst in Schritt fünf (frühestens ab 5. April) dürfen auch bei Inzidenzen zwischen 50 und 100 die Kunden ohne Termin ins Geschäft kommen.

Mit Enttäuschung und Unverständnis reagiert der Handelsverband Deutschland (HDE) auf die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern. Die für eine Öffnung der Geschäfte vorgeschriebene stabile Inzidenz von 50 sei nicht flächendeckend in Sichtweite, Click & Meet könne die Händler nicht einmal annähernd retten. Die damit weitgehend geschlossenen Handelsunternehmen werden bis Ende März im Vergleich zu 2019 weitere zehn Milliarden Euro Umsatz verlieren.

„Die Ergebnisse des Corona-Gipfels sind für den Einzelhandel eine Katastrophe. Faktisch wird der Lockdown damit trotz aller theoretischen Perspektiven für die große Mehrheit der Nicht-Lebensmittelhändler bis Ende März verlängert“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die für eine Wiedereröffnung aller Geschäfte als Bedingung genannte, stabile Inzidenz von unter 50 sei auf absehbare Zeit wohl nicht flächendeckend zu erreichen. Und auch die Möglichkeiten für den Einkauf nach Terminvergabe könnten für die allermeisten Geschäfte kein wirtschaftlicher Rettungsanker sein. Denn dabei seien in der Regel die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze.


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