Integration und Umweltschutz 20.02.2018, 15:20 Uhr

Vaude gründet Recycling-Werkstatt

Vaude betreibt ein neues Projekt zur Verwertung von Produktionsresten. Dort soll überschüssiges Material aus der eigenen Produktion am Bodensee verwertet werden.
Noura Batrdouk (links) und Mahmoud Algasser zeigen die Einkaufstaschen.
In Tettnang produziert Vaude Rucksäcke, Rad- und Tragetaschen. „Ganz vermeiden lassen sich Abfälle leider nicht. Bislang entsorgen wir noch viel zu oft wertvolle Materialien, obwohl sie eigentlich viel zu schade dafür sind. Das ist reine Verschwendung und deshalb wollen wir das ändern“, so Lisa Fiedler aus der Unternehmensentwicklung. Darum habe Vaude eine so genannte Upcycling-Werkstatt gegründet, in der mit kreativen Ideen und handwerklichem Geschick schöne und praktische Unikate hergestellt werden sollen. Statt Stanzreste und Materialüberschüsse aus der Produktion wie bisher üblich zu entsorgen, sollen Reste nun gesammelt und sortiert werden. In der Werkstatt sollen Einkaufstaschen in zwei Größen und vielen verschiedenen Farbkombinationen entstehen. „Durch das Projekt können wir rund 900 kg Restmüll pro Jahr vermeiden – daraus stellen wir stattdessen viele tolle Upcycling-Taschen her“, erklärt Fiedler.
Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Seinen Ursprung nahm die Werkstatt 2016 in Nähworkshops für Migranten, Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge. Diese sollten einen Einblick in den Arbeitsalltag in Deutschland erhalten. Bereits damals wurden nach Angaben von Vaude aus Materialresten der Manufaktur Einkaufstaschen hergestellt. Diese seien binnen kürzester Zeit verkauft worden. Den Erlös habe das Unternehmen an das Asylnetzwerk Tettnang gespendet, mit dessen Unterstützung die Workshops durchgeführt wurden. Das Feedback auf diese Aktion soll ausnahmslos positiv gewesen sein. So kam die Idee auf, eine Upcycling-Werkstatt mit Migranten zu gründen. Mit Hilfe der Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die im September 2017 Fördermittel von 70.000 Euro für das Projekt bewilligte, konnte es nun umgesetzt werden. Vaude hat die erforderliche betriebliche Struktur aufgebaut und Noura Batrdouk fest angestellt. Für die 36-jährige, die 2015 aus Syrien einwanderte und mittlerweile sehr gut deutsch spreche, sei es eine tolle Chance, im Arbeitsleben Fuß zu fassen. In ihrer Heimat war sie nach Angaben von Vaude Lehrerin für handwerklich-künstlerische Fächer – nun bringe sie ihre Vielseitigkeit und Kreativität in der Upcycling-Werkstatt ein. Mittlerweile wurde mit dem gelernten Schneider Mahmoud Algasser ein weiterer Einwanderer aus Syrien eingestellt.
Neben den Anfangsinvestitionen für die Werkstatt soll durch die Fördergelder auch eine Austauschbörse für Material und Ideen entstehen, die Vaude gemeinsam mit Partnerunternehmen ins Leben rufen möchte. „Mit der Entwicklung eines Upcycling-Fertigungsprozesses, gepaart mit dem Aufbau eines neuen Businessmodells, eröffnen sich für Vaude neue Möglichkeiten der Wertschöpfung bei gleichzeitiger Ressourceneinsparung und Abfallvermeidung. Durch die Verzahnung mit den bereits eingebundenen Unternehmen und Institutionen wird zudem eine Plattform für Upcycling-Produktionen entstehen“, so Dr. Maximilian Hempel, Deutsche Bundesstiftung Umwelt. „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten. Ihnen werden vertiefte Einblicke in betriebliche Abläufe ermöglicht und berufliche Perspektiven aufgezeigt. Ich hoffe, dass sich das Projekt weiter erfolgreich entwickelt und es viele zum Nachahmen inspiriert.“
Taschen aus original Zeppelinmaterial
Das Projekt stößt nach Darstellung von Vaude bereits auf großes Interesse. So will der Hersteller im Rahmen eines Pilotprojekts auch Taschen und -Rucksäcke für die Deutsche Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen produzieren. Als Material komme die ausgemusterte Außenhülle des Zeppelin NT zum Einsatz. Statt diese alte Hülle zu entsorgen, sollen daraus schon bald Souvenirs entstehen.


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